Nicht recherchiert! Aber ein Mythos, der sich hartnäckig hält: Lebende Frösche versuchen natürlich, einem zu warm werdenden Wasser zu entkommen.
MYTHOS Wirft man einen Frosch in kochendes Wasser, springt er sofort heraus. Setzt man ihn hingegen in einen Topf mit kaltem Wasser, das man langsam zum Kochen bringt, versucht er nicht, zu flüchten, weil er die Temperaturveränderung kaum spürt. Bis es zu spät und der Frosch totgekocht ist. Eine fantastische Geschichte - im wahrsten Sinne des Wortes, wie wir sehen werden -, mit der man gleichermaßen dazu motivieren kann, dem Klimawandel entschlossener entgegenzuwirken, das stetige Wachstum der Staatsverschuldung oder der Sozialausgaben oder der Agrarsubventionen zu bremsen.
FAKTEN Der Faktencheck zeigt: Tatsächlich gab es im 19. Jahrhundert Versuche, Frösche lebend zu kochen. Ein Forscher beschrieb 1869, bei welcher Temperatur ein Frosch beginnt, um sein Leben zu kämpfen. Wenn er kann, also etwa kein Deckel auf dem Topf ist, versucht er sehr wohl, zu entkommen. Auch beim Versuch, sie langsam einzufrieren, wurden Frösche übrigens aktiv, wenn es kälter wurde. Faktisch ist die Story daher purer Bullshit.
FAZIT Charles Handy, ein Bestsellerautor von Managementbüchern und höchst renommierter Speaker auf internationalen Kongressen, veröffentlichte die Frosch-Story 1989 im Buch "The Age of Unreason". Darin geht es um den positiven Umgang mit den zunehmend rascheren Veränderungen unserer Gesellschaft. Ein Thema, das bis heute immer brisanter geworden ist - und damit hat wohl auch die Geschichte vom gekochten Frosch, vor allem in Vordenker-und Managementzirkeln, geradezu epidemische Verbreitung gefunden. Al Gore hat sie, natürlich im Zusammenhang mit ökologischen Veränderungen, auch schon verwendet.
Nur leider und trotz aller guter Intentionen: Die Fakten stimmen einfach nicht. Bestsellerschreiber Charles Handy hat die Kraft der Geschichte sicher erkannt - und sich vielleicht vor der Publikation an eine alte Journalistenweisheit erinnert: Gründliche Recherche kann die beste Story kaputtmachen.
Nur leider und trotz aller guter Intentionen: Die Fakten stimmen einfach nicht. Bestsellerschreiber Charles Handy hat die Kraft der Geschichte sicher erkannt - und sich vielleicht vor der Publikation an eine alte Journalistenweisheit erinnert: Gründliche Recherche kann die beste Story kaputtmachen.
Die Serie "13 Coaching Mythen" ist der trend-Ausgabe 43/2017 vom 27.10.2017 entnommen.