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"Die Krise ist in den Köpfen, das Potenzial ist riesig" [INTERVIEW]

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21 min
KSV1870 Präsident Roland Wernik (links) und CEO Ricardo José Vybiral
KSV1870 Präsident Roland Wernik (links) und CEO Ricardo José Vybiral©Elke Mayr / Foto Wilke
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Roland Wernik, Präsident und Ricardo Vybiral, CEO des KSV1870, im großen trend. Interview über die Chancen, Perspektiven und Herausforderungen der heimischen Wirtschaft im Jahr 2023.

von

Peter Sempelmann

Die letzten Jahre waren von zahlreichen Krisen geprägt. Die sind nun leider nicht vorüber, nur weil ein neues Jahr begonnen hat und die Kalender ausgetauscht wurden. Wie zuversichtlich sind Sie nun am Beginn des neuen Jahres?

Ricardo-José Vybiral

Ich glaube, dass – sofern nicht ganz große Überraschungen passieren – das Jahr besser laufen wird, als viele jetzt denken. Und ich hoffe, mich dabei nicht zu täuschen. Die Ausgangssituation für die österreichischen Unternehmer ist sehr gut. Und wir können als KSV1870 den österreichischen Unternehmer:innen auch Mut machen. Mut insofern, als unsere Daten zeigen, dass wir im Grunde sehr kapitalstark in diese Krisen gegangen sind. Und dass wir - wenn man die protokollierten Unternehmen – die GmbHs, CoKGs und so weiter ansieht – auch sehr kapitalstark geblieben sind. Die Auftragslage ist auch sehr gut, die Auftragsbücher immer noch relativ gut gefüllt.

Peter Sempelmann

Die Stimmung in der Wirtschaft scheint dennoch nicht allzu rosig zu sein.

Ricardo-José Vybiral

Wenn wir uns bei den Unternehmen umhören, dann scheint es sich tatsächlich mehr um eine Krise in den Köpfen zu handeln, mehr um Stimmungen als um Fakten. Wir müssen uns aus diesem Dilemma herausziehen und nach vorne blicken. Die Klimakrise und das Thema der Nachhaltigkeit eröffnen zum Beispiel große Chancen. Wenn wir uns im Themenbereich der Energie-Transformation und anderen Innovationsfeldern noch stärker positionieren, dann haben wir ein riesiges Potenzial. Wir versuchen, das auch im Rahmen von Webinaren, im Rahmen von Publikationen und Veranstaltungen aufzuzeigen. Zu ermutigen, dass vieles möglich ist und manches auch gar nicht so komplex ist, wie es vielleicht scheint.

Peter Sempelmann

Zuletzt haben sich tatsächlich auch schon einige wirtschaftliche Faktoren etwas zu Gunsten der Unternehmen geändert. Die Lieferkettenproblematik, die Energieversorgung. Auch die Gaspreise haben wieder ein normaleres Niveau erreicht.

Ricardo-José Vybiral

Die Frage ist natürlich, wie nachhaltig diese Entspannung ist. So lange nicht weitere Krisenherde angeheizt werden, wird sich diese Entspannung fortsetzen. Wenn das Gegenteil eintritt, dann wissen wir, dass bei der nächsten Krise die Köpfe automatisch wieder in den Sand gesteckt werden und die Investitionsfreudigkeit weiter zurückgeht. Es ist aber wichtig, dass wir weiterhin Investments tätigen. Die österreichischen Unternehmer: innen sind sehr auf das Cash-Cowing bezogen. Deshalb ist die Kapitalstärke grundsätzlich auch sehr gut. Aber mit dem Reinvestieren sind wir sehr zurückhaltend. Es gibt natürliche „Leading Companies“ und Leitbetriebe, die da einen sehr guten und erfolgreichen Weg gehen. Aber in der Breite muss investiert werden.

Roland Wernik

Ich bin ein ganz großer Vertreter der positiven Haltung. Ich sehe in den Krisen für Österreichs Wirtschaft zahlreiche Vorteile. Vielleicht noch ein philosophischer Satz dazu. Wir haben nach den ganzen Krisen wieder mehr Sinn in unserem Arbeiten gefunden. Mitarbeiter sind motiviert, auf einem hohen Aktivitätsniveau zu arbeiten. Unternehmer können besser motivieren. Die Schwierigkeiten in den Lieferketten haben ein Umdenken gebracht. Es macht Sinn, regional etwas zu produzieren. Diese Sinnstiftung geht in die Köpfe.

Das oberste Thema der Wirtschaft sind die fehlenden Arbeitskräfte. Nicht nur Fachkräfte, sondern Mitarbeiter auf allen Ebenen.

Ricardo-José VybiralCEO KSV1870 Holding AG
Peter Sempelmann

Eine neue Belastung des vergangenen Jahres ist die Inflation. Die Preise steigen so rasant wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Unternehmen bekommen den Kostendruck zu spüren.

Ricardo-José Vybiral

Wir werden damit umgehen müssen. Wir waren eben über Jahrzehnte keine Inflation mehr gewöhnt. Aber ich bin überzeugt davon, dass sich das Inflationsthema auf längere Sicht regeln wird. Das braucht aber seine Zeit. Viel schlimmer sind die Dinge, die in der Ukraine passieren.

Roland Wernik

Es gibt unterschiedliche Märkte. Einerseits jenen der Industrie, wo Aufträge bereits abgearbeitet wurden und aktuell nach neuen Aufträgen gesucht wird. Auf der anderen Seite stehen die Klein- und Mittelbetriebe, die auch aufgrund des Personalmangels und der Auftragslage mindestens bis Jahresende ausgelastet sind – was sich auch auf die Preise niederschlägt. Da gibt es keine Entspannung.

Peter Sempelmann

Ein weiteres Thema, das die Wirtschaft aktuell vor ernsthafte Probleme stellt, ist jenes des Personalmangels. Hier gibt es offensichtlich Probleme.

Ricardo-José Vybiral

Der Fachkräftemangel ist im Moment das größte Thema der Unternehmer:innen. Wir fragen im Austrian Business Check auch die Unternehmen, welche Themen sie am meisten bewegen. Ganz klassisch waren das immer die Themen Bürokratie und Steuern. Mittlerweile ist das oberste Thema jenes der fehlenden Arbeitskräfte. Nicht nur Fachkräfte, sondern Mitarbeiter auf allen Ebenen.

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Ricardo-José Vybiral: "Das Inflationsthema wird sich regeln. Viel schlimmer sind die Dinge, die in der Ukraine passieren."

 © Elke Mayr
Peter Sempelmann

Wie lässt sich dieser Mangel beheben? Die demografische Entwicklung spricht ja nicht wirklich dafür, dass sich dieses Problem bald entspannt.

Ricardo-José Vybiral

Um den Arbeitskräftemangel zu beheben, bedarf es mehr Digitalisierung und neuer Arbeitsmodelle. Gleichzeitig müssen die Betriebe die eigene Ausbildungstätigkeit forcieren. Insgesamt fällt uns das Thema jetzt auch deswegen auf den Kopf, weil in den letzten Jahren zu wenig digitalisiert wurde. Auch wenn wir uns in Österreich gerne selbst auf die Schultern klopfen, wenn wir in einem Ranking ganz gut liegen. Digitalisierung ist ein ganz wichtiger Hebel, um schlanker und produktiver zu werden. Die nächste Dimension ist die fehlende Flexibilisierung der Arbeitsmodelle. Wir haben auch beim KSV1870 Mitarbeiter, die vor der Pensionierung stehen und gerne weiterarbeiten würden. Es gibt jedoch kein vernünftiges, staatliches Modell, um ihnen das anbieten zu können. Aber warum eigentlich nicht? Es wäre eine einfache Übung, die Möglichkeiten dafür zu schaffen.

Es wird immer behauptet, dass die Menschen nicht mehr arbeiten wollen und nur noch an die Work-Life-Balance denken. Das stimmt doch nicht.

Ricardo-José VybiralCEO KSV1870 Holding AG
Peter Sempelmann

Die Tourismusbranche und die Gastronomie leiden auch besonders stark unter dem Arbeitskräftemangel.

Roland Wernik

ei den Bedingungen und den Löhnen, die es in der Tourismusbranche zuletzt gab, war es absehbar, dass irgendwann einmal etwas passiert – das gilt zum Beispiel auch für die Spediteure und die LKW-Fahrer. Im Tourismus gab es schon länger Probleme. Dazu zählen unbeliebte Arbeitszeiten, vergleichsweise niedrige Löhne, teils schwierige Arbeits- und Lebensbedingungen, Stichwort Unterkünfte. Die Corona-Krise war ein Brandbeschleuniger, viele Arbeitskräfte aus dem Ausland sind in dieser Zeit in ihre Heimatländer zurückgegangen und haben sich – nicht nur im Tourismus - neu orientiert. Gleichzeitig sind die Betriebe aber auch mit sehr preissensiblen Gästen konfrontiert, gerade jetzt. Dazu kommen die Preissteigerungen, die aktuell auch keine Hilfe sind.

Zudem hat sich aus meiner Erfahrung heraus als Geschäftsführer der Salzburg Wohnbau GmbH auch gezeigt, dass die Qualität von Dienstnehmerwohnungen ein sensibler Punkt im Tourismus ist. Mein Eindruck ist, dass Betriebe, die darauf Rücksicht nehmen, eher weniger Probleme haben, Personal zu finden. In der Vergangenheit hat es auf diesen Faktor zu wenig Fokus gegeben. Und ja, hier wurden auch Fehler gemacht. Es ist daher positiv, dass mittlerweile zugesagt wurde, die Sachbezugsgrenze von 30 auf 40 Quadratmeter zu heben. So können Dienstnehmerwohnungen geschaffen werden, die auch ein Paar beherbergen können.

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Roland Wernik: "Bei den Bedingungen und Löhnen in der Tourismusbranche war es absehbar, dass etwas passiert."

 © Foto: Georg Wilke
Ricardo-José Vybiral

Es wird immer behauptet, dass die Menschen nicht mehr arbeiten wollen und nur noch an die Work-Life-Balance denken. Das stimmt doch nicht. Die Leute sind sehr wohl bereit, zu arbeiten – wenn die Rahmenbedingungen passen. Sowohl beim Arbeitgeber als auch bei den Kinderbetreuungsplätzen und bei der Pensionierung. Dass ich nach dem Pensions-Stichtag vielleicht auch steuerbegünstigt weiterarbeiten kann. Warum nicht? Dabei handelt es sich schließlich um höchst erfahrene Menschen, die ein unglaubliches Wissen haben. Es ist ein Jammer, darauf zu verzichten. Das wären ganz einfache Dinge, die man schnell umsetzen könnte. Keine Rocket-Science.

Peter Sempelmann

Viele Handwerksbetriebe suchen ebenfalls händeringend nach Mitarbeitern. Können keine Aufträge mehr annehmen, weil sie die nicht abarbeiten können. Installateure zum Beispiel.

Roland Wernik

Viele Unternehmer sehen sich derzeit auch mit einer Leistungserfüllung von 90, 95 Prozent konfrontiert. Haben 95 Prozent der Leistung erbracht, aber ein kleiner Teil ist nicht lieferbar und daher kann auch die Schlussrechnung nicht ausgestellt werden. Die Frage ist, wie man mit einer solchen 95-prozentigen Leistungserfüllung umgeht. Das ist ein Problem, das in der nächsten Zeit noch ganz stark zunehmen wird. Wir stehen für eine faire Wirtschaft, und deshalb ist es für uns auch ein Wunsch, dass solche hochgradigen Leistungserfüllungen in Rechnung gestellt werden können.

In Klein- und Mittelbetrieben wird das Cyber-Risiko oft beiseite geschoben.

Ricardo-José VybiralCEO KSV1870 Holding AG
Peter Sempelmann

Herr Vybiral, Sie haben die Bedeutung der Digitalisierung bereits angesprochen. In dem Zusammenhang sind auch das Cyber-Risiko und der Schutz gegen Datenklau oder Datenverlust von Bedeutung. Mir scheint mitunter, dass Bedrohungsszenarien oft immer wieder beiseite gewischt werden.

Ricardo-José Vybiral

Man muss dabei ein wenig differenzieren. Die großen Unternehmen sind im Grunde gar nicht so schlecht gewappnet gegen Cyber-Angriffe. Sie haben eine saubere IT-Infrastruktur, machen ihre Penetration-Tests, ihre Routine-Checks usw. In den Klein- und Mittelbetrieben wurde das aber oft zur Seite geschoben, mit der Einstellung „mich kann das nicht treffen“. Es gibt ein großes Manko rund um die Themen Cyber-Risk und Cyber-Sicherheit: Welche Rahmenbedingungen sind notwendig, damit ich als Unternehmer:in Cyber-sicher bin?


Wir haben uns deshalb vor zwei Jahren entschlossen, unser CyberRisk-Rating aufzusetzen. Ich bin gespannt, wie sich das jetzt verändert, denn vor uns liegt die neue NIS-Verordnung das (Netz- und Informationssystemsicherheitsgesetz – NISG). Die Verordnung besagt, dass Unternehmen einen Nachweis in Form eines CyberRisk Ratings oder einer anderen adäquaten Evaluierung erbringen müssen, weil sie andernfalls ab 2024 die kritische Infrastruktur nicht mehr beliefern können. Dazu gehören Banken, Energielieferanten, große Supermarktketten, Spitäler oder die öffentliche Hand. Das heißt, dass diesen Unternehmen ein großer Markt verloren gehen würde.

Peter Sempelmann

Für manche ist es immer noch überraschend, dass sich der KSV1870 so intensiv mit dem Thema Cyber-Risiko beschäftigt.

Ricardo-José Vybiral

Wir gehen als KSV1870 immer vom Bedarf der Wirtschaft aus. Wir versuchen immer, ganz konkret hineinzuhören: Was benötigen die Unternehmer:innen, um in der Gemengelage an Herausforderungen und Krisen, um ihre wirtschaftliche Gebarung möglichst gut in Griff zu haben? Wir schaffen das nur mit Klarheit, Transparenz und Fairness. Fairness im Sinne von „einen Ausgleich zwischen Gläubigern und Schuldnern zu finden“. Transparenz im Sinne von „Orientierung zu geben“. Cyber-Sicherheit gehört schlichtweg dazu.

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Ricardo-José Vybiral: "Finanz- und Wirtschaftsbildung ist etwas Wichtiges, das zum Leben dazugehört."

Peter Sempelmann

Für Unternehmer:innen gehört zum Wirtschaften auch ein Bonitätsmanagement. Sprich, das eigene Geld in Blick und in Griff zu haben. Vielfach wird die Bedeutung erst bewusst, wenn das Geld knapp wird.

Ricardo-José Vybiral

Oder wenn Unternehmen vor einer Ausschreibung stehen. Dann gibt es diesen Druckpunkt, an dem viele zu uns kommen und uns bitten, dass wir uns das „einmal ansehen“. Das Wichtigste für Unternehmen ist, sich damit zu beschäftigen und festzustellen, wie es um die eigene Bonität steht. Der zweite Schritt, die Optimierung der Bonität, ist, Informationen zu liefern, anhand derer wir eine objektive Bewertung vornehmen können. Über offene Salden, offene Posten usw. Sie helfen in den meisten Fällen, die Bewertung aktuell zu halten. Wir bieten dazu auch ein Online-Webinar an, in dem erklärt wird, wie man die Bonität des eigenen Betriebes optimiert, wie man dabei vorgehen kann.


Wir haben in den vergangenen Jahren sehr viel investiert, um das Thema Bonität transparent zu machen und Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre Bonität zu optimieren. Ganz neu: Unter riskchecker.at bieten wir ab sofort auch eine Bonitätsabfrage für Private an. Zudem gehen wir mit dem KSV1870 BonitätsLabel, das ebenfalls kürzlich gelauncht wurde, in Sachen Transparenz einen entscheidenden Schritt weiter. Denn damit wird es für Unternehmen möglich sein, die eigene finanzieller Verlässlichkeit bereits im Vorfeld zu belegen – und zwar ohne, dass sie danach gefragt werden müssen. Das passiert in Form eines QR-Codes, der auf sämtlichen Unterlagen platziert werden kann. Potenzielle Geschäftspartner können so sehr frühzeitig das KSV1870 Rating des jeweiligen Unternehmens abrufen und erhalten einen Eindruck, wie es um den Betrieb wirtschaftlich bestellt ist.

Wenn ich eine faire Wirtschaft betreiben will, dann ist es Teil des Spiels, eine transparente Sicht auf mein Tun zu geben.

Roland WernikPräsident KSV1870
Peter Sempelmann

Die Sorge gilt aber doch eher dem schlechten Bonitätsranking.

Ricardo-José Vybiral

Es geht nicht nur darum, dass man ein Bonitätsranking aufgeklebt bekommt, sondern auch, wie man es aktuell hält. Wir beraten jährlich tausende Unternehmen und helfen ihnen, ihre Bonität zu optimieren. Wir gehen dabei noch einen Schritt weiter. Wir sind schließlich auch im Insolvenz-, Forderungs- und Informationsmanagement tätig. Auch Schuldner sehen wir als Kunden, denen wir beratend zur Seite stehen. Wir geben Orientierung und helfen ihnen, aus dem Schuldenthema herauszukommen, indem wir gemeinsam tragfähige Lösungen erarbeiten.


Wir ermutigen Unternehmen auch – wenn es gar nicht mehr anders geht – in die Insolvenz zu gehen. „Insolvenz“ und „Pleite“ – das sind natürlich böse Worte und sie tun auch weh. Aber so schlimm das klingt: Eine Insolvenz ist in Österreich in den meisten Fällen eine Sanierung. Mehr als 50 Prozent aller Insolvenzen sind Sanierungen. Wir sind eines der sanierungsfreundlichsten Länder in Europa. Eine Sanierung ist auch eine Chance, aus einem Dilemma herauszukommen, ohne ein Unternehmen komplett liquidieren zu müssen. Es ist besser, diese Chance frühzeitig zu ergreifen und in eine Sanierung zu gehen als später komplett zusperren zu müssen. Dadurch würden auch weitaus mehr Arbeitsplätze verloren gehen. Wir versuchen permanent, auch in einer solchen schwierigen Situation Mut und Orientierung zu geben. Chancen herauszuarbeiten und Klarheit zu schaffen. Unser Ziel ist 2023 auch, Leute aus dem privaten Umfeld noch schneller in eine Beratung zu bekommen.

Roland Wernik

Auch im Sinn eines transparenten Wirtschaftens ist eine Bonitätsauskunft wichtig. Wenn ich eine faire Wirtschaft betreiben will, dann ist es Teil des Spiels, eine transparente Sicht auf mein Tun zu geben. Damit garantiere ich eine faire Wirtschaft.

Peter Sempelmann

Schulden zu machen hängt oft zusammen mit einer fehlenden oder schlechten Finanzbildung.

Ricardo-José Vybiral

Wir haben daher in der letzten Zeit sehr stark auf das Thema „Finanzbildung“ gesetzt. Wir arbeiten dabei mit der Wirtschaftsuniversität und Tech For Austria zusammen. Wir gehen selbst aktiv in die Schulen, um das Thema an die Jugendlichen heranzutragen. Um zu helfen und Orientierung im Sinne eines fairen Wirtschaftens zu geben.

Was wir tun, ist zwar nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber es sind zumindest ein paar Tropfen. Denn Finanz- und Wirtschaftsbildung ist etwas Wichtiges, das zum Leben dazugehört. Das aber an den Schulen viel zu kurz kommt. Dafür müssten die Lehrpläne entstaubt werden. Es würde den jungen Leuten guttun, sich damit zu befassen. Das beginnt mit der ganz einfachen Einnahmen/Ausgaben-Rechnung, aus der man sieht, was das Leben kostet.

Peter Sempelmann

Zum Schluss noch die Frage zu Start-up Beteiligungen des KSV1870. Der KSV1870 ist ja aktuell an zwei heimischen Start-up beteiligt, an FINcredible und an Nimbusec. Wie haben sich diese Beteiligungen entwickelt?

Roland Wernik

Wir sind hoch zufrieden mit der Entwicklung unserer Beteiligungen und würden sie rückblickend wieder eingehen, vielleicht sogar noch schneller mehr Anteile erwerben. Die Art, wie FINcredible Informationen generiert, ist die Zukunft. Wir werden daher die Internationalisierung vorantreiben.

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Die FINcredible-Chefs & Gründer Stephan Gasser (li.) und Christian Ochs (re.) mit Michael Pavlik vom KSV1870, der dem Start-up seit April 2022 als Co-Geschäftsführer zur Seite steht.

 © KSV / Anna Rauchenberger
Peter Sempelmann

Sind weitere Beteiligungen beabsichtigt oder geplant?

Ricardo-José Vybiral

Wir haben uns bei unseren Beteiligungen für strategische Beteiligungen entschieden, die mit gemeinsamen Produkten verknüpft sind. Generell sind wir offen für weitere Beteiligungen und haben auch eine Hand voll Unternehmen, die wir beobachten. Wir sind dabei in einem permanenten Screening.


Entscheidend ist für uns, dass das Unternehmen, seine Vision und seine Produkte, aber auch das Team sehr gut zu uns passt. Wir legen sehr viel Wert darauf, welche Menschen dahinterstehen, mit welcher Energie und Leidenschaft sie arbeiten. Es war uns auch mit unseren Akquisitionen und Beteiligungen immer wichtig, dass sie auf unsere Ziele einzahlen. Egal ob das im Open-Banking-Bereich war oder im CyberRisk-Bereich: Es mussten Investitionen sein, die den Unternehmen und unseren Mitgliedern einen Sinn bringen und Nutzen stiften. Nutzen stiften im Sinn von: Leichtere Geschäftsgebarung, leichtere Transaktionen und Transparenz in den Prozessen, für eine sichere Wirtschaft.

BonitätInterview

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