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Winzerin Stefanie Böheim: "Weinbau ist ein Lebensgefühl"

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Stefanie Böheim schlägt ein neues Kapitel auf dem Weingut auf

©Elke Mayr
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Die Winzerin Stefanie Böheim aus Arbesthal verbindet Wein und Kulinarik. Ihr Credo: "Der Gast hat einen Anspruch darauf, dass ich mein Bestes gebe."

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Es gibt Menschen, die sich von Anfang an dazu berufen fühlen, das Erbe ihrer Familie fortzuführen. Doch Stefanie Böheim, eine junge Winzerin aus dem Carnuntum, hatte ursprünglich ganz andere Pläne. "Ich wollte das Weingut eigentlich nicht übernehmen. Mir wäre ein Hotel oder Restaurant lieber gewesen", erzählt sie offen. Doch in die Rolle, die sie heute mit Leidenschaft erfüllt, ist sie schnell gewachsen.

Der Weg zur Winzerin

Ihre Reise begann am Fuße der Weinberge. Böheim absolvierte ihre Ausbildung an der Tourismusschule Pannoneum in Neusiedl am See. "Ich wollte in der Gastronomie arbeiten", erinnert sie sich. Doch während ihrer Zeit als Jung-Sommelière kehrte sie immer öfter nach Hause zurück, um bei Verkostungen und Messen mitzuwirken. "Je mehr ich mich damit beschäftigte, desto mehr fand ich Freude daran", sagt sie mit einem Lächeln. Schließlich entschied sie sich, Weinbau und Önologie sowie Weinwirtschaft zu studieren und auf das Familienweingut zurückzukehren.

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Die Winzerin im Gespräch mit trend.

 © Elke Mayr

Die Transformation des Weinguts

"Weinbau ist heute etwas ganz anderes als vor zwanzig Jahren", erklärt Stefanie Böheim. Früher war es eine Arbeit, die viel Handarbeit und Einsatz erforderte, von der Pflege der Reben bis hin zur Arbeit im Keller. "Heute gehört noch so viel mehr dazu als nur die Kellerarbeit oder nur der Weingarten oder der Verkauf. Weinbau ist ein Lebensgefühl. Das muss man leben und fühlen", sagt sie nachdenklich. Dieser Wandel habe es ihr ermöglicht, ihren eigenen Platz im Familienbetrieb zu finden und die Traditionen ihres Vaters mit neuen Ideen zu bereichern.

Heute gehört noch so viel mehr dazu als nur die Kellerarbeit oder nur der Weingarten

Die Zusammenarbeit mit ihrem Vater ist ein zentraler Aspekt ihrer Tätigkeit. "Wir sind ein Gespann aus zwei Generationen", erklärt sie. "Natürlich war es anfangs nicht einfach. Wenn man neu in einen Betrieb kommt und neue Ideen hat, kann das schnell wie ein Angriff wirken." Doch mit der Zeit haben sie gelernt, miteinander zu arbeiten und sich gegenseitig Freiräume zu lassen. "Mittlerweile funktioniert es sehr harmonisch", fügt sie hinzu.

Eine neue Generation von Weinen

Stefanie Böheim bringt frischen Wind in das Weingut, ohne die Traditionen ihres Vaters zu vergessen. "Ich wollte Naturwein ausprobieren, Pet-Nat (Abkürzung für Pétillant Naturel) machen und neue Fässer anschaffen", erzählt sie. Anfangs stieß sie auf Widerstand, doch sie fand einen - wenn auch nicht ganz ernstgemeinten - Weg, ihre Ideen durchzusetzen: "Man muss nur so lange tun, bis er glaubt, dass es seine eigene Idee ist", lacht sie.

Ihr Stil ist experimentell und doch tief verwurzelt in den Traditionen des Weinbaus. "Ich probiere jedes Jahr etwas Neues aus", sagt sie. Zu ihren jüngsten Errungenschaften gehört ein Sekt aus Grünem Veltliner und Chardonnay, auf den sie besonders stolz ist. Sie hat auch einen Blaufränkisch, der mit den Füßen gestampft wurde, und eine österreichische Antwort auf Portwein kreiert. Diese Kreativität und Experimentierfreude sind es, die sie von anderen unterscheiden.

Der beste Heurige und die Philosophie dahinter

Stefanie ist nicht nur Winzerin, sondern auch Gastgeberin. Sie hat das Konzept eines Heurigen, das es zuvor auf dem Weingut nicht gab, eingeführt. "Ich wollte immer die Verbindung von Wein und Kulinarik", erklärt sie. "Ich liebe es, Menschen im Haus zu haben und sie zu bewirten." Für sie ist der Heurige eine Möglichkeit, ihre Philosophie von Qualität und Regionalität zu leben: "Schinkenbrot ist nicht gleich Schinkenbrot", betont sie. "Der Gast hat einen Anspruch darauf, dass ich mein Bestes gebe."

Ihre Philosophie zieht sich durch alle Aspekte ihres Tuns: "Ich mag mich nicht abgeben mit Produkten, die nur in einem Regal stehen, um eine Nummer zu sein", erklärt sie. Für Böheim ist es wichtig, dass ihre Weine und Produkte geschätzt werden. "Ich möchte sie lieber an Leute verkaufen, die die Arbeit dahinter zu schätzen wissen, als mit jemandem um Centbeträge zu feilschen."

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Stefanie Böheim hat Freude an dem, was sie tut

 © Elke Mayr

Ein Blick in die Zukunft

Mit etwa 20 Hektar Rebfläche und einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Rot- und Weißweinen hat das Weingut Böheim eine solide Basis. "Deutschland, Holland, Belgien und die Schweiz sind - neben Österreich - unsere stärksten Märkte", erzählt die Winzerin. "In Österreich ist unser 'Veltliner & Friends' unser Top-Seller." Ihr persönlicher Favorit? "Der Weißburgunder von der Lage Stixbergen", verrät sie.

Was plant Stefanie Böheim? "Vielleicht wird es in Zukunft mehr in Richtung Heurigen gehen, aber derzeit bin ich noch sehr breit aufgestellt", sagt sie. Was auch immer die Zukunft bringt, eines ist sicher: Böheim wird ihren eigenen Weg gehen, geprägt von einer Mischung aus Tradition, Innovation und einer tiefen Leidenschaft für Wein.

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