Der Kreditschutzverband KSV1870 hat die Entwicklung der Eigenkapitalquoten der österreichischen Unternehmen von 2018 bis 2021 untersucht. Das Ergebnis zeigt, dass sich die Unternehmen auch durch die staatlichen Unterstützungen verbessern konnten.
Wie sind die heimischen Unternehmen durch die Pandemie gekommen? Welche Auswirkungen hatten die schwierigen Jahre auf die Eigenkapitalquoten der Unternehmen? Ricardo-José Vybiral CEO der KSV1870 Holding AG, resümiert dazu: „Österreichs Unternehmen haben sich mit Händen und Füßen gewehrt, um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie möglichst im Zaum zu halten. Das ist häufig gelungen, trotzdem gibt es einige Wackelkandidaten.“
Aber, wie der "Austrian Business Check" des KSV1870 zeigt: Der Staat hat das Seine dazu beigetragen, indem er den Unternehmen kräftig unter die Arme gegriffen hat - und dabei wurden vielfach auch Unternehmen bedacht, für die staatliche Hilfen eine willkommene Unterstützung, aber keine Notwendigkeit waren.
Die Analyse, für die Betriebe mit einer positiven Eigenkapitalquote und einer Bilanzsumme von mindestens 100.000 Euro herangezogen wurden, zeigt sogar, dass sich die durchschnittliche Eigenkapitalquote von 48,08 Prozent auf 50,20 Prozent verbessert hat. Gleichzeitig hat sich auch der der Anteil an Firmen mit positiver Eigenkapitalquote von 80,11 Prozent auf 83,28 Prozent verbessert.
Eine Branchenauswertung zeigt, dass es in den ersten beiden Corona-Jahren besonders im Bereich „Beherbergung und Gastronomie“ zu einer überdurchschnittlichen Verbesserung der durchschnittlichen Eigenkapitalquote auf 42,76 % gekommen ist. Die Steigerung in den Jahren 2020 und 2021 beträgt 2,13 Prozentpunkte, obwohl gerade dieser Bereich zu Beginn der Pandemie häufig geschlossen hatte. Das lässt den Schluss zu, dass die Förderungen und Stützungen des Staates zu einer Verbesserung der Eigenkapitalquote geführt haben.
Entwicklung der Eigenkapitalquoten nach BranchenBranche2018201920202021Herstellung von Waren45,2045,9846,5147,30Energieversorgung38,1439,7740,3141,48Bau40,4341,3041,7243,17Handel; Kfz-Reparatur44,9845,4846,5447,82Beherbergung & Gastronomie38,9739,4040,6342,76Information & Kommunikation52,0952,5653,0654,59Finanz- & Versicherung64,8164,9864,8165,37Immobilien42,6642,8542,9843,71Gesundheit & Soziales45,0145,7745,2845,89Quelle: KSV1870
Im Frühjahr 2022 gaben 43 Prozent der befragten heimischen Betriebe an, dass bis zum damaligen Zeitpunkt staatliche Haftungen und Förderungenaus dem Titel der Pandemie-Bekämpfung in ihr Unternehmen geflossen sind. Spitzenwerte gab es in Kärnten (49 %) und Tirol (48 %). Im Burgenland (35 %) und in Vorarlberg (30 %) haben prozentuell die wenigsten Unternehmen Corona-Hilfen empfangen (siehe Grafik).
Ob die Hilfen gerechtfertigt oder nicht in Anspruch genommen wurden darf diskutiert werden, unabhängig von der rechtlichen Konformität. Der Großteil der Unternehmen, die Unterstützungsleistungen des Staates erhalten haben, wäre jedenfalls den Erhebungen des KSV1870 zufolge gar nicht auf diese Leistungen angewiesen gewesen.
Den Berechnungen des KSV1870 zufolge waren die Hilfen lediglich für 14 Prozent der heimischen Betriebe essenziell bzw. entscheidend, um zumindest zu Beginn der Pandemie wirtschaftlich zu überleben. Die Inanspruchnahme etwaiger staatlicher Hilfsgelder hat der KSV1870 jedoch auch als eine kaufmännische Sorgfalt der Unternehmer bewertet, deren Aufgabe es ist, alles Mögliche zu unternehmen, damit der Betrieb auf finanziell gesunden Beinen steht.
Am wenigsten auf staatliche Unterstützungszahlungen angewiesen gewesen wären dem KSV1870 zufolge Unternehmen aus Oberösterreich, wo diese nur von 6 % der Unternehmen benötigt worden wären, aber von 46 % aller Betriebe bezogen wurden.