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OeNB-Analyse: Weiter sinkende Kreditnachfrage lässt Konjunktur stottern

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Die Kreditnachfrage im Euroraum ist weiter rückläufig. Die Rezession wird noch andauern.

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Die European Bank Lending Survey zeigt eine weiterhin rückläufige Kreditnachfrage im Euroraum. Auch in Österreich steigen Unternehmen bei den Investitionen weiter auf die Bremse. Die seit dem zweiten Halbjahr bestehende Rezession wird noch andauern.

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Wirtschaft ohne Schwung

Im Jahr 2023 hat die Wirtschaft massiv an Schwung verloren. Und auch das Jahr 2024 dürfte noch eine längere Hängepartie werden. Das zeigen die nun vorgelegten Ergebnisse der jüngsten, von den europäischen Notenbanken im Dezember durchgeführten Erhebung zur Entwicklung des Kreditgeschäfts der Banken.

Die im Rahmen der Bank Lending Survey in allen Euro-Staaten vierteljährlich erhobenen Daten zeigen, dass die Kreditnachfrage in den für die Konjunktur so relevanten Bereiche der Unternehmenskredite wie auch bei den privaten Wohnbaukrediten im gesamten Euroraum weiter abgenommen hat.

Auch Österreich ist dabei keine Ausnahme. Die seit dem zweiten Halbjahr 2022 andauernde Rezession der österreichischen Wirtschaft dürfte daher auch 2024 weiter andauern und sich aufgrund des Zinsumfelds und der weiter verschärften Kreditvergaberichtlinien - vor allem gegenüber Unternehmen - noch weiter verschlimmern.

Unternehmenskredite: Nachfrage geht weiter zurück

Wenn Unternehmen bei Investitionen auf die Bremse steigen oder diese zurückhalten, ist das grundsätzlich kein gutes Signal. Die von der OeNB erhobenen Daten zeigen nun, dass die Nachfrage nach Unternehmenskrediten im vierten Quartal 2023 weiter gesunken ist - nachdem sie schon im dritten Quartal deutlich zurückgegangen war.

Bedenklich erscheint dabei vor allem die andauernd schwächelnde Nachfrage nach langfristigen Krediten zur Investitionsfinanzierung. Ein wesentlicher Grund für diese Zurückhaltung sind die gestiegenen Zinsen, durch die Finanzierungen deutlich teurer wurden. Nachdem auch seitens der EZB weiterhin keine klaren Signale für eine baldige Wende der Zinspolitik kommen, wird weiter zugewartet.

Passend zur Abwärtsentwicklung bei der Vergabe der Unternehmenskredite zeigt sich in den Ergebnissen der OeNB-Umfrage auch ein zunehmend negativer Risikoausblick. Schon seit dem Jahr 2022 hat sich die Risikoeinschätzung der Banken zur allgemeinen Wirtschaftslage und der Kreditwürdigkeit der Unternehmen nach und nach verschlechtert und ebenfalls entsprechend restriktiv auf das Kreditangebot ausgewirkt. Von allen Wirtschaftssektoren trifft diese Abwärtsspirale die Immobilienwirtschaft wenig überraschend am stärksten.

Österreichs Banken gehen davon aus, dass die Tendenzen des vergangenen Jahres zumindest auch i ersten Quartal 2024 anhalten. Zumal Banken weitere Verschärfungen ihrer Kredit-Angebotspolitik gegenüber Unternehmen planen.

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Entwicklung der Kreditvergabe an Unternehmen im Euroraum

© Europäische Zentralbank

Private Wohnbaukredite gehen weiter zurück

Steigende Zinsen und verschärfte Richtlinien zur Vergabe von Wohnbaukrediten an Privatpersonen haben das Geschäft mit privaten Immobilienkrediten erheblich gebremst. Seit dem Sommer 2022 benötigen Privathaushalte für eine Immobilienfinanzierung zumindest 20 Prozent des Kreditvolumens an Eigenmittel, die Kreditraten dürfen zudem maximal 40 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens ausmachen und die Kredit-Laufzeit 35 Jahre nicht übersteigen.

Im April 2023 wurden die Bestimmungen zwar etwas entschärft - Banken können nun, abhängig von ihrem Geschäft mit Neukrediten in der Vorperiode auch Ausnahmegenehmigungen erteilen - das Kreditgeschäft ist damit aber nicht angesprungen. Und der Dämpfer im privaten Wohnbau hat Folgen für die Konjunktur und besonders auch die Bauwirtschaft.

Die Erhebung der OeNB belegt eindeutig: Die Nachfrage nach privaten Wohnbaukrediten ist im dritten und vierten Quartal 2023 weiter gesunken, nachdem sie in der zweiten Jahreshälfte 2022 – ausgehend von einem Rekordhoch – als Folge der strengeren Vergaberichtlinien und der gestiegenen Zinsen eingebrochen war.

Nicht nur, dass Kredite dadurch schwerer zu bekommen sind. Sie sind auch teurer und weniger leistbar geworden, insbesondere im derzeit schwierigen Umfeld mit hoher Inflation und Rezession. Angebotsseitig kam es in den letzten Quartalen nur zu wenigen Änderungen im Geschäft mit privaten Wohnbaukrediten.

Für das erste Quartal 2024 erwarten die befragten Banken keine Belebung der Nachfrage, sie wird unverändert auf tiefem Niveau gesehen.

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Entwicklung der Vergabe privater Immobilienkredite im Euroraum und in ausgewählten Staaten.

© Europäische Zentralbank

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