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Firmenpleiten: Managementfehler sind das Hauptübel

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Keine Ausreden zulässig: Pleitefirmen schaufeln sich ihr Grab zumeist selbst.

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Der KSV1870 hat angesichts der zunehmenden Insolvenzen die Ursachen der Pleiten des Jahres 2023 analysiert. In den meisten Fällen ist der Grund in gravierenden Managementfehlern zu finden.

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Die wirtschaftliche Lage ist aktuell wahrlich kein Anlass für Freudensprünge. Ganz im Gegenteil. Seit nunmehr zwei Jahren befindet sich Österreichs Wirtschaft in der Rezession und es gibt wenig Aussicht auf Besserung. Wirtschaftsforscher schrauben ihre Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr und darüber hinaus laufend weiter zurück. Angesichts der tristen Lage werden die Rufe von Interessensvertretungen wie der Industriellenvereinigung (IV) in Richtung Politik immer lauter, lenkend einzugreifen.

Die beklagenswerte Entwicklung lässt sich auch aus den Insolvenzstatistiken herauslesen, die der Gläubigerschutzverband KSV1870 regelmäßig erstellt. Anfang Juli wurde die erneut ernüchternde Bilanz über das erste Halbjahr 2024 gezogen. Deren Zahlen sprechen für sich. Im ersten Halbjahr 2024 mussten in Österreich 3.298 Unternehmen den Gang zum Handelsgericht antreten, um ein gutes Viertel (26 %) mehr als im Vergleichszeitraum des Jahres 2023, in dem es ebenfalls bereits eine deutlich steigende Tendenz gab. Und die Experten des KSV1870 gehen auch nicht davon aus, dass sich in absehbarer Zeit eine Trendwende einstellt. "Die aktuelle Insolvenzdynamik mit kontinuierlich steigenden Fallzahlen werden bleiben, demnach sind am Jahresende zumindest 6.500 Firmenpleiten realistisch", sagt Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz.

Zinsentwicklung und Pandemie fallen kaum ins Gewicht

Besonders in Vorwahlzeiten werden oft und gerne schnelle und einfach Schlüsse gezogen, worauf eine steigende Zahl von Insolvenzen zurückzuführen sei. So werden zunehmende Firmenpleiten schnell auch mit einer einer verfehlten Politik, bürokratischen Hürden oder der Corona-Pandemie in Zusammenhang gebracht. Auch die geänderte Zinslandschaft und somit die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) wird gerne als Ursache dafür gesehen.

Nichts davon trifft allerdings auch tatsächlich zu, zeigt eine Analyse des Kreditschutzverbands KSV1870, der die Ursachen der in Österreich eingetretenen Insolvenzen des Jahres 2023 untersucht hat. "Plötzliche Zinsanstiege sind als Pleitegrund zu vernachlässigen. Unbeherrschbare Umstände wie etwa eine Pandemie oder Naturkatastrophe gingen als Insolvenzgrund zurück", kommt der KSV1870 zum Schluss. Der Hund lag stattdessen in der Mehrzahl der Fälle im Management des Betriebs begraben.

Hauptursache: fehlendes unternehmerisches Geschick

So sind 37 Prozent aller Firmenpleiten auf operative Fehler zurückzuführen. Dazu gehören Absatzschwächen als Folge einer schlechten Kalkulation, eines unzulänglichen Vertriebs oder eines schlechten Marketings, eine generell schlechte Kostenstruktur im Unternehmen, Schwächen bei der Finanzierung und der Liquidität, oft auch als Folge eines schlechten Forderungsmanagements sowie unzureichende Planung bzw. Controlling.

Jede fünfte Insolvenz (20,5 %) des Jahres 2023 ist auf "Gründungsfehler" zurückzuführen. Und dabei wiegen wiederum das fehlende betriebswirtschaftliche Know-how der Gründer, mangelnde Branchenkenntnisse oder generelle unternehmerische generelle Unerfahrenheit am schwersten.

Nur 13 Prozent der Fälle werden dagegen Naturkatastrophen, Kriegshandlungen, Terrorismus oder auch mit der Covid-19-Pandemie in Verbindung gesehen.

Die Liste sonstiger Management-Verfehlungen, die zu einer Firmenpleite geführt habe, ist noch lang. Dazu gehören auch einfache Ursachen wie "Vernachlässigung der Geschäftsführung" (6,1 %) oder "Mangelhafte Antwort auf Marktveränderungen - Inaktivität der Unternehmensleitung" (7,0 %)

"Seit rund einem Jahr sehen wir, dass die Menge an aktuellen Herausforderungen viele Betriebe überfordert", sagt Insolvenzexperte Götze dazu. Wobei die Überforderung offensichtlich dem fehlenden Management Know-how zuzuschreiben ist. Das zeigt auch eine weitere Zahl aus der Analyse des KSV1870: 4,8 % aller Gründer fehlt demnach "jedwede Eignung, ein Unternehmen zu gründen". Scheitern ist damit von vornherein unausweichlich

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