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Bonität: Wer mitspielen will, sollte sie kennen!

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Ricardo-José Vybiral

©Georg Wilke
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Seit Kurzem ist der KSV1870 an der Wirtschaftsuniversität Wien aktiv. Die interessantesten Fragen der Studierenden über die Bonität von Unternehmen und Privatpersonen beantwortet Ricardo-José Vybiral, Vorstand der KSV1870 Holding AG. Hier die Sammlung dieser Fragen, die nicht nur für Studierende von Interesse sind.

Wie funktioniert eine Wirtschaftsauskunftei?

Eine Wirtschaftsauskunftei ermittelt Daten und Fakten zu Unternehmen und Personen und leitet daraus eine Bewertung der Bonität ab. Die Bonität ist eine Einschätzung der Zahlungsfähigkeit und Zahlungswilligkeit für einen bestimmten Zeitraum. Für diesen Zweck werden tagtäglich die relevanten Daten recherchiert. Dies kann einerseits manuell erfolgen und andererseits werden Fakten aus anderen Quellen automatisiert und tagaktuell verwertet. So fließen z.B. Firmenbuch- und Insolvenz-Informationen nahezu in Echtzeit in die Datenbank der Wirtschaftsauskunftei ein. Es gibt in Österreich rund 640.000 Unternehmen, davon sind rund 430.000 wirtschaftlich relevant. Zu all diesen Unternehmen wird die Aktualität der Information angegeben. Wenn ein Kunde spezielle Fragen hat, oder eine frische Überprüfung anfordert, dann wird diese Firma neu recherchiert.

Wie errechnet der KSV1870 die Bonität eines Unternehmens?

Eine umfassende Unternehmensinformation besteht aus einer Vielzahl von Detaildaten. Das reicht von Bilanzen, Grundbuchinformationen, Zahlungsverhalten und Inkasso bis zu gegebenenfalls vorhandenen Insolvenzinformationen. Diese Daten fließen in Regressionsmodelle ein, welche als Ergebnis die Wahrscheinlichkeit einer Insolvenz innerhalb der nächsten zwölf Monate ausweisen. Die Bonität von Unternehmen wird dann auf einer 7-stufigen Skala angezeigt. Eine gute Bonität liegt zwischen 100 und 399. Ein Wert zwischen 400 und 700 weist Raum für Verbesserung auf. Wichtig zu wissen ist, dass die Wirtschaftsauskunfteien nicht alle über dieselben Daten verfügen und sich daher auch die Bonitätsberechnungen unterscheiden.

Unternehmen X möchte von Unternehmen Y eine Bonitätsauskunft. Darf der KSV1870 Daten ohne die Einwilligung des Unternehmens Y weitergeben?

Als KSV1870 dürfen wir das, wenn das Unternehmen X ein berechtigtes Interesse hat. Denn die KSV1870 Information GmbH, um die es hier geht, ist ein im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen als Kreditauskunftei tätiges Unternehmen und verfügt über die notwendigen Gewerbeberechtigungen. Wir haben im Sinne des Gläubigerschutzes das Ziel, Wirtschaftstreibende vor finanziellem Schaden zu bewahren und ihre Liquidität zu fördern. Dazu erteilen wir Bonitätsauskünfte über Unternehmen und Privatpersonen. Zu diesem Zweck verarbeiten wir personenbezogene Daten. Ziel ist es, das Risiko von Zahlungsausfällen bestmöglich zu minimieren. Eine Zustimmung ist daher nicht notwendig.

Werden seitens des Kreditschutzverbands auch Algorithmen zur Erstellung von Bonitätsauskünften eingesetzt?

Der Kreditschutzverband von 1870 errechnet seine Ratings mit anerkannten statistischen Methoden. Dafür werden in der Regel Daten aus der Vergangenheit in die Zukunft projiziert. Der KSV1870 verwendet keine selbstlernenden Systeme, weil der Gesetzgeber verlangt, dass derartige Berechnungen im Detail den Konsumenten dargestellt und erklärt werden können müssen. KI-Modelle bzw. neuronale Netze weisen diese Eigenschaft nicht auf. Jede Variable, die in diese Berechnungen eingeht, ist aus der Lebenswirklichkeit der Menschen verständlich (z. B.: jüngere Menschen haben ein höheres Risiko als Ältere usw.) und damit auch transparent. Jedes Modell unterliegt einer jährlichen Prüfung auf Relevanz und Validität durch den Statistik-Bereich des KSV1870 und externe Partner.

Wie unterscheidet sich die Dienstleistung des Kreditschutzverbands von einer herkömmlichen Bonitätsprüfung durch Banken?

Die Dienstleistungen des Kreditschutzverband von 1870 sind nur sehr eingeschränkt mit der Bonitätsprüfung einer Bank zu vergleichen. Der Kreditschutzverband von 1870 schöpft aus einem breiten Spektrum externer, frei zugänglicher Informationen und dem persönlichen Kontakt mit Kunden und Lieferanten. Die Ergebnisse dieser Recherchen fließen allerdings in der Regel in die Bonitätsprüfung der Banken ein, die zusätzlich über Informationen aus der bestehenden Geschäftsverbindung (Konten, unterjährige Kredite, sonstige Dispos, Einkommensdaten etc.) verfügen.

Über welche Daten verfügt der Kreditschutzverband über mich als Privatperson?

Wenn eine Privatperson bis dato wirtschaftlich nicht in Erscheinung getreten ist, wahrscheinlich über keine. Sofern jemand in Geschäftskontakt mit Banken, Leasingunternehmen, Kreditkartenfirmen, Versandhandel, E-Commerce oder anderen Unternehmen in der Rolle als Privatperson oder Unternehmer getreten ist, dann sind das in der Regel folgende Kategorien an Informationen: Identifikationsdaten, handelsrechtliche Funktionen, Beteiligungen, Zahlungserfahrungen, Insolvenzinformationen, Informationen aus dem Grundbuch und andere mehr.

Kann man für jede Person jederzeit die Bonität abfragen oder braucht es dafür einen bestimmten Grund?

Nein, man kann nicht für jede Person jederzeit die Bonität abfragen, denn es bedarf immer eines gültigen Rechtsgrundes. Egal, ob die Bonität eines Unternehmens oder eine Privatperson abgefragt werden möchte, es braucht jeweils ein berechtigtes Interesse. Das bedeutet, dass unsere Informationen für einen Geschäftsabschluss oder im Rahmen der Geschäftsbeziehung etwa zur Risikoprüfung benötigt werden.

Inwiefern ist die eigene Bonität bei Privatpersonen wichtig?

Immer dann, wenn eine Privatperson etwa einen Kredit, einen Leasingvertrag oder eine andere Finanzierung abschließen möchte oder wenn sie ein Produkt kaufen will, spielt die Bonität eine wichtige Rolle. Nur bei entsprechend positiver Bonität wird ein Unternehmer den Vertrag auch abschließen. Ist hingegen die Bonität nicht gut, kann es vorkommen, dass eine Finanzierung abgelehnt wird. Auch Verträge mit Energieversorgern oder Handyanbietern kommen unter Umständen nicht zustande. Und bei Online-Einkäufen ist es eventuell nicht möglich, auf Rechnung zu bezahlen. Eine schlechte Bonität kann auch zu höheren Kreditzinsen führen. Weil dann das Risiko eines Zahlungsausfalls höher ist als bei guter Bonität. Die Unternehmen „preisen“ das erhöhte Risiko möglicherweise ein. Es sind aber immer die Unternehmen, die individuell entscheiden, wie sie mit der jeweiligen Bonität einer Person umgehen. Der KSV1870 liefert dazu die Daten. 

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