Der Tiroler René Benko begann schon in jungen Jahren mit Immobilien zu handeln. Mit 20 war er Schilling-Millionär, mit 40 Euro-Milliardär. Doch 2023 bekam das Reich des erfolgsverwöhnten Self-Made-Milliardärs immer tiefere Risse. Dem Verkauf und der Insolvenz von Kika/Leiner folgte der Kollaps der ganzen Signa-Gruppe.
- René Benko
- Zerfall der Signa-Gruppe
- René Benko - Herkunft, Ausbildung und Aufstieg
- Karl Kovarik, Finanzier und Weggefährte
- Benko steigt in das Handelsgeschäft ein
- Niederlagen und Pleiten in der Handelssparte
- Finanzielle Nöte und Verkäufe
- Gestoppte Großprojekte von René Benko
- Kritiken und Vorwürfe
- Ermittlungen in der ÖVP-Korruptionsaffäre
- Auszeichnungen und Ehrungen
- Familie und Privates
René Benko
Geboren: 20.05.1977 in Innsbruck
Funktion: Gründer und Vorsitzender des Beirates der Signa Gruppe
Geschäfte: Immobilien, Handel, Medien
Vermögen (Mitte 2023): 4,2 Milliarden Euro
Zerfall der Signa-Gruppe
Durch zahlreiche Immobilienprojekte und den Erwerb bekannter Unternehmen im In- und Ausland, wie der Möbel-Handelskette Kika/Leiner wurde der Immobilienmagnat René Benko weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt.
Auch seine Investments reichten weit über die Landesgrenzen hinaus. Die Signa-Gruppe war an Prestigeprojekten wie dem Hamburger Elbtower ebenso beteiligt wie am Chrysler-Building in New York. Zu ihr gehörten auch die bekannten Deutschen Luxuskaufhäuser Oberpollinger in München, das KaDeWe in Berlin das Alsterhaus in Hamburg. Die Deutsche Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof und die Schweizer Kette Globus. Ende 2021 übernahm Signa gemeinsam mit der Central Group auch die Selfridges Group, eine der führenden Luxuswarenhausgruppen der Welt.
Mit seinen Seine Immobilien- und Firmendeals wurde Benko zum Multimilliardär. Im trend Ranking der 100 reichsten Österreicher des Jahres 2023 lag Benko mit einem geschätzten Vermögen von 4,2 Milliarden Euro noch auf Rang 8.
Doch das in der Signa Unternehmensgruppe zusammengefasste Reich des Tiroler Milliardärs ist seither Zug um Zug zerfallen. Erst musste Benko im Sommer 2023 die erste Ende 2018 übernommene Möbelhausgruppe Kika/Leiner abgeben. Unter dem neuen Eigentümer musste Kika/Leiner stante pede Insolvenz anmelden.
Binnen weniger Monate folgte der totale Kollaps der von Benko aufgebauten Signa-Gruppe. Zu Jahresbeginn 2024 steht fest, dass die Signa-Insolvenz die größte Pleite der Zweiten Republik ist. Gläubiger fordern von dem implodierten Unternehmenskonstrukt rund 8,6 Milliarden Euro.
René Benko, der in der Signa Holding schon seit Jahren keine offizielle Funktion mehr hatte, aber deren Geschick als Mehrheitseigentümer bestimmte, ist abgetaucht und für Medien nicht mehr erreichbar. Der Sanierer Erhard Grossnigg versucht zu retten, was noch zu retten ist, doch viel mehr als Schulden und Baustellen dürfte von dem einst glänzenen Imperium, das mit Milliarden bewertet wurde, nicht übrig bleiben.
Hauptgesellschafter der Signa Holding ist laut Firmenbuch mit 54,9376 % immer noch die Supraholding GmbH, die wiederum von der Familie Benko kontrolliert wird. Über weitere Beteiligungen kontrolliert die Familie Benko 77,6 Prozent der Signa Holding. 15 % der Anteile hält die Haselsteiner Familien-Privatstiftung, 4,46 % die Fressnapf Luxemburg GmbH und 3% Ernst Tanner, Verwaltungsratspräsident von Lindt & Sprüngli.
Allerdings liegt das Geschick der Gruppe seit dem 30. November 2023 in den Händen der Sanierungsverwalter Christof Stapf und Michael Neuhauser.
René Benko - Herkunft, Ausbildung und Aufstieg
Über die Jugend- und Schulzeit von René Benko ist wenig bekannt. Benko wurde 1977 als Sohn eines Gemeindebediensteten und einer Kindergärtnerin in der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck geboren. Er hat eine um vier Jahre jüngere Schwester, die vierköpfige Familie bewohnte seinerzeit eine 60-Quadratmeter-Wohnung.
Im Alter von 17 Jahren lernte er über einen befreundeten Baumeister erstmals die Immobilienbranche kennen, in der er später sein Vermögen machen sollte. Aufgrund zu vieler Fehlzeiten wurde Benko nicht zur Matura zugelassen, weshalb er zum Schreck seiner Eltern die Schule schmiss. Verschiedenen Angaben zufolge machte er Mitte der 1990er-Jahre Schulungen beim auf Finanzdienstleistungen spezialisierten Strukturvertrieb AWD (heute Swiss Life Select).
Bereits während der Schulzeit begeisterte sich Benko für die Immobilienbranche und erkannte die Möglichkeit, damit schnell und viel Geld verdienen zu können. Erste Erfahrungen sammelte er ab 1995 mit dem Ausbau von Dachböden in Innsbruck zu Luxuswohnungen, womit er den Grundstein zu seinem heutigen Vermögen legte. 1997 erwarb er eine Kaufoption auf Anteile des Wellnesshotels Lanserhof bei Innsbruck, die er mit Gewinn weiterveräußerte. Im Alter von 20 Jahren hatte sich Benko seine erste Schilling-Million erarbeitet.
2001 begann schließlich der Aufstieg Benkos zum Immobilienentwickler und -investor im großen Stil. Als Geschäftsführer der Firma Medicent erwarb er mit einem Geschäftspartner eine Liegenschaft in Innsbruck, die unter dem Markennamen „Medicent“ zu einem Fachärztezentrum ausgebaut wurde. Aufgrund des Erfolges des seinerzeit sehr innovativen Konzepts realisierte Benko in den darauf folgenden Jahren weitere Medicent-Ärztezentren.
Karl Kovarik, Finanzier und Weggefährte
Im gleichen Jahr lernte Benko Karl Kovarik, Erbe der Stroh-Tankstellen kennen. Kovarik schätzte den Unternehmergeist und die Umtriebigkeit Benkos und investierte einen zweistelligen Millionenbetrag in den jungen Immobilienentwickler. Kurze Zeit später gründeten die beiden unter dem Namen „Immofina Holding GmbH“ ihre gemeinsame Immobilienholding, die in der Folge zur Signa Holding wurde.
Im Jahr 2004 gelang den beiden Immobilieninvestoren ihr erster großer Coup: Der Kauf des Kaufhaus Tyrol, das bekannteste Warenhaus in Tirol. Bis 2010 wurde das Kaufhaus nach Plänen des Stararchitekten David Chipperfield neu gestaltet. Noch heute befindet sich das Büro von Benkos Signa Holding, der Nachfolgefirma der Immofina Holding, in der Immobilie im Zentrum Innsbrucks.
In den darauffolgenden Jahren erwarb die Signa Holding zahlreiche Immobilien im In- und Ausland. Dazu gehörten viele markante Gebäude wie die ehemalige Zentrale der Bank Austria in Wien (heute das Park Hyatt Vienna), das "Goldene Quartier" an der Tuchlauben in Wien, das Gebäude der Deutschen Börse in Eschborn, die Hälfte des Chrysler Building in New York und das Kaufhaus Oberpollinger in München.
Benko steigt in das Handelsgeschäft ein
2012 gelang dem damals 35-jährigen Benko ein Mega-Coup, der ihn und seine Immobiliengruppe Signa endgültig auf die Titelseite der Zeitungen brachte. Gemeinsam mit dem israelischen Diamantenhändler Beny Steinmetz übernahm Benko das weltberühmte Kaufhaus des Westens, das KaDeWe, in Berlin und 16 weitere Immobilien des deutschen Karstadt-Konzerns. Der Kaufpreis für das Handelsimmobilienportfolio betrug rund 1,1 Milliarden Euro. Mit einer Fläche von etwa 60.000 Quadratmetern und täglich bis zu 50.000 Kunden ist das KaDeWe in Berlin das größte Kaufhaus Kontinentaleuropas.
Nachdem Benko sich im Jahre 2019 auch den Karstadt-Wettbewerber Kaufhof einverleibte, fusionierte er die beiden traditionsreichen Warenhäuser unter dem Dach der „Galeria Karstadt Kaufhof GmbH“.
Mit der aufsehenerregenden Übernahme der Möbelhausgruppe Kika-Leiner im Juni 2018 sowie zahlreichen Online-Händlern hat die Signa-Gruppe ihr Geschäftsmodell in der Folge über den Besitz von Immobilien hinaus erweitert. Benko zahlte für die von der österreichischen Bundesregierung unterstützte Übernahme kolportierte 430 Millionen Euro.
Das Handelsgeschäft in Osteuropa samt den dortigen Immobilien verkaufte er schon kurz darauf – um angeblich etwa 200 Millionen – an Mitbewerber XXXLutz. Weitere Verkäufe folgten. In Summe überstiegen die Erlöse den Kaufpreis deutlich.
Ebenfalls im Jahr 2018 ging Benko eine Beteiligung in Höhe von knapp 25 Prozent an den österreichischen Tageszeitungen Kronen Zeitung und Kurier ein.
2020 erweiterte Benko sein Portfolio ein weiteres Mal in signifikantem Ausmaß. Für mehr als eine Milliarde Franken erwarb er gemeinsam mit einem Partner aus Thailand die Schweizer Warenhauskette Globus. Ebenfalls 2020 erfolgte die Übernahme der deutschen Sportartikelhandelsgruppe SportScheck.
Mit Signa Sports United, dem an der NYSE gelisteten Sport-Onlinehändler (ISIN NL0015000LX8) mit Sitz in Berlin wollte Signa in der Folge zudem mit rund 100 eigenen Online-Verkaufsplattformen groß im Sport- und Outdoor-Handel mitmischen.
Niederlagen und Pleiten in der Handelssparte
Allerdings liefen die Geschäfte für Signa Sports United von Beginn an nicht gut. Im mit September 2022 beendeten Geschäftsjahr 2021/22 stand unter dem Strich bereits ein Minus von 566 Millionen Euro - nachdem schon zuvor ein Minus von 46 Millionen Euro erzielt wurde.
Besonders belastend für das Ergebnis war die Entwicklung bei dem zu Signa Sports United gehörenden Fahrradhändler Wiggle CRC, wofür 244 Millionen Euro abgeschrieben werden mussten.
Wer an Signa Sports United (SSU) geglaubt und in die Aktie investiert hatte, konnte das Geld abschreiben. Nur zwei Jahre nach dem Börsengang, bei dem das Online-Handelskonstrukt noch mit 3,2 Milliarden Dollar bewertet und eine Aktie um 8 Dollar gehandelt wurde, war das Papier völlig wertlos. Beim Stand von 0,018 Dollar wurde die Gesellschaft von der Börse genommen.
Signa kündigte noch einen Eigenkapitalzuschuss von 150 Millionen Dollar an, doch diese Zusage wurde kurz darauf zurückgezogen. Die Signa-Sports-Gesellschaften mussten Insolvenz anmelden.
Finanzielle Nöte und Verkäufe
Die Übernahme der Deutschen Kaufhauskette GALERIA Karstadt Kaufhof brockte dem von Erfolg verwöhnten Benko jedoch bald Schwierigkeiten ein. Aufgrund des Ausbruchs der Corona-Pandemie litten die Kaufhäuser der Gruppe unter einem massiven Kundenschwund. Nachdem ein Kredit zur Rettung der Handelsgruppe in dreistelliger Millionenhöhe, an dem sich auch der deutsche Staat hätte beteiligen sollen, nicht zustande kam, musste die Gruppe ein Schutzschirmverfahren anmelden.
Schon am 1. Juli 2020 eröffnete das Amtsgericht Essen erstmals Insolvenzverfahren über das Vermögen der GALERIA Karstadt Kaufhof GmbH, der Karstadt Sports GmbH, der Le Buffet Restaurant & Café Gesellschaft mbH, der Karstadt Feinkost GmbH & Co KG sowie der DINEA Gastronomie GmbH.
Im Rahmen der Ende September 2020 abgeschlossenen Verfahrens wurden dem Konzern mehr als zwei Milliarden Euro Schulden erlassen, 4.000 Mitarbeiter verloren ihre Jobs, 40 Filialen wurden geschlossen. Mit Beschluss des Amtsgerichts Essen vom 30.9. 2020 wurden die Insolvenzverfahren gegenüber der Gruppe wieder aufgehoben.
Zwei Jahre danach war bei der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof wieder Feuer am Dach. Am 31. Oktober 2022 musste die Kaufhauskette erneut um ein Schutzschirm-Insolvenzverfahren ansuchen. Die hohen Energiekosten und der rückläufige Konsum wurden als Gründe genannt. Der kriselnde letzte große deutsche Warenhauskonzern hatte zuvor einen neuen Antrag auf Staatshilfen gestellt. Erst im Jänner 2022 hatte die deutsche Regierung das Unternehmen mit weiteren 220 Millionen Euro gestützt, 2021 hatte sich Galeria mit dem deutschen Bund auf einen Kredit in Höhe von 460 Millionen Euro verständigt.
Der Warenhauskonzern rutschte schließlich in die Insolvenz und sollte restrukturiert werden. Die Gläubiger von Galeria Kaufhaus Karstadt müssen im Insolvenzverfahren auf Forderungen von rund einer Milliarde Euro verzichten. Zum Restrukturierungsplan gehört auch die Reduktion der Verkaufsfläche um 20 Prozent sowie die Schließung von 47 der 129 Filialen. 19 Standorte wurden Ende Juni 2023 gesperrt, weitere 28 im Jänner 2024.
Auch dazu kam es als Folge des Kollateralschadens bei der Signa nicht mehr. Am 9. Jänner 2024 musste die Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof zum dritten Mal Insolvenz anmelden. Ausbleibende Zuschüsse der Mutter-Holding hatten die Fortführung der Geschäfte unmöglich gemacht.
Kika/Leiner
Ein ähnliches Strohfeuer war die Benko-Beteiligung an der österreichischen Möbelhandelskette Kika/Leiner. Anfang Juni 2023 musste Benko auch aus der erst 2018 von der Steinhoff-Gruppe übernommenen Kika/Leiner-Gruppe aussteigen. Seine Signa-Gruppe verkaufte die 40 noch verbliebenen Immobilien der Möbelkette Kika/Leiner an die Immobilienfirma Supernova des deutschen Investors Frank Albert. Das operative Geschäft der traditionsreichen österreichischen Möbelhäuser ging an den Kika/Leiner-Geschäftsführer Hermann Wieser.
Kurz nach dem Verkauf gab Wieser zunächst bekannt, dass rund die Hälfte der Kika/Leiner Mitarbeiter gekündigt werden muss und wenige Tage darauf wurde die Insolvenz der Möbelkette angemeldet. Kika-Leiner hatte zuletzt Verlustvorträge von rund 200 Millionen Euro in der Bilanz stehen. Ein Sanierungsverfahren wurde eingeleitet. Im Rahmen des Insolvenzverfahrens wurden von den 40 Filialen insgesamt 23 Standorte per Ende Juli geschlossen und über 1.600 Stellen abgebaut.
Und der Schrumpfkurs der Möbelkette ging weiter. Per 1. Jänner 2024 waren in den verbliebenen 17 Möbelhäusern, den Logistikstandorten, den Restaurants und in der Zentralverwaltung noch 1.867 Mitarbeiter beschäftigt. Ende Jänner 2024 gab das Unternehmen bekannt, einen Teil der Logistik an JCL Logistics Austria auszulagern, was weitere Kündigungen nach sich ziehen wird. Die Logistikstandorte in St. Pölten und Vösendorf sollen erhalten bleiben.
Kika-Leiner schuldet zudem der Republik einen höheren zweistelligen Millionenbetrag, daher lässt das Finanzministerium prüfen, ob man bei den Covid-Förderungen und Steuerstundungen im eigenen Haus etwas übersehen hat – und ob die Angaben des Unternehmens gegenüber der zuständigen Cofag richtig waren. Vor allem will man klären, ob zu dem Zeitpunkt schon absehbar war, dass dieses Geld nicht zurückkommen wird.
"Momentan lässt sich eines mit anderem nicht schlüssig erklären", meinte Wolfgang Peschorn, Präsident der Finanzprokuratur, im Sommer 2023 zu der Pleite. "Wir wollen wissen, wodurch es zu diesem Vermögensverfall gekommen ist und ob Gläubiger ungleich behandelt wurden." Die Arbeit der Insolvenzverwalter werde auch zeigen, ob die früheren Leiner/Kika-Geschäftsführer ihren Verpflichtungen vollumfänglich nachgekommen sind. Hier sei der im Jahr 2022 rückwirkend für 2021 geschehene Verschmelzungsvorgang von Kika und Leiner interessant, bekräftigte Peschorn.
Weitere Verkäufe
René Benkos Signa Gruppe bekommt auch zu spüren, dass die Finanzierung von Finanzierung von Liegenschaftsentwicklungen und Immobilien-Deals auch aufgrund der geänderten Zinslage schwieriger geworden ist. Bereits im März 2023 hat Signa einen Anteil von 49,9 Prozent an der Immobilie des Luxuskaufhauses KaDeWe in Berlin abgestoßen. Im Mai hat Signa außerdem die repräsentative Immobilie an der Kärntner Straße 11 in Wien verkauft, in der sich auch der Wiener Apple-Store befindet.
Und der Ausverkauf aus dem Signa-Reich ging weiter. Der Wiener "Donaumarina Tower", ein Vorzeige-Projekt, das mit 113 Metern Höhe in Holz-Hybrid-Bauweise errichtet wird nach heutigem Stand das höchste Holzhochhaus der Welt wäre wurde im Juni 2023 an um 24,5 Millionen Euro an den Immobilienentwickler UBM verkauft. Das Gebäude soll auf 44.350 Quadratmetern 32 Ober- und 4 Tiefgeschosse haben.
Gestoppte Großprojekte von René Benko
Durch die Signa-Pleiten gestoppt wurden die letzten Immobiliengroßprojekte von Benkos Immobilienholding. Mit der Entwicklung des Elbtowers in Hamburg wollte sich Benko ein weiteres Bau-Denkmal setzen. Der knapp 250 Meter hohe Büro- und Hotelturm sollte den architektonischen Abschluss der Hamburger Hafencity an den Elbbrücken bilden. Die Fertigstellung des von Stararchitekt David Chipperfield geplanten Wolkenkratzers war für 2025 vorgesehen. Die Gesamtinvestitionskosten für den Elbtower sollten knapp eine Milliarde Euro betragen. Ob und wann der Bau fertiggestellt werden kann ist allerdings ungewiss. Am 19. Jänner 2024 meldete die Elbtower-Errichtungsgesellschaft und Besitzerin des Elbtower-Grundstücks in Hamburg Insolvenz an.
Das gleiche Bild zeigt sich in Wien, wo Benko an der Stelle des ehemaligen Möbel Leiner Hauses an der unteren Mariahilfer Straße nach den Plänen des Architekturbüros O.M.A. ein Immobilienprojekt der Extraklasse errichten wollte: Das Wiener Lamar, ein Luxuskaufhaus, gepaart mit Spitzengastronomie und einem Luxushotel mit 150 Zimmern. Es sollte im Herbst 2024 eröffnet werden. Was aus dem Rohbau wird ist nun völlig offen.
Kritiken und Vorwürfe
Kritik an dem Geschäftsmann René Benko gab es schon jahrelang. Jedoch hatte Benko mächtige Vertraute und Finanziers. Nach der Pleite von Kika/Leiner wurde ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss gefordert, der Benkos Geschäfte durchleuchten sollte, denn schließlich wurde die Übernahme von Kika/Leiner im Jahr 2018 auch von der ÖVP/FPÖ Bundesregierung Kurz 1 unterstützt. Die Republik ist in dem laufenden Insolvenzverfahren der größte Gläubiger.
Besonders in Deutschland stand Benko aber aufgrund seiner zahlreichen Immobiliengeschäfte und seines Geschäftsgebarens seit Jahren im medialen Rampenlicht und immer wieder im Zentrum hitziger öffentlicher Debatten. Starke öffentlich Kritik trug ihm der Umgang mit der Galeria Karstadt Kaufhof Gruppe ein. Obwohl die Kaufhauskette etwa mit Darlehen in Höhe von etwa 700 Millionen Euro vom deutschen Staat unterstützt wurde, entschied die Signa Holding, 40 Standorte zu schließen und tausende Beschäftigte zu kündigen. Zudem wurde Benko dafür kritisiert, mit seiner Immobiliengruppe Gewinne zu machen und trotzdem die Unterstützung des Steuerzahlers in Anspruch zu nehmen. Wirtschaftsfachleute sehen es als aussichtslos an, dass die Galeria Karstadt Kaufhof Gruppe die gewährten Staatshilfen jemals zurückzahlen kann.
Im Jahr 2021 kritisierten die Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg und der Westdeutsche Rundfunk das Geschäftsgebaren der Signa Holding. Signa wies diese Anschuldigungen mit Verweis auf Bewertungen durch unabhängige Gutachter und die Kontrolle durch Wirtschaftsprüfer zurück.
Nicht zuletzt entzündet sich regelmäßige Kritik an der Nähe Benkos zu manchen Politikern. Bereits mehrfach stand in den letzten Jahren der Vorwurf der politischen Einflussnahme im Raum. Im März 2022 berichtete das Nachrichtenmagazin Spiegel über eine geheime Spenderliste, die Geldflüsse eines Benko-Beraters und Vorstands einer Benko nahestehenden Stiftung an die Regierungspartei SVP in Südtirol dokumentiert. Benko dementierte, von dieser Liste Kenntnis gehabt zu haben.
Ermittlungen in der ÖVP-Korruptionsaffäre
Bereits im Jahr 2021 wurden gegen die Signa Holding Ermittlungen durch die österreichische Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wegen des Verdachts auf Bestechung aufgenommen. Die Holding dementierte die gemachten Vorwürfe.
Die Aussagen von Thomas Schmid gegenüber der WKStA im Zuge der Ermittlungen in der ÖVP-Korruptionsaffäre haben Benko im Oktober 2022 jedoch erneut in die Schlagzeilen gebracht. Schmid, der frühere Alleinvorstand der Staatsholding ÖBAG und Kabinettschef und Generalsekretär im Finanzministerium, hat gegenüber der WKStA ausgesagt, dass Benko ihn bestochen habe, um ein Steuerverfahren gegen ihn zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Es handelt sich dabei um Ermittlungen rund um das "Goldene Quartier", den Wiener City Komplex an der Tuchlauben. Die Ermittler vermuten, dass es beim mehrmaligen Verkauf der Immobilien zu verdeckten Ausschüttungen gekommen sei. Das Deutsche Handelsblatt, dem die Durchsuchungsanordnung der Staatsanwaltschaft vorliegt, beschreibt den Vorgang so:
Zunächst verkaufte Ende 2007 die in wirtschaftlichen Problemen steckende Bank Bawag die Liegenschaften an ein Konsortium, zu dem auch Benkos Signa-Konzern zählte. Dabei blieb es aber nicht lange. Bereits im September 2008 veräußerte Signa den Komplex an das luxemburgische Konstrukt RB International. An ihm ist die Laura Privatstiftung beteiligt, deren Begünstigter Benko ist.
Nach bloß zwei Wochen stieß RB die Immobilien an eine Holding ab, an der eine Konzerngesellschaft von Signa zwölf Prozent hält. Laut Unterlagen der WKStA erhielt die RB dabei rund 53 Millionen Euro mehr, als sie selbst bezahlt hatte. Österreichische Steuerprüfer gehen daher davon aus, dass der Verkauf der Immobilien von Signa an RB nicht zum Marktwert erfolgt sei. Trifft dies zu, hätte es eine verdeckte Ausschüttung der Signa Holding an Benko gegeben.
Wie das Handelsblatt weiter berichtet, soll Benko Schmid bedrängt haben, in das Verfahren einzugreifen und ihm zudem ein sondern ihm auch ein sehr lukratives Angebot unterbreitet haben:
Im Oktober 2017 soll der Investor dem Beamten demnach einen „Generalbevollmächtigtenvertrag“ bei der Signa-Gruppe vorgelegt haben. Schmid sollte demnach ein Jahresgehalt von 300.000 Euro erhalten. Zudem habe man ihm einen Bonus in derselben Höhe sowie einen Dienstwagen in Aussicht gestellt. Laut den Korruptionsstaatsanwälten sei dieses Angebot für die „parteiische Behandlung der Steuerprüfverfahren“ erfolgt.
Für Benko gilt die Unschuldsvermutung.
Auszeichnungen und Ehrungen
Im Laufe der Jahre erhielt René Benko zahlreiche Auszeichnungen von Medien, Verbänden und staatlichen Institutionen. 2011 wurde er vom Tiroler Landeshauptmann als „Tiroler des Jahres“ geehrt. Im gleichen Jahr erhielt er von Fachverbänden die Auszeichnung als „Immobilienmanager des Jahres“. Bereits zweimal (2011 und 2018) wurde er vom trend zum „Mann des Jahres“ gewählt. 2018 ehrte ihn die deutsche Wirtschaftszeitung Handelsball mit dem Titel „Stratege des Jahres“ und das European Real Estate Magazin ACROSS mit dem Titel „Mann des Jahres“.
Familie und Privates
So stark die berufliche mediale Präsenz Benkos ist, so wenig ist über sein Privatleben bekannt. René Benko wohnt nach wie vor in Innsbruck, hält sich aber oft in Wien auf. Er ist in zweiter Ehe mit Nathalie Benko (geb. Sterchele) verheiratet. Das Paar hat vier Kinder. Von seiner ersten Frau, mit der er eine gemeinsame Tochter hat, ließ sich Benko im Jahr 2005 scheiden.
In Bezug auf sein Privatleben gibt sich Benko sehr zurückhaltend. Öffentliche Auftritte und Äußerungen haben Seltenheitswert. Er erklärt nur, einen starken Familienbezug zu haben. Auch zu seinen Eltern und seiner Schwester. Er absolviert laufend 18-Stunden-Arbeitstage und ist überzeugt, dass es notwendig ist, permanent an sich selbst zu arbeiten. Homestories oder Interviews über sein Privatleben lehnt Benko konsequent ab. Kommt das Gespräch darauf, dann ist dieses auch schnell beendet.