Unternehmer zu werden ist durch den Wegfall bürokratischer Hürden und gelockerte Gewerbe-Bestimmungen einfacher geworden. Unternehmer zu bleiben ist jedoch eine Kunst. Jede dritte Unternehmensinsolvenz ereignet sich in den ersten vier Jahren nach der Gründung.
Man traut sich wieder. Die Start-up-Welle des letzten Jahrzehnts hat dazu geführt, dass auch in Österreich ein neuer unternehmerischer Spirit weht. Vor allem Jüngere gehen wieder vermehrt daran, eine Firma zu gründen und eigene selbst Ideen umzusetzen. „Es ist wieder ‚cool‘, Unternehmer zu sein", attestiert Ricardo-José Vybiral, CEO des Kreditschutzverbandes KSV1870.
Ein oft aufgezeigtes Manko ist jedoch die mangelnde Liquidität der heimischen Gründer. Sie sind in der Regel auf Investoren angewiesen, doch die Suche nach frischem Kapital wird in Österreich immer wieder zu einer unüberwindbaren Hürde. Vybiral sieht die Anfangsphase daher auch als eine Art Feuertaufe. Ist die einmal überstanden, dann erhöht sich die Chance, ein Unternehmen nachhaltig etablieren zu können, erheblich.
Statistik des Scheiterns
Als Beleg dafür zieht der KSV-CEO die Insolvenzstatistik heran. Diese zeigt, dass bundesweit jedes dritte Unternehmen (34,5 %) zum Zeitpunkt der Insolvenz nicht älter als vier Jahre ist. Besonders kritisch sind der Statistik zufolge das zweite und das dritte Jahr, auf die jeweils über zehn Prozent (12,1 % bzw. 11,4 %) aller Pleiten entfallen (siehe Grafik).
Im Zehnjahresvergleich zeigt die Gegenüberstellung von Gründungen und Insolvenzen trotz des Start-up-Booms keine besondere Dynamik. Auch wenn 40.000 Gründungen nicht wenig zu sein scheinen. „Gründen und Scheitern gehören zu einer dynamischen Wirtschaft. Die wird es definitiv brauchen, um Österreich an die vorderen Plätze zu bringen. Derzeit sehen wir eher ein Bild der Vorsicht und des Zuwartens", sagt Hans-Georg Kantner, Insolvenzexperte des KSV1870.