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Bard: Was steckt hinter Googles ChatGPT-Alternative?

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13 min
Google Bard Interface

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©Elke Mayr
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ChatGPT ist in aller Munde. Aber wie steht es um den Google Konkurrenten Bard? Was kann der KI-Chatbot und wie unterscheiden sich die beiden Tools?

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Was ist Google Bard?

Bard AI ist eine Künstliche Intelligenz, die auf Konversation ausgelegt ist - kurz: ein Chatbot. Bard wurde von Google entwickelt. Das Modell zielt darauf ab, den Stil und die Struktur menschlichen Schreibens zu imitieren. Somit sollen menschenähnliche Dialoge entstehen oder unterschiedlichste Aufgaben erfüllt werden.

Google selbst bezeichnet das Sprachmodell Bard als "experimenteller KI-Dienst für Konversationen". Der Name "Bard" - nach dem Englischen Wort für "Dichter" - soll übrigens eine Anlehnung an William Shakespeare sein, der auch der "Barde von Avon" genannt wurde.

Was kann Bard?

Bard kann als Erweiterung von Googles Suche gesehen werden. Die KI ist in der Lage, kontextuell korrekte Antworten zu einer Vielzahl an Themen zu liefern. Zudem kann Bard neben der klassischen Frage-Aufforderungen auch weitere tasks bearbeiten, wie beispielsweise einen Aufsatz oder kreative Texte schreiben.

Google selbst sagt: "Wir sehen Bard als Ergänzung zur Google-Suche. Aus diesem Grund haben wir die Schaltfläche "Google It" in Bard integriert, damit die Nutzer von Bard aus ganz einfach Informationen aus dem gesamten Web suchen können."

Zudem weist Bard die Antworten mit einer Quellenangabe aus. Es lässt sich demnach - bedingt, aber dennoch - nachvollziehen, woher die KI ihre Daten bezieht. "Wenn Bard direkt und ausführlich aus einer Webseite zitiert, wird diese Seite zitiert", heißt es auf der offiziellen Website.

Des Weiteren präsentiert Bard bei der Erstellung der Inhalte gleich mehrere Variationen. So genannte "Entwürfe" erlauben den Nutzer:innen, eine Auswahl an möglichen Lösungsansätzen.

Mögliche Anwendungen für Googles Bard

  • Content erstellen

  • Programmierung

  • Marketing & Werbung

  • (Kunden) Support

  • Firmenanwendungen

Zum letzten Punkt: Google will mit Google Bard und dem Generative AI App Builder – "Gen App Builder" – Anwender:innen die Möglichkeit bieten, eigene Applikation zu erstellen. Dafür braucht es laut dem Konzern keine Programmiererfahrung oder ähnliches.

Zum letzten Punkt: Google will mit Google Bard und dem Generative AI App Builder – "Gen App Builder" – Anwender:innen die Möglichkeit bieten, eigene Applikation zu erstellen. Dafür braucht es laut dem Konzern keine Programmiererfahrung oder ähnliches.

Anwender:innen entscheiden, welche Daten bezogen werden, interne oder externe und welchem Muster die Konversation folgen soll.

Wie eine solche Unternehmensanwendung aussehen kann, verdeutlicht Google in einem Video.

Make data more accessible and useful with Gen App Builder

Sind die Antworten von Bard korrekt?

Wie auch bei anderen Sprachmodellen, gilt bei Google Bard: Die Antworten mögen plausibel klingen, können jedoch faktisch falsch sein. Hier muss man sich das Modell hinter Bard vor Augen führen. Es ist ein Sprachmodell; das auf Grundlage einer Wahrscheinlichkeitsverteilung von Wortfolgen arbeitet.

Google äußert sich wie folgt dazu: "Bard ist experimentell, und einige der Antworten können ungenau sein. Überprüfen Sie daher die Informationen in den Antworten von Bard. Dank Ihres Feedbacks wird Bard jeden Tag besser. Bevor Bard öffentlich vorgestellt wurde, haben Tausende von Testern Feedback gegeben, um Bard bei der Verbesserung seiner Qualität, Sicherheit und Genauigkeit zu helfen."

Hinter diesen Feedbacks verbirgt sich Reinforcement Learning from Human Feedback - kurz RLHF. Das heißt, dass die Künstliche Intelligenz mit menschlichem Feedback trainiert wird. Diese Trainingsmethode ist ausschlaggebend für die Qualität des Outputs. Denn durch das Feedback lernt(e) die KI, was Menschen erwarten, wenn sie eine Frage stellen – welche Intention dahintersteckt.

Wie funktioniert Googles Bard?

Bard fußt auf einem "Large Language Model“ (LLM). Das heißt, wie auch andere LLMs wurde Googles Bard mit großen und vielfältigen Datenquellen „gefüttert“. Das System wird darauf trainiert, Muster und Strukturen zu erkennen und so menschenähnliche Sprache zu entwickeln.

Das LLM bei Bard ist Googles internes Produkt "LaMDA" (Language Model for Dialogue Applications). Wie der Name schon vermuten lässt, liegt der Schwerpunkt hier nicht alleine auf Text, sonder auf Dialog.
Konkret basiert LaMDA auf einer neuronalen Netzwerkarchitektur namens Transformers, die Google 2017 mitentwickelte.

Transformatoren bestehen aus einer Reihe von Schichten, die den Eingabetext hierarchisch verarbeiten. Jede Schicht baut auf der vorhergehenden auf, um immer komplexere Informationen über den Text zu extrahieren.

ChatGPT vs. Bard - Unterschiede & Gemeinsamkeiten

ChatGPT ist wohl das zur Zeit bekannteste und schlagkräftigste Künstliche-Intelligenz-Sprachmodell. Entwickelt wurde es von dem amerikanischen Unternehmen OpenAI.

Wie ist ChatGPT aufgebaut und wie genau funktioniert es? Das können Sie in unserem Artikel zu ChatGPT lesen.

Bard und ChatGPT ähneln sich in ihren Funktionen, weisen aber auch Unterschiede auf. Ein Überblick.

Das Sprachmodell

Sowohl Bard als auch ChatGPT verwenden "tiefe neuronale Netze" als natürliche Sprachmodelle.

Im Gegensatz zu herkömmlichen neuronalen Netzen, die nur eine oder wenige Schichten haben, bestehen tiefe neuronalen Netze aus mehreren Schichten (daher der auch der Name "Deep"). Dies ermöglicht es, komplexere Muster und Beziehungen in großen Datenmengen zu erkennen und zu erlernen. Deep Learning wird häufig in Anwendungen wie Computer Vision - der Bilderkennung - oder der Spracherkennung genutzt.

Während Google Bard das bereits oben erwähnte Google-interne LaMDA (Language Model for Dialogue Applications) verwendet, arbeitete ChatGPT anfangs mit dem GPT-3-Sprachmodell. Die aktuelle kostenlose Version von ChatGPT basiert auf dem optimierten GPT-4 Modell.

Daten

In den Datenquellen liegt wohl ein wesentlicher Unterschied zwischen ChatGPT und Bard. Bard bezieht ständig Informationen aus dem Internet, verfügt also über die neuesten Informationen und reichert seine Antworten mit aktuellen Daten an.

ChatGPT hingegen ist nicht mit dem Internet verbunden. Die Software ist nicht direkt mit dem Internet verbunden und arbeitet nicht aktuell. Die Datensätze haben einen Zeitstempel von 2021. Damit kann das System nicht auf Fragen antworten, die sich mit Themen nach 2021 befassen.

Zudem weist Bard die Antworten mit einer Quellenangabe aus. Es lässt sich demnach - bedingt, aber dennoch - nachvollziehen, woher die KI ihre Daten bezieht.

"Wenn Bard direkt und ausführlich aus einer Webseite zitiert, wird diese Seite zitiert", heißt es auf der offiziellen Website. Bei ChatGPT ist dies nicht der Fall.

Handhabung und Benutzerfreundlichkeit

Googles Bard war eine Zeit lang nicht frei zugänglich. Interessierte konnten sich auf eine Warteliste eintragen; die jedoch nur für die USA und im Großbritannien aktiviert war.

ChatGPT wurde gleich einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Seit Mitte Juli 2023 ist Bard auch in Österreich und in der EU einsetzbar. "Bard ist jetzt in den meisten Ländern der Welt verfügbar, darunter in allen Staaten der Europäischen Union und Brasilien", so Google-Manager Jack Krawczyk.

Zudem betont Google, dass es sich bei Bard um ein Experiment handelt. Das Tool befindet sich noch in der Entwicklung. Ein Vergleich zu ziehen - in puncto Handhabung und Benutzerfreundlichkeit - gestaltet sich somit als schwierig.

Anwendung

Ein möglicher Ansatz wäre, die Tools bzgl. ihrer möglichen Anwendungen zu vergleichen.

ChatGPT kann für eine Vielzahl von Aufgaben eingesetzt werden – wie beispielsweise:

  • zur Beantwortung von Fragen

  • zum Schreiben von Codes

  • zur Fehlerbehebung in ebensolchen

  • zur Strukturierung von Texten

  • zum Übersetzung von Texten

  • zur Zusammenfassung von Texten

Darüber hinaus hat Microsoft ChatGPT in seine Bing-Suchmaschine integriert, damit Nutzer:innen der Suchmaschine direkt Fragen eingeben können, statt über Schlagworte auf das passende Suchergebnis zu stoßen.

Der Konzern weitete die KI-Technologie auch auf weitere Produkte aus und stellte eine "Copilot"-Funktion für Microsoft 365 vor. Word, Outlook, Powerpoint etc. arbeiten nun mit der Technik, die auch hinter ChatGPT steckt.

Lesen Sie auch: Microsoft Teams – weit mehr als nur ein Videokonferenz-Tool

Im Gegensatz dazu hat Google Bard in erster Linie entwickelt, um die Google-Suchmaschine zu verbessern: "Wir sehen Bard als Ergänzung zur Google-Suche. Aus diesem Grund haben wir die Schaltfläche "Google It" in Bard integriert, damit die Nutzer von Bard aus ganz einfach Informationen aus dem gesamten Web suchen können."

Die Websuche ist das Kernprodukt des Konzerns. 2022 erwirtschaftete Alphabet, die Muttergesellschaft von Google, einen Umsatz von rund 282,84 Milliarden US-Dollar. Den größten Anteil am Umsatz machte dabei die Suchkonsole aus. Der Umsatz belief sich auf insgesamt rund 162 Milliarden US-Dollar.

Neben einer Optimierung der Suche soll Bard auch als automatisches Support-Tool für Unternehmen fungieren. Bard könnte hinter Chatbots stehen, die Unternehmen für automatisierten Kund:innen-Support einsetzen.

Zudem soll Googles Bard auch im Chrome-Browser integriert werden. Google plant außerdem Drittentwicklern die Nutzung von Bard zu ermöglichen.

Im April 2022 gab es eine Funktionserweiterung für Google Bard: Das KI-Tool kann nun programmieren. Wie Google in einem Blogeintrag erläuterte, kann Bard Codes schreiben, erläutern und ausbessern. Google Bard kann 20 Programmiersprachen - darunter C++, Go, Java, Javascript, Python und Typescript - anwenden.

Die Integration von Google Sheets und Google Colab, würden ein copy/paste obosolet machen.

Neue Funktionen von Google Bard

Zeitgleich mit der regionalen Ausdehnung führe Google bei Bard auch neue Funktionen ein, sagt Krawczyk.

So könne das System die Antworten auch vorlesen: "Das ist besonders dann hilfreich, wenn man die richtige Aussprache eines Wortes hören oder ein Gedicht oder Skript vorgelesen bekommen möchte."

Diese Funktion sei jetzt auf Deutsch und in über 40 weiteren Sprachen verfügbar.

Gleichzeitig könne man die Antworten von Bard auch auf die eigenen Bedürfnisse anpassen und die Tonalität sowie Stil auf verschiedene Optionen einstellen. So könne man zum Beispiel Bard bitten, beim Verfassen einer Anzeige für einen alten Sessel zu helfen, und die Antwort dann bei Bedarf mithilfe der Dropdown-Liste kürzen. Diese Funktion sei zunächst nur in Englisch verfügbar und werde bald auf weitere Sprachen ausgeweitet.

Neu ist auch die Funktion, Spracheingaben mit dem Hochladen von Bildern zu kombinieren.

Damit könne man Inspirationen für einen Text erhalten, der sich auf das Bild beziehe, beispielsweise wenn man sich bei jemanden für ein Geschenk bedanken und sich von Bard bei der Formulierung der Danksagung unterstützen lassen möchte.

Diese Funktion gebe es jetzt auf Englisch und sie werde bald in weiteren Sprachen verfügbar sein.

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