Roland Punzengruber, Chef von Hyundai Österreich, über die Erfolgsgeheimnisse des koreanischen Autoherstellers und seine Visionen für die Zukunft. #letfuturetalk
Wie gelang Hyundai die Transformation von der Preisausrichtung hin zur globalen Qualitätsmarke?
PUNZENGRUBER: Das ist über die Zeit gesund gewachsen. Ein großer Schritt war 2000 der SANTA FE, ab damals ging es in Richtung Vollsortiment. Ein Meilenstein war auch der i30 als erstes europäisches Modell ab Mitte der 00er-Jahre.
Und wohl auch durch das gefälligere Design …
PUNZENGRUBER: Richtig, die Europäisierung gelang mit Peter Schreyer, der zuvor Chefdesigner von Audi war. Mit seiner Handschrift wurden wir nicht mehr als klassisch asiatische Marke wahrgenommen und wir haben uns im Modern Premium Segment etabliert.
Ein anderer Faktor ist wohl auch, dass Hyundai früh auf nicht-fossile Antriebe gesetzt hat?
PUNZENGRUBER: Das war sicher genauso entscheidend. Hyundai hatte lange nur Autos in Lizenz produziert, erst 1999 seinen ersten eigenen Dieselmotor gebaut. Aber schon ein Jahr zuvor begann die Wasserstoff-Forschung. Bei alternativen Antrieben waren wir Pioniere, dort sind wir deswegen heute weltweit im Spitzenfeld.
Wie ist die Position auf dem Weltmarkt?
PUNZENGRUBER: Bereits im letzten Jahr konnte sich die Hyundai Motor Group unter den Top-3-Herstellern platzieren. Ab 2035 soll die ganze Hyundai Modellpalette elektrisch sein. Um das übergeordnete Ziel der CO2-Neutralität bis 2045 bei den Produkten und in der Produktion zu erreichen, stehen mehrere Wege offen, sowohl BEV als auch Wasserstoff, also Fuel Cell Electric Vehicles.
Welchen Stellenwert hat Wasserstoff-Antrieb?
PUNZENGRUBER: Wir sind einer von nur zwei Herstellern, der klar darauf fokussiert. Schon 2025 werden wir weltweit 100.000 Wasserstoff-Fahrzeuge herstellen, fünf Jahre später werden es 500.000 sein.
Setzt Hyundai auf weitere E-Fuels?
PUNZENGRUBER: Hyundai stand generell immer für Technologie-Offenheit: Sämtliche Antriebsarten, die absolut null CO2 emittieren, stehen im Fokus der Forschung und Entwicklung. Im Moment reduzieren der Batterie- und der Wasserstoff-elektrische Betrieb den Ausstoß von CO2 und Treibhausgasen ganz deutlich, Hyundai ist in beiden Technologien führend, unsere großen Stärken sind die Vielfalt des Konzerns und die Tiefe seiner vertikalen Wertschöpfungskette. Die meisten Teile kommen seit 1977 von Mobis, die zur Hyundai Motor Group gehört. Hyundai kauft deutlich weniger als andere Autokonzerne zu, das trägt entscheidend zur Profitabilität bei.
Hyundai mischt aber nicht nur als Autohersteller an der Weltspitze mit?
PUNZENGRUBER: Hyundai ist auch der größte Schiffshersteller der Welt, transportiert mit eigenen Schiffen, hat mit Glovis eine Logistik-Tochter. Hyundai betreibt überdies eines der sechs größten Stahlwerke der Welt, hat im Konzern auch einen Lokomotivenhersteller.
Wie richtet sich Hyundai weiter aus?
PUNZENGRUBER: Die Visionen reichen über intelligente Mobilität im weitesten Sinn und Industrie hinaus: Hyundai hat für den gesamten Energiesektor Visionen, was Speicherung oder Recycling betrifft, arbeitet an Lösungen, grünen Strom zu gewinnen, hat konkrete Konzepte für Urban Air Mobility, als Energie- und Mobilitätsservice-Anbieter für Mega Cities und vieles mehr.