Der Winzer Paul Achs macht Weine, "die einem nicht gleich entgegenhüpfen"
©Elke MayrRuhig, bedacht und tiefgründig präsentieren sich die Weine von Paul Achs und spiegeln damit den Charakter des Winzers aus Gols wider.
"Ich bin praktisch mittendrin", sagt Paul Achs, wenn er gefragt wird, wie man sich seinen Arbeitsalltag vorstellen darf. Mittendrin, das bedeutet für den burgenländischen Winzer die Arbeit im Weingarten und im Keller.
"Das Produkt - die Traube - ist das Wichtigste", so Achs. "Wenn das Produkt nicht gut ist, kann ich auch im Keller nicht damit arbeiten."
Sein Anspruch sei nichts Geringeres als "das Beste zu machen". Und das scheint ihm zu gelingen.
Seine Lagenweine sind vielfach prämiert. 1995 wurde er bereits zum "Falstaff Winzer des Jahres" gekürt – wenige Jahre zuvor übernahm er die Verantwortung für den Familienbetrieb.
Er freue sich über die Auszeichnungen, es seien Bestätigungen für sein Arbeit, so Achs. Doch der Winzer bleibt bescheiden: "Die Weine stehen für sich. Sie müssen nicht laut sein, um gehört zu werden."
Ruhig, zurückhaltend - voller Spannung & Struktur
Paul Achs' Persönlichkeit spiegelt sich in seinen Weinen wider: Anfangs zurückhaltend, entfalten sie mit der Zeit eine komplexe Tiefe und Eleganz. "Für mich ist es spannend, einen Wein im Glas zu haben, der sich weiterentwickelt," sagt er.
Es sei der Altenberg, der dem Charakter von Paul Achs am nächsten komme, verrät seine Frau. "Dieser Wein braucht Zeit und Geduld, um seine volle Pracht zu entfalten. Dem darf man nicht zu früh zu nahekommen. Doch wenn man ihm Zeit gibt und sich die Zeit nimmt, dann kommt er ganz nahe an einen Pinot Noir dran, mit einer feinen Klinge und viel Spannung und Struktur."
Der Altenberg ist eine der absoluten Top-Lagen von Gols. Die tonhaltigen Böden speichern das Wasser besser, Muschelkalk sorgt für die Mineralität.
Die Weine von Paul Achs
Paul Achs' Weine sind Synonyme für Eleganz und Finesse. Der Winzer strebt stets nach einer Balance zwischen Reife und Struktur, zwischen Saftigkeit und Feinheit. Diese Raffinesse zieht sich wie ein roter Faden durch sein Schaffen. Besonders stolz ist er auf die alten Reben seines Weinguts. "Alte Reben haben tiefere Wurzeln und können die Nährstoffe und das Wasser besser aufnehmen. Das verleiht den Weinen eine besondere Balance und Tiefe," erläutert er.
Einst auf Weißweine spezialisiert, machen heute Rotweine den Hauptanteil der Weine aus – 80 Prozent Rotweine, 20 Prozent Weißweine.
60 Kilometer südlich von Wien, nahe der ungarische Grenze, bewirtschaftet Achs 25 Hektar Rebfläche. "Vom Klima her gehören wir mehr zu Ungarn als zu Österreich", so der Winzer. "Es ist flach, es ist heiß. Wir sind definitiv das wärmste Gebiet in Österreich und das ist auch der Grund, warum wir mehr Rotwein als Weißwein haben."
Den Schwerpunkt bei den Rotweinen bildet der Blaufränkisch.
Die Achs‘schen Weine sind nicht nur Ausdruck seiner handwerklichen Meisterschaft, sondern auch seines tiefen Verständnisses für die Natur. "Das Wichtigste ist, die richtige Sorte am richtigen Boden zu haben", betont er. "Wenn die Trauben ausgewogen sind, muss man im Keller kaum etwas machen."
Im Weinkeller fühle er sich wohl, verrät Paul Achs. Er meide das Rampenlicht. Trotz seiner eher introvertierten Natur hat Paul Achs gelernt, sich in der Weinwelt zu behaupten. Er genießt es, mit anderen Winzern und Weinliebhabern in Kontakt zu treten und sich auszutauschen.
Die Zeit, als Gastronomen auf die Such nach guten Weinen gegangen sind, sei vorbei, so Achs. "Man muss jetzt definitiv rausgehen, seine Weine vorstellen."
Seine Frau und sein Sohn spielen ebenfalls eine wichtige Rolle im Familienbetrieb. Während seine Frau, Elfi Achs, sich um das Marketing kümmert, bringt sein Sohn Johannes frischen Wind in die Social-Media-Aktivitäten des Weinguts.
Nachdem der Winzer in seiner Familie der sechste Paul in Folge war, wollte er keinem seiner vier Söhne den Namen und damit eine Berufung weitergeben. "Keiner unserer Söhne heißt Paul. Das war mir wichtig. Sie sollten die Wahlfreiheit haben."
Johannes hat sich entschieden, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Auch er macht die Ausbildung an der Weinbauschule.
"Er ist eine absolute Mischung aus uns beiden", gibt Elfi Achs lachend zu. "Er hat das Weinverständnis vom Papa und die extrovertierte Art von der Mama." Die Zusammenarbeit im Familienbetrieb funktioniert harmonisch und ist geprägt von gegenseitigem Respekt und Anerkennung.
"Ich hätte auch gar nicht gewusst, was ich sonst machen soll", sagt Paul Achs, wenn er sich an die Anfänge seiner Karriere erinnert.
Paul Achs, 1968 als einziger Sohn einer Winzerfamilie geboren, absolvierte seine Ausbildung an der Weinbauschule in Eisenstadt und machte dort seine Meisterprüfung. Seit 1990 ist er für die Weine des Familienbetriebs verantwortlich und hat das Weingut mit seinen Ideen und seinem unermüdlichen Einsatz nachhaltig geprägt.
"Schon mein erster Jahrgang war ein Erfolg," erinnert er sich. "Das war der Moment, in dem ich wusste, dass ich auf dem richtigen Weg bin."
Ein bedeutender Meilenstein in seiner Karriere war die Gründung der Pannobile-Gruppe im Jahr 1994. Diese Gruppe, bestehend aus ambitionierten Winzern der Region, setzte sich das Ziel, Weine zu kreieren, die das Terroir des Burgenlands auf höchstem Niveau repräsentieren. "Wir wollten etwas Einzigartiges schaffen, das die Charakteristik unserer Heimat widerspiegelt", erklärt Achs.
Die Entscheidung, das Weingut 2006 auf biodynamischen Anbau umzustellen, war ein weiterer wichtiger Schritt für ebendieses. "Biodynamik hilft den Reben, sich besser an Stresssituationen wie Trockenheit anzupassen", so Achs. Diese nachhaltige Anbaumethode hat nicht nur die Qualität der Trauben verbessert, sondern auch die Widerstandsfähigkeit der Reben gestärkt.
"Die Weine, die wir machen, sind Ausdruck dessen, was uns die Natur gibt", sagt Paul Achs abschließend. Und genau diese Philosophie macht seine Weine so spannend. Schließlich gäbe es "nichts Langweiligeres, als wenn der erste Schluck so wie der letzte Schluck schmeckt".