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Putin droht mit Raketenschlägen gegen Kiews Unterstützer

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Interkontinentalrakete bei einer Militärparade in Moskau
©APA/APA/AFP/Archiv/ALEXANDER NEMENOV
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Russland droht nach dem ersten Angriff mit einer neuen Mittelstreckenrakete mit weiteren Schlägen gegen die Ukraine und ihre westlichen Unterstützer. "Wir sehen uns im Recht, unsere Waffen gegen militärische Objekte der Länder einzusetzen, die es zulassen, dass ihre Waffen gegen Objekte bei uns eingesetzt werden", sagte Kremlchef Wladimir Putin in Moskau. "Im Fall einer Eskalation aggressiver Handlungen werden wir entschieden spiegelbildlich handeln."

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Er sprach von einer Reaktion darauf, dass die USA und andere Länder der Ukraine den Einsatz weitreichender Waffen gegen russisches Territorium erlaubt hätten. "Wir haben mehrfach unterstrichen, dass der vom Westen provozierte Regionalkonflikt in der Ukraine Elemente globalen Charakters angenommen hat", sagte Putin. Seinen Angaben nach hatte Russland am Donnerstagmorgen mit einer neu entwickelten Mittelstreckenrakete die ukrainische Großstadt Dnipro beschossen. Dort schlugen sechs Sprengköpfe ein, wobei Putin sagte, es seien keine Atomsprengköpfe gewesen. Dnipro ist Standort des früher sowjetischen und jetzt ukrainischen Raketenbau- und Rüstungskonzerns Juschmasch.

Nur wenige Tage nach der Änderung der russischen Atomstrategie stellt das US-Verteidigungsministerium mögliche Änderungen an der amerikanischen Atomwaffen-Strategie in Aussicht. Der zuständige Abteilungsleiter im Pentagon, Richard Johnson, verwies unter anderem auf verbesserte nukleare Fähigkeiten Chinas und Russlands. Um wirksame nukleare Abschreckung sicherzustellen, könne eine Anpassung der zuletzt 2022 aktualisierten Atom-Strategie notwendig werden, sagte er bei einem Auftritt in Washington.

Russland hatte erst kürzlich seine Atom-Doktrin verändert. In der neuen Fassung heißt es, dass Moskau die Aggression eines Staates, der selbst keine Atomwaffen hat, aber von Atommächten unterstützt wird, als deren gemeinsamen Angriff auf Russland wertet.

Auch über Russland und China hinaus sieht das Pentagon Risiken. Mehrere Länder vergrößerten und modernisierten ihre Atomwaffen-Arsenale, sagte Johnson. Zugleich komme Nuklearwaffen eine größere Rolle in der Sicherheitsstrategie dieser Staaten zu.

Der russische Angriff auf Dnipro solle vor allem die Ukraine und ihre Unterstützer einschüchtern und öffentliche Aufmerksamkeit erregen, sagte ein Vertreter der US-Regierung. Moskau besitze vermutlich nur eine Handvoll dieser experimentellen Raketen. Die Ukraine habe schon Angriffe von Raketen mit viel größeren Sprengladungen überstanden. Die USA hätten Kiew und die Verbündeten jüngst über einen möglichen Einsatz der neuen Rakete informiert. Moskau wiederum habe die USA kurz vor dem Abschuss informiert, sagte die Vize-Sprecherin des US-Verteidigungsministeriums, Sabrina Singh. Dazu seien die "Kanäle zur Verringerung nuklearer Risiken" zwischen Washington und Moskau genutzt worden.

Die Nacht auf Freitag, den 1003. Tag des russischen Angriffskriegs, begann für Teile der Ukraine mit russischen Drohnenangriffen, wie Monitoringkanäle meldeten. Die ukrainische Flugabwehr erfasste mehrere Drohnenschwärme bei Charkiw und Sumy im Osten des Landes. Russische Behörden berichteten ihrerseits von ukrainischen Kampfdrohnen über den Gebieten Brjansk und Tula. Über eventuelle Auswirkungen der Drohneneinflüge machten die beiden Kriegsparteien keine Angaben.

Bei den Bodengefechten in der Ostukraine waren die Verteidiger weiter unter Druck. Der ukrainische Militärblog DeepState meldete, russische Truppen hätten das Dorf Dalne bei der bedrängten Stadt Kurachowe erobert.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verlangte von der Weltgemeinschaft eine entschiedene Reaktion auf den russischen Angriff. "Dies ist eine eindeutige und ernsthafte Ausweitung des Ausmaßes und der Brutalität dieses Krieges, eine zynische Verletzung der UN-Charta durch Russland", schrieb Selenskyj in sozialen Netzwerken. Es sei Putin "egal, was China, Brasilien, die europäischen Länder, Amerika und alle anderen Länder der Welt fordern."

Die Ukraine hat in den vergangenen Tagen dem Vernehmen nach ATACMS-Raketen aus US-Produktion und britische Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow auf Militärziele in Russland abgefeuert. Selenskyj erklärte, dies sei als Abwehr des russischen Angriffskriegs völkerrechtlich gedeckt. "Unser Recht auf Selbstverteidigung ist das gleiche wie das jeder anderen Nation."

Die Vereinten Nationen sprachen von einer "besorgniserregenden Entwicklung". "All das geht in die falsche Richtung. Was wir sehen wollen, ist, dass alle Parteien dringend Schritte unternehmen, um die Situation zu deeskalieren", sagte UN-Sprecher Stéphane Dujarric in New York.

Über die Eigenschaften der neuen russischen Mittelstreckenrakete herrschte weiter Rätselraten. Das ukrainische Militär war zunächst von einer Interkontinentalrakete ausgegangen. Putin nannte das Geschoss Oreschnik (übersetzt: Nussstrauch). Es arbeite mit Hyperschallgeschwindigkeit und könne nicht abgefangen werden, behauptete er. Allerdings werten Experten gerade den Einsatz von mehreren Sprengköpfen in Dnipro als Hinweis, dass die Rakete auch nuklear bestückt werden kann. Das Pentagon geht davon aus, dass die ballistische Mittelstreckenrakete auf dem Modell der russischen Interkontinentalrakete RS-26 basiert.

Die Entwicklung der Rakete sei auch eine Reaktion darauf, dass die USA den INF-Vertrag zum Verbot landgestützter nuklearer Mittelstreckenraketen mit 500 bis 5500 Kilometer Reichweite aufgekündigt hätten, sagte Putin. Die USA wollten solche Raketen in Europa und im Pazifik stationieren. Tatsächlich ist Washington 2019 aus dem Vertrag ausgestiegen. Anlass war der Verdacht, dass Moskau Raketen und Marschflugkörper in den verbotenen Reichweiten entwickelt hatte.

A Russian Yars intercontinental ballistic missile launcher rolls on Red Square during the Victory Day military parade in central Moscow on May 9, 2024. Russia celebrates the 79th anniversary of the victory over Nazi Germany in World War II. (Photo by Alexander NEMENOV / AFP)

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