Der Verkäufer mag sein Haus vielleicht mit allen Vorteilen anpreisen - den vollen Angebotspreis sollte man ihm dennoch nicht schenken.
©Elke MayrIn welchen Bezirken in Österreich Käufer von Wohnungen und Einfamilienhäusern Verkäufer den höchsten Preisnachlass beim Verhandeln gewähren. Eine Studie zeigt den Unterschied zwischen Angebotspreis und Verkaufspreis bei Immobilien.
Was versteht man unter einer Immobilien-Preisschere?
Wer schon mal eine Immobilie gekauft hat, der weiß es – alle anderen ahnen es, wenn sie sich durch den Makler-Dschungel wühlen: Der tatsächliche Kaufpreis ist praktisch nie identisch mit dem, den sich der Verkäufer ursprünglich vorgestellt hat.
Diese sogenannte „Immobilien-Preisschere“, die das Auseinanderklaffen von Angebots- und Kaufpreis beschreibt, haben willhaben.at und IMMOunited gemeinsam untersucht. Dazu wurden die Angebotspreise auf willhaben.at verglichen mit jenen Preisen, die schlussendlich als Kaufpreis im Grundbuch eingetragen wurden. Ergebnis: Beim Wohnungskauf gibt es einen marginalen Unterschied, bei Häusern klafft die Schere weit auseinander.„Ziel unserer regelmäßigen Analysen der willhaben- und Grundbuchdaten ist es, dass wir eine objektive Basis für die Preisgestaltung von Wohnimmobilien schaffen", Judith Kössner, Head of Immobilien bei willhaben.
Welche Datenbasis für die Immobilienpreis-Schere herangezogen wurde
Willhaben.at und IMMOunited haben für ihre Untersuchung zur Preisschere über 100.000 Anzeigen aus dem Kalenderjahr 2020 ausgewertet.
WOHNUNGEN: Preisunterschied zwischen Angebot und Nachfrage bis zu 20 Prozent
Bei den Preisen von Wohnungen und Einfamilienhäusern gibt es teilweise hohen Verhandlungsspielraum, dieser ist allerdings je nach Bundesland unterschiedlich groß. „Die Differenz zwischen den Angebots- und Kaufpreisen von Wohnungen lag 2020 bei maximal 21 Prozent.
In welchen Bundesländern man Wohnungspreise gut verhandeln kann
Im Bundesländervergleich gibt es bei Wohnungspreisen die größte Abweichung in Tirol. 2016 war es beispielsweise noch in Niederösterreich der Fall. Die Preisdifferenz in Tirol beträgt durchschnittlich 21 Prozent. Die größten Chancen für Käufer den Preis zu drücken, bieten sich in im Bezirk Kitzbühel (Tirol), da gibt es den größten Unterschied zwischen Angebots- und Kaufpreis. So werden die Objekte im noblen Skiort in den Alpen im Schnitt um 19 Prozent günstiger gekauft als angeboten.
Angebotspreis versus Kaufpreis bei Wohnungen in Österreich
Bezirke mit dem größten Verhandlungsspielraum bei Käufen von Einfamilienhäusern und Wohnungen
Die größte Preisschere zwischen Angebot und Nachfrage bei Immobilien im Schnitt gibt es in:
- Kitzbühel (Tirol): 21 Prozent Preisdifferenz
- Melk (Niederösterreich): 15 %.
- Scheibbs (Niederösterreich): 14 %
- Urfahr-Umgebung (Oberösterreich): 14 %
Döbling: Preisvorstellungen der Verkäufer sind viel zu hoch
Wien: Fast die Hälfte der Bezirke mit Preisschere über zehn Prozent
Angebotsschere für Wohnungen in den Wiener Bezirken
Margareten: 14 Prozent
Alsergrund: 14 Prozent
Döbling: 14 %
Die Abweichungen vom Angebots- und Kaufpreis bei Wohnungen in Wien lagen bei einigen Bezirken bei oder über zehn Prozent. Die größten Unterschiede mit 14 Prozent gab es in den Bezirken Margareten, Alsergrund und Döbling. Die wenigsten Abstriche mussten Verkäufer in Leopoldstadt, Meidling und Brigittenau machen, hier lag die Preisschere bei lediglich zwei Prozent.
EINFAMILIENHÄUSER: Differenzen zwischen Angebot und Nachfrage bis zu 30 Prozent
Bei den Preisen von Wohnungen und Einfamilienhäusern gibt es teilweise hohen Verhandlungsspielraum, dieser ist allerdings je nach Bundesland unterschiedlich groß. „Die Differenz zwischen den Angebots- und Kaufpreisen von Wohnungen lag 2020 bei maximal 21 Prozent.
Wo man Preise für Einfamilienhäuser besonders gut drücken kann
Bei Einfamilienhäusern ist die Schere immer etwas größer. Der größte Unterschied lag, mit Tirol an der Spitze, bei fast 30 %“, analysiert Judith Kössner, Head of Immobilien bei willhaben. Die Preisschere bewegte sich zwischen knapp 3 % (Vorarlberg) und rund 30 % (Tirol). Nach Tirol folgt Niederösterreich mit einer Differenz zwischen Angebots- und Kaufpreis von durchschnittlich 21 %. Danach reihen sich die Bundesländer Oberösterreich mit 17 %, Salzburg und die Steiermark mit 15 % und das Burgenland mit 14 %. Deutlich kleiner war der Verhandlungsspielraum in Wien (9 %) und Kärnten (8 %). Auch bei den Preisscheren beim Hausverkauf gibt es regional große Unterschiede.
Eisenstadt, Baden, Krems und Mödling: Die Vorstellungen der Verkäufer sind oft überzogen
Große Abweichung zwischen Angebots- und Kaufpreis von 28 % bis 31 % wurden im Burgenland in Eisenstadt-Umgebung, in Niederösterreich in Baden, Krems an der Donau, Mödling und Neunkirchen, in Salzburg in Hallein sowie in Tirol in Innsbruck-Land und Kitzbühel gemessen. In Wien betraf diese hohe Preisschere lediglich den Bezirk Liesing. Überdurchschnittlich hohe Preisabschläge mussten außerdem Verkäufer in Eisenstadt und Neusiedl am See (Burgenland) mit jeweils 26 % Preisdifferenz hinnehmen. Dahinter folgte St. Pölten Land mit 25 %.
Angebotspreis versus Kaufpreis bei Häusern in Österreich
Kleinste Preisdifferenz zwischen Verkaufsangebot und Kaufpreis Favoriten, Gmünd, Murau und Villach
Realistische Preisvorstellungen hatten Verkäufer von Einfamilienhäusern in den Wiener Bezirken in Favoriten und Penzing nahezu keine Preisdifferenz zwischen Angebots- und Kaufpreis. Auch in Gmünd (Niederösterreich), Murau (Steiermark) und Floridsdorf (Wien) gab es kaum preisliche Unterschiede (2 %). Lediglich 3 % verzeichneten ebenso die Bezirke Villach Land (Kärnten), Freistadt (Oberösterreich), Leoben (Steiermark) und Bregenz (Vorarlberg).