Die über 1.200 Gläubiger haben dem Sanierungsplan für den Autozubehör-Einzelhändler Forstinger zugestimmt. Binnen zwei Jahren muss Forstinger 20 Prozent der Schulden begleichen. Das Geld dafür soll aus dem laufenden Geschäftsbetrieb erwirtschaftet werden. Forstinger soll kommendes Jahr eine schwarze Null schreiben.
Die bewegte Geschichte des Autozubehörhändlers Forstinger mit Pleiten, Sanierungen und einer Vielzahl von Eigentümerwechseln und zuletzt einer abermaligen Insolvenz bekommt eine neue Facette. Nachdem das Unternehmen mit seinen über 107 Filialen in die Insolvenz geschlittert war, wurde mit 31. Jänner 2018 ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung in die Wege geleitet. Ursprünglich wurden über 31,2 Millionen Euro Forderungen angemeldet, von denen der Insolvenzverwalter zuletzt 24,5 Millionen Euro anerkannt hatte.
Auf der heutigen Sanierungsplantagsatzung beim Landesgericht St. Pölten haben laut KSV1870 die 1.240 Gläubiger (inklusive Dienstnehmer) der Sanierungsplanquote von 20 Prozent zugestimmt. Forstinger muss 20 Prozent der Schulden abstottern und zwar in einer 6-prozentigen Teilbarquote, jeweils sieben Prozent müssen binnen einem und zwei Jahren bezahlt werden.
Die finanziellen Mittel für die Sanierungsplanquote sollen aus dem Fortbetrieb des Unternehmens. Die eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen sollen demnach schon so erfolgreich sein, dass mit einem Turnaround zur Erfüllung eines positiven EBITDA im Geschäftsjahr 2018/2019 zu rechnen sei, teilt der KSV1870 mit.
Laut KSV1870 seien die nunmehr bestehenden 750 Arbeitsplätze gesichert. Die Autozubehörkette hatte zur Insolvenzanmeldung im Jänner 823 Mitarbeiter, verteilt auf 107 Filialen mit 104 Autowerkstätten. Im März hatte der Sanierungsverwalter die Schließung von fünf Filialen bekanntgegeben. Weiter 15 Filialen standen damals noch zur Disposition.
"Es ist erfreulich, dass mit allen Beteiligten eine konstruktive Lösung gefunden werden konnte und das Unternehmen mit rd. 750 Arbeitsplätzen bestehen bleibt."
Die zweite Pleite binnen 17 Jahren wurde auf überteuerte Mietverträge, zu hohe Beratungshonorare für eine Restrukturierung sowie auf einen zu "warmen Winter" zurückgeführt. Im vorigen Winter soll der Umsatz mit Winterware um 70 Prozent eingebrochen sein. Aber auch der Wandel im Automobilhandel und mit Zubehörteilen macht Forstinger kräftig zu schaffen. Der Einzug der Elektronik führt verstärkt dazu, dass Ersatzteile komplett beim Autohändler ausgetauscht werden müssen. Die Umsätze sind daher in diesem Segment rückläufig. Zudem hat auch der Online-Handel Tempo aufgenommen und die einst größte österreichische Autozubehörkette in den vergangenen Jahren massiv unter Druck gesetzt. Die Konkurrenz der stationären Händler ist nunmehr ein Klick entfernt - im Internet. Und fährt mit einem massiven Preiswettbewerb gegen die traditionellen Zubehörhändler auf.
Das einst von Nobert Forstinger 1962 gegründete Unternehmen hatte sich in Österreich im Lauf der Jahre zum größten Einzelhändler für Automobilzubehör, Zweiräder und Zweiradzubehör etabliert. Ab dem Jahr 2007 ging es abwärts. Die Umsätze sind von damals 132 Millionen Euro bei einem Profit von 6,9 Millionen Euro bis zuletzt eingebrochen. 2014 betrug der Umsatz nur noch 80,4 Millionen Euro bei 6,6 Millionen Euro Minus. Dazwischen lagen mehrere Reorganisationen. Im Geschäftsjahr 2015/16 gab es wieder ein Umsatzwachstum auf 109 Millionen Euro. Im Geschäftsjahr 2016/17 wurden die Erlöse nochmals auf 111 Millionen Euro gesteigert. Aber im Jänner kam das Aus. Das Unternehmen konnte seine Forderungen nicht mehr begleichen und musst Insolvenz anmelden.