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Familie Benko Privatstiftung ist in Konkurs

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René Benko, Gründer der Signa Holding

©trend / Daniela Klemencic
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Die Stiftung rund um den Gründer der Immobiliengruppe Signa, René Benko, hat beim Landesgericht Innsbruck einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahren eingebracht.

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Die Familie Benko Privatstiftung mit Sitz in Innsbruck ist pleite. Die Stiftung rund um den Gründer der Immobiliengruppe Signa, René Benko, hat in Eigeninitiative den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Landesgericht Innsbruck einen eingebracht.

In der Vergangenheit gab es viele Spekulationen darüber, inwieweit es Vermögensbewegungen von René Benko in Richtung der Familie Benko Privatstiftung gegeben haben könnte. Bisher blieb aber dem Rechtsanwalt Dr. Andreas Grabenweger, dem Insolvenzverwalter über das Vermögen von René Benko ein Einblick in die Vermögenssituation der Familie Benko Privatstiftung verwehrt.

Durch die nunmehrige Insolvenzeröffnung über die Familie Benko Privatstiftung erwarten sich die Gläubiger, dass zusätzliche Informationen generiert werden können. Es herrscht allerdings nach wie vor hohe Intransparenz, was das zerbröckelnde Signa-Immobilienimperium betrifft. Auch, weil es weitere Stiftungen im Inland und im Ausland gibt.

Die Familie Benko Privatstiftung

Das Vermögen der 2001 gegründeten Stiftung ist im Firmenbuch mit 1.000.000 Schilling (ca. 72.500 €) beziffert. Aus dem Insolvenz-Eröffnungsantrag der Privatstiftung ergeben sich Aktiva in der Höhe von 21,54 Mio. Euro sowie Passiva in der Höhe von 854,19 Mio. Euro, wobei nachrangige Forderungen noch nicht enthalten sind.

Zum Stiftungsvermögen der Privatstiftung gehören die folgenden Beteiligungen:

  • ARP Seventeen GmbH (Anteil: 100 %)

  • Familie Benko 2017 Zwei GmbH (Anteil: 100 %)

  • Familie Benko 2018 Fünf GmbH (Anteil: 100 %)

  • Supraholding GmbH (Anteil: 32,3645 %)

  • SIGNA RFR International Projektbeteiligungs GmbH (Anteil: 25 %)

  • SIGNA Holding GmbH (Anteil: 10,1 %)

Wirtschaftliche Eigentümer der Privatstiftung sind

  • Ingeborg Benko

  • René Benko

    Karin Fuhrmann

  • Markus Mitterrutzner

  • Marcus Mühlberger

„Um welches Vermögen es im Rahmen der Insolvenz der Familie Benko Privatstiftung tatsächlich geht, gilt es in nächster Zeit herauszufinden“, erklärt Klaus Schaller, Leiter des KSV1870 in Innsbruck.

Zum Insolvenzverwalter wird Rechtsanwalt Herbert Matzunski aus Innsbruck bestellt. Matzunski gilt als erfahrener Insolvenzverwalter. Er hat in der Vergangenheit bereits mehrere Großverfahren, wie etwa das Konkursverfahren des FC Tirol, am Landesgericht Innsbruck abgewickelt.

Das Konkursverfahren über Renè Benko

Die Insolvenz der Privatstiftung folgt damit dem bereits am 8. März eröffneten Konkursverfahren über das Vermögen des Stiftungsgründers René Benko. Der Signa-Gründer hat mit diesem Eigenantrag auf Insolvenzeröffnung das Vorliegen von Zahlungsunfähigkeit eingeräumt. Zum Insolvenzverwalter wurde der Innsbrucker Rechtsanwalt Andreas Grabenweger bestellt.

Für den Gläubigerschutzverband KSV1870 kam dieses Konkursverfahren unerwartet. Benko verlor damit nämlich auch die Verfügungsmacht über sein Vermögen. In letzter Konsequenz befindet sich René Benko seither genau in jener Art von Insolvenzverfahren, das von der Finanzprokuratur von Anbeginn an angestrebt wurde.

Die Wirkung des Konkursverfahrens bezieht sich auf das Beratungsunternehmen und sämtliches Privatvermögen des René Benko. Gleichzeitig erstreckt sich die Wirkung eines in Österreich eröffneten Insolvenzverfahrens auch auf etwaiges im Ausland gelegenes Vermögen. „Kurz zusammengefasst geht es nun um das gesamte Vermögen des René Benko“, erklärt Klaus Schaller, Regionalleiter West des KSV1870.

Die Gesamtsumme der bei René Benko offen aushaftenden Verbindlichkeiten ist aktuell nicht klar. Es bleibt insbesondere abzuwarten, ob durch Signa-Gesellschaften oder Signa-Gläubiger Ansprüche gegen René Benko geltend gemacht werden. Denkbar wäre etwa, dass René Benko persönliche Haftungen für Signa-Verbindlichkeiten übernommen hat.

Das Ausmaß möglicher Schadenersatzansprüche, die gegenüber René Benko geltend gemacht werden könnten ist ebenfalls unklar.

Brisante Geldverschiebungen im Sommer 2023

Laut einer gemeinsamen Recherche von "News" und der "Krone" soll Benko im Sommer 2023 innerhalb des Signa-Konglomerats noch Millionengelder verschoben und als frisches Kapital der Holding ausgewiesen haben, um die Eigentümer zu einer damals dringend benötigten Kapitalspritze zu bewegen.

Demnach ging es um Ereignisse vor einer 350 Mio. Euro schweren Kapitalerhöhung, die sich die Signa letztlich auch sicherte. Benko soll davon 35 Millionen aus einer der vielen Signa-Töchter abgezogen und über mehrere Stationen der Holding zugeführt haben.

Konkret sei zunächst einer Tochterfirma der Signa Holding Ende Juni 2023 die Summe von 35 Mio. Euro entzogen worden - als Darlehen für eine andere Benko-Gesellschaft. Das Geld sei dann über mehrere Konten und Gesellschaften auf die Reise geschickt worden: Erst zu einer Tochter von Benkos Laura Privatstiftung. Von dort weiter - ebenfalls als angebliches Darlehen - zur Familie Benko Privatstiftung, die zehn Prozent der Anteile an der Signa Holding hält. Über diesen Weg sei das Geld dann letztlich bei der Holding gelandet - getarnt als frisches Kapital, wie die "Krone" schreibt.

Vorwürfe gegen Benko waren am Wochenende auch von Karl Gernandt, Vermögensverwalter des Hamburger Logistikmilliardärs Klaus-Michael Kühne, erhoben worden. Er sah laut einem Bericht von "Der Spiegel" Geldgeber der Signa-Gruppe von Benko "hinters Licht geführt". Benko habe dafür sein Firmenkonstrukt mit mehr als 1.000 Firmen genutzt und unter anderem "in all den Luxemburger Zwischenholdings" Schulden versteckt. Er habe "letztlich betrügerisch" gehandelt. Wess wies dies gegenüber der APA zurück.

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