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Scholz verliert Vertrauensabstimmung im Deutschen Bundestag

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Weg für Neuwahlen frei
©APA/APA/AFP/RALF HIRSCHBERGER
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Der Weg für die vorgezogene Neuwahl des Deutschen Bundestages ist am Montag geebnet worden. In einer namentlichen Abstimmung über die Vertrauensfrage verweigerten die Bundestagsabgeordneten SPD-Kanzler Olaf Scholz wie angestrebt die Unterstützung. Vorausgegangen war eine mehr als zweistündige Debatte, die von gegenseitigen Schuldzuweisungen der früheren Ampel-Partner und vom Wahlkampf geprägt war. Die Neuwahl des Deutschen Bundestages soll am 23. Februar stattfinden.

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Die verlorene Vertrauensfrage nach Artikel 68 Grundgesetz ist Voraussetzung dafür, dass der Bundespräsident Neuwahlen ansetzen kann. Für Scholz votierten nun 207 Abgeordnete, darunter geschlossen die SPD-Fraktion. Zudem erhielt er die Stimmen von drei AfD-Abgeordneten und drei Fraktionslosen. Gegen Scholz stimmten 394 Abgeordnete, 116 weitere enthielten sich.

Es war erst das sechste Mal in der bundesdeutschen Geschichte, dass ein Kanzler die Vertrauensfrage stellte. Die letzte hatte es im Juli 2005 gegeben, die darauf folgenden Neuwahlen besiegelten das Ende der Amtszeit des vor Scholz letzten SPD-Kanzlers Gerhard Schröder.

Scholz traf nach der Abstimmung Deutschlands Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue, um diesen um die Auflösung des Bundestags zu bitten. Der Präsident hat 21 Tage Zeit, um über Neuwahlen zu entscheiden. Steinmeier will sich nun nach Angaben seiner Sprecherin zunächst mit den Fraktionsvorsitzenden im Bundestag beraten.

Entscheidet der Bundespräsident sich für eine Auflösung des Bundestags, müssen binnen 60 Tagen Bundestagswahlen stattfinden. Der 23. Februar als Termin ist mit ihm schon abgesprochen.

Scholz warb vor der Abstimmung für die Vertrauensfrage als Weg, den Wählerinnen und Wählern nach dem Bruch der Ampel-Koalition eine Grundsatzentscheidung über den künftigen Kurs Deutschlands zu ermöglichen. Die nun anstehenden Entscheidungen über die Zukunft des Landes seien "so grundlegend, dass sie vom Souverän selbst getroffen werden" müssten, sagte er. Investitionen in die Zukunft von Wirtschaft und Wohlstand sowie die Stärkung der Bundeswehr dürften dabei nicht auf Kosten von Ausgaben für Gesundheit und Pflege oder von stabilen Pensionen gehen.

Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz von der CDU warf Scholz vor, das Land "in einer der größten Wirtschaftskrisen der Nachkriegsgeschichte" zu hinterlassen. Vor Deutschland liege nun "eine gewaltige Kraftanstrengung für unser Land, für die Wirtschaft, für die Menschen, für uns alle".

Merz kritisierte die Vorschläge von SPD und Grünen für den Bundestagswahlkampf scharf. "Das heißt doch im Klartext nichts anderes als Steuererhöhungen, mehr Schulden, mehr Umverteilung auf Kosten der jungen Generation", sagte der CDU-Chef. Insbesondere die Vorstellungen der Grünen schlössen eine Koalition mit der Union aus.

Die grüne Wirtschaftspolitik sei "eine einzige politische Bankrotterklärung", schlug CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt in dieselbe Kerbe. An Scholz gerichtet sagte er, es sei "nicht überraschend, dass Ihre Kanzlerperiode mit einer Vertrauensfrage endet". Es sei "nur bedauerlich, dass die so spät kommt".

Scholz ging erneut hart mit dem ehemaligen Koalitionspartner FDP ins Gericht: Er warf den Liberalen "wochenlange Sabotage" der Ampel-Koalition vor. "Politik ist kein Spiel", betonte Scholz. Sie brauche die "nötige sittliche Reife".

Scholz habe den wirtschaftlichen Abstieg "lange, lange" geleugnet und sich nötigen Kursänderungen verweigert, konterte FDP-Chef Christian Lindner mit Blick auf den monatelangen Ampel-Streit um die Wirtschafts- und Haushaltspolitik. "Tausende, Zehntausende, vielleicht Hunderttausende Menschen" müssten nun fürchten, dass sie ihren Arbeitsplatz verlören.

Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck räumte auch Fehler in der Ampel-Regierung ein. "Häufig waren wir zu spät, aber vor allem war es ganz häufig zu wenig", sagte er. Die drei Ampel-Partner seien sicher am Ende "alle drei genervt voneinander" gewesen. Vor den Neuwahlen gehe es nun auch darum, wie die Politik Vertrauen zurückgewinnen könne. Er forderte dabei die Union auf, bis zu den Wahlen keine "Arbeitsverweigerung" zu betreiben, sondern Beschlüsse zum Wohle des Landes zu unterstützen.

AfD-Fraktionschefin Alice Weidel attestierte der Regierung Scholz ein Komplettversagen. Der Bundestag entziehe Scholz das Vertrauen, "das Sie bei den Bürgern schon längst verloren haben", sagte sie. "An den Schäden, die Sie angerichtet haben, werden die Deutschen noch Jahrzehnte zu tragen haben", sagte Weidel - und verwies auf die schwierige Lage in der Automobilbranche und anderen Industriezweigen.

Der Co-Vorsitzende der Linken-Gruppe, Sören Pellmann, sagte, das "Versagen" der Regierung in sozialer Hinsicht sei "enorm". Das sei allerdings auch kein Wunder, wenn die "dreisten Nach-unten-Treter" der FDP an einer Regierung beteiligt seien.

BSW-Vorsitzende Sahra Wagenknecht warf der Ampel-Regierung vor, sie habe das Leben der Menschen in Deutschland "spürbar und nachhaltig verschlechtert". Deutschland brauche nun "keine Neuauflage der gescheiterten Politik der letzten Jahre".

German Chancellor Olaf Scholz walks towards an exit sign during a vote of confidence against himself in a plenary session at the Bundestag (Lower house of Parliament) in Berlin on December 16, 2024. Germany's embattled Chancellor Olaf Scholz faces parliament on December 16, 2024 to trigger the process towards February 23, 2025 elections, in the hope that he can weather a political crisis and win a second term. (Photo by RALF HIRSCHBERGER / AFP)

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