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Sie sind die Ausnahme im taumelnden Immobilienmarkt: Industrie-, Gewerbe- und Logistikflächen sind nach wie vor gefragt. Große Player wie die VGP nutzen das mit neuen Wirtschaftsparks – und Fokus auf Nachhaltigkeit.
Der Fall der Signa Holding zeigt es deutlich: Der Immobilienmarkt wird kräftig durchgerüttelt. Die rasch und kräftig gestiegenen Zinsen und die hohen Baukosten stellen die Immobilienentwickler vor Probleme, viele Projekte sind gestoppt. Es mangelt an Finanzierungen und/oder Nachfrage.
Das „gallische Dorf“ unter den Assetklassen, das sich dem Trend nach unten entzieht, scheinen Industrie- und Logistikimmobilien zu sein. Die für das EY Trendbarometer befragten Immobilienexperten gehen von stagnierenden bis sinkenden Preisentwicklungen aus – einzig bei Logistikimmobilien in Bestlage werden noch tendenziell steigende Preise erwartet.
„Eine abwartende Haltung am Markt“ spürt auch Alexandra Fischer von Otto-Immobilien, „viele Projekte wurden vorläufig verschoben. Aber Industrie- und Logistikflächen sind davon am wenigsten betroffen, vor allem seitens kleinerer und mittlerer Unternehmen gibt es immer wieder Nachfrage.“
Davon ist auch Markus Gollob überzeugt, Country Manager Österreich des Immobilienentwicklers VGP. Das belgische Familienunternehmen ist Spezialist für Gewerbe- und Industrieparks. Zum Portfolio des börsennotierten Unternehmens gehören 112 Wirtschaftspark in 17 Ländern, Schwerpunkt ist Deutschland. „Unsere Wirtschaftsparks befinden sich ausschließlich in Bestlagen, entsprechend ist Nachfrage vorhanden“, so Gollob (siehe auch Interview).
In Österreich ist VGP 2019 mit einem Park in Premstätten bei Graz gestartet, der jetzt um 62.000 Quadratmeter erweitert wird. Ein zweites Projekt ist der Wirtschaftspark Laxenburg, für den Anfang September die Grundsteinlegung erfolgte. In unmittelbarer Nachbarschaft zum IZ Niederösterreich-Süd entstehen auf einer Fläche von rund 120.000 Quadratmetern zwei Hallen mit insgesamt 52.000 Quadratmetern vermietbare Fläche für Industrie, Logistik und Gewerbe. Ein weiteres Projekt plant VGP an der Westautobahn in Ehrenfeld in Oberösterreich.
Das Errichten von Gewerbeparks ist längst mehr als das Aufstellen billiger Hallen. „Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sind bei all unseren Projekten wesentliche Parameter“, betont auch Gollob, „zudem erwarten die Mieter Qualität.“
In Laxenburg wird es daher Photovoltaikanlagen auf den Dächern geben. „Unser Ziel ist es, bis 2025 in unseren Parks 300 Megawattpeak Strom zu erzeugen“, sagt Gollob, „damit können wir den Strombedarf unserer Mieter decken und unter Umständen auch Nachbarbetriebe versorgen.“ Der gesamte Komplex wird zudem nach den Nachhaltigkeitskriterien des ÖGNI-Gold-Zertifkates errichtet.
Gegenwind.
Solche Nachhaltigkeitskonzepte sind dringend notwendig. Denn den Entwicklern weht durchaus Gegenwind entgegen. Die zunehmende Bodenversiegelung ist ein Reizthema, und viele Bürgermeister fürchten ein zusätzliches Verkehrsaufkommen, weshalb Genehmigungsverfahren für solche Projekte meist zäh sind. Betreiber wie VGP bemühen sich daher, die Flächenversiegelung zu minimieren. In Laxenburg werden bewusst 3,8 Hektar als begrünte Versickerungsfläche eingeplant. Und bei der Erweiterung in Premstätten wird ein Parkhaus mit 670 Stellplätzen gebaut, um weniger Boden zu verbrauchen.
„Mit dem VGP-Park Laxenburg entstehen wichtige neue Arbeitsplätze und ein wirtschaftlicher Impuls für die gesamte Region“, lobt denn auch Jochen Danninger, ÖVP-Klubobmann im niederösterreichischen Landtag und Aufsichtsratsvorsitzender der Betriebsansiedlungsagentur Ecoplus, „der Park ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein solches Projekt nachhaltig umgesetzt werden kann.“
Für Gollob und sein Team ist die Entwicklung in Österreich damit keineswegs abgeschlossen. „Die Nachfrage der Wirtschaft nach guten Standorten ist nach wie vor da“, so Gollob, die aktuelle Zurückhaltung sei nur eine Zwischenphase. Nachhaltigkeit bleibt ein bestimmendes Thema, Regionalität könnte stärker in den Fokus rücken. „Kleinere Wirtschaftsparks mit Flächen für regionale Betriebe und auch kleinere Logistikzentren werden ein Trend“, ist Gollob überzeugt.
Neue Regionalität.
Bei den Spediteuren rennt er damit offene Türen ein. „Wenn man Transportwege verkürzen und Verkehr verringern will, sind mehr Zwischenlager notwendig“, betont etwa Alexander Friesz, Präsident des Zentralverbandes Spedition & Logistik und -Lagermax-Vorstand.
Otto-Expertin Alexandra Fischer sieht vor allem zwei Wachstumsfelder: „Logistikflächen sind nach wie vor gefragt“, sagt sie, „und dann werden Planungen interessant, die brachliegenden Industrie- und Gewerbeflächen neues Leben einhauchen. Denn auf der grünen Wiese wird immer weniger möglich sein.“
Die Trends bei Industrieparks
1. Nachhaltigkeit. Ohne große PV-Anlagen am Dach geht bei neuen Wirtschaftsparks nichts mehr.
2. Freiflächen. Auch bei Zehntausenden Quadratmetern heißt das Motto: Weniger Asphalt und mehr Grünflächen bedeuten weniger Bodenversiegelung.
3. Regionalität. Es muss nicht immer mega sein: Es gibt steigenden Bedarf an gemischten Parks, in denen Industrieunternehmen und regionale Betriebe sich treffen.
4. Logistik-Boom. Dank Onlinehandel steigt der Bedarf an Verteilzentren, möglichst lokal.
5. Brownfield. Leerstehende Industrie-Areale, sogenannte „braune Flächen“, werden genutzt, um den Bodenverbrauch zu stoppen.