Sujetbild München: Hier war der Immobilienentwickler Imfarr mit einem Büro und zahlreichen Projekten aktiv.
©iStockphotoMit dem Wiener Immobilienentwickler Imfarr muss nun das nächste Unternehmen aus der Immobilienbranche Insolvenz anmelden. Die Passiva des Unternehmens, an dem bis 2022 auch Ex-Kanzler Werner Faymann beteiligt war, liegen bei 604 Millionen Euro.
Die goldenen Zeiten, als am Immobilienmarkt leicht Geld viel Geld verdient werden konnte, sind - zumindest vorerst vorüber. Das bekommt die Branche nun massiv zu spüren. Wo nicht genug Eigenkapital vorhanden ist, um oft hunderte Millionen nachzuschießen, wird es eng.
Das trifft nun auch den im Jahr 2007 von Nemat Farrokhnia gegründeten Wiener Immobilienentwickler und Immobilieninvestor Imfarr, das mit Büros in Wien, München und Leipzig auf dem Gewerbe,- und Wohnungsmarkt in Deutschland und Österreich investiert hat. Das Unternehmen ist an 44 Gesellschaften teils mittelbar beteiligt.
Wie der Kreditschutzverband KSV1870 nun meldete hat Imfarr am Handelsgericht Wien ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung angemeldet. Die Passiva liegen bei 604 Millionen Euro, 110 Gläubiger und 18 Dienstnehmer sind von der Insolvenz betroffen.
Schon im September 2023 war die Deutsche Imfarr-Tochter "Development Partner" in die Pleite gerutscht. Bei der Imfarr waren auch Ex-Bundeskanzler Werner Faymann 2019 bis Mitte 2022 als Investor und Ex-Minister Josef Ostermayer 2021 bis 2023 als Manager an Bord.
Zum Insolvenzverwalter wurde der Wiener Rechtsanwalt Stephan Riel bestellt, der als Masseverwalter des insolventen Baukonzerns Alpine bekannt wurde. Imfarr-Gläubiger können bis zum 29. August ihre Forderungen anmelden.
Flaute am Büromarkt und Kostendruck
Zusätzlich zu der für Immobilienentwickler generell ungünstigen Entwicklung am Markt aufgrund des geänderten Zinsumfeld, gleichzeitig deutlich gestiegenen Finanzierungskosten und einer rapide zurückgegangenen Nachfrage hat Imfarr sein das großzügiges Engagement am Deutschen Büro-Immobilienmarkt schwer getroffen. Die Nachfrage nach Büroimmobilien ist in Deutschland praktisch vollständig zum Erliegen gekommen. Zahlreiche Imfarr-Projekte konnten nicht umgesetzt bzw. nicht fertiggestellt werden oder harren seit ihrer Fertigstellung des Verkaufs.
Firmengründer Nemat Farrokhnia hofft dennoch auf eine Fortführung und Sanierung des Unternehmens. Im Sanierungsplan wird den Gläubigern eine Quote von 20%, zahlbar binnen zwei Jahren ab Annahme des Sanierungsplans, angeboten. Die Quote soll aus der geordneten Verwertung des bestehenden Immobilienportfolios beglichen werden.
Zu den Imfarr-Projekten in Wien gehören unter anderem das N50 in der Nordbahnstraße, die Objekte Lassallestraße 1 und 5 sowie das MH47 an der Mariahilferstraße. In Deutschland war Imfarr unter anderem mit Projekten in Köln, Düsseldorf, Frankfurt, München und Berlin aktiv.
Offen ist jedoch, ob die Gläubiger, die diese Immobilien teils mitfinanziert haben, dem Sanierungsplan zustimmen.