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Immobilienmarkt 2024: Preisrückgänge in allen Anlageklassen

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Immobilien waren viele Jahre renditestarke Investment- und Anlageobjekte. 2024 müssen Bewertungen nach unten korrigiert werden.

©Elke Mayr
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Die Immobilien-Hausse ist vorüber. Immobilien-Investments gelten zwar weiterhin als attraktiv, Anleger und Investoren müssen 2024 aber mit sinkenden Preisen rechnen. Auch das Beratungs- und Prüfungsunternehmen EY erwartet Rückgänge in allen Klassen. Nur Objekte in Bestlagen könnten wertstabil bleiben.

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Wende am Immobilienmarkt

Viele Jahre lang galten Immobilien als die praktisch bestmöglichen Investment- und Geldanlageobjekte. Angesichts volatiler Aktienmärkte, niedriger Zinsen und einer sehr spekulativen Entwicklung von Krypto-Assets war das "Betongold" eine renditenstarke Anlageklasse, die kontinuierlich Wertsteigerungen versprach und in die dank Niedrigstzinsen fast risikofrei investiert werden konnte.

Die Zinswende, die Inflation, die erheblich gestiegenen Rohstoffkosten und die anhaltend schwierige wirtschaftliche Gesamtsituation haben dieses Blatt gewendet. Auch die bis vor kurzem als äußerst krisensicher geltende Immobilienbranche wurde von der Abwärtsspirale erfasst. Die Immobilienpreise des Jahres 2022 sind praktisch auf keinem Sektor mehr erzielbar, und die Tendenz geht weiter nach unten.

Das trifft nicht nur auf das auf wilden Spekulationen aufgebaute Gebilde der Signa-Gruppe und andere Immobilienentwickler, sondern sämtliche Immobilienklassen. Wohnimmobilien ebenso wie Büroimmobilien, Handelsimmobilien oder Logistikimmobilien.

Transaktionsvolumen 30 % unter Vorjahr

Im Rahmen des nun vorgestellten Trendbarometers zum österreichischen Immobilienmarkt geht das Beratungs- und Prüfunternehmen EY davon aus, dass es sich dabei nicht nur um eine kurzfristige Tendenz handelt. Der Preisverfall am Immobiliensektor ist praktisch ubiquitär, nur in Bestlagen könnten die Preise laut EY stabil bleiben. Wobei sich in den vergangenen Wochen und Monaten allerdings auch schon gezeigt hat, dass selbst dort auch Top-Objekte unter Druck geraten und deutlich geringere Verkaufserlöse erzielt werden.

Signifikant für Abwärtstendenz des Immobilienmarkts ist auch das fallende Transaktionsvolumen. Dieses ist 2023 im Vergleich zum Jahr 2022 um 30 Prozent gesunken.

Stephan Größ, Leiter des Immobiliensektors bei EY Österreich, dazu: „Wir beobachten eine Trendwende am österreichischen Immobilienmarkt, die 2024 zu einer flächendeckenden Preisadjustierung führen dürfte. Gleichzeitig lässt sich erkennen, dass exklusive Standorte als wertstabile Anlage-Inseln herausragen."

Erwartete Preisentwicklung nach Sektoren

Für den Trendbarometer Immobilien-Investmentmarkt hat EY 80 Marktteilnehmer der heimischen Immobilienbranche, darunter Banken, Immobilienfonds, Projektentwickler und institutionelle Investorengruppen befragt. Unisono gehen sie in allen Sektoren von rückläufigen Preisen aus.

  • Wohnimmobilien: Kaufpreise im bisher äußerst stabilen Wohnsegment sollen 2024 sinken – ausgenommen Bestlagen, wo 41 Prozent der Befragten von konstanten Preisentwicklungen ausgehen. In 1b-Lage und der Peripherie werden sinkende Preise erwartet.

  • Büroimmobilien: Schon im Vorjahr sind die Preise im Bürosegment gesunken. Diese Tendenz dürfte weiter anhalten. Nur in 1a-Lagen soll sich das Niveau konstant entwickeln (56 %), überall sonst geht die Mehrheit der Befragten von rückläufigen Preisen aus (1b: 69 %; Peripherie: 84 %).

  • Halndeslimmobilien: Im Handel zeigt das Preis-Barometer ebenfalls nach unten: Sowohl für Einkaufszentren (47 %) als auch bei Einzelhandelsimmobilien (55 %) sollen die Preise nur in Spitzenlagen gleichbleiben, überall sonst geht mehr als die Hälfte der Befragten von sinkenden Preisen aus. Besonders bei Shopping-Centern in der Peripherie ist das Bild sehr eindeutig: 83 Prozent rechnen mit fallenden Preisen.

  • Hotelimmobilien: Sowohl für Business-Hotels als auch für Ferienimmobilien gehen Befragten von rückläufigen Preisen aus. Vor allem bei Objekten in 1b-Lagen und in der Peripherie.

  • Logistikimmobilien: Ähnlich gelagerte Erwartungen gibt es für Logistikimmobilien. Allerdings werden bei diesen zumindest auch in 1b-Lagen noch stabile Preise erwartet.

Nur Wohnimmobilien-Investments bleiben attraktiv

Trotz der erwarteten Preisabschläge sehen die Marktteilnehmer jedoch Wohnimmobilien weiterhin als interessante Investments. Drei Viertel (74 %) gaben an, 2024 in dieses Segment investieren zu wollen. Auch für Immobilien im Gesundheitsbereich (61 %) wird die Nachfrage im kommenden Jahr hoch bleiben.

Auf allen anderen Immobilienklassen liegt 2024 jedoch nur ein geringer oder kein Investmentfokus.

Die mangelnde Begeisterung zeigt auch die Einschätzung der Attraktivität des Immobilienstandorts Österreich. 2022 wurde dieser noch von mehr als die Hälfte (52 %) der Befragten als „sehr attraktiv“ bewertet. Nun sind es nur noch 18 Prozent.

„Der Markt wird heuer bereits zum zweiten Mal in Folge deutlich vorsichtiger eingeschätzt als in den Zeiten davor. Auch in Deutschland zeigt sich ein ähnliches Bild – hier schätzen 42 Prozent der Marktteilnehmer den heimischen Markt als weniger attraktiv ein“, erläutert Größ.

Ausblick zur weiteren Entwicklung des Immobilienmarkts

Die weitere Entwicklung des Immobilienmarkts hängt an verschiedenen Faktoren. Kurzfristig sind dabei unter anderem die Zinsentscheidungen der EZB und die weitere Entwicklung der Inflation relevant. Die Zinsentwicklung wird daher auch von 90 % der von EY befragten Marktteilnehmer als Schlüsselfrage gesehen.

Langfristig gibt es jedoch noch weitere Themen, die für den Markt und die Bewertungen einzelner Objekte immer relevanter werden. Dazu gehören der Klimawandel, Energieeffizienz und ESG sowie der demographische Wandel. Ebenfalls entscheidend für die zukünftige Wertentwicklung von Immobilien bleibt das Thema der Digitalisierung und die Verfügbarkeit von Breitband- und Glasfaser-Internet am Standort.

Eine neue Herausforderung für die Marktteilnehmer ist zudem das Thema KI und die Integration von KI-Anwendungen in Geschäftsmodelle und Geschäftsprozesse. Größ: "KI kann helfen, ineffiziente Prozesse zu straffen, Analysen zu verbessern und Entscheidungen zu treffen. Auch für die effizientere Verwaltung von Immobilien lässt sich KI einsetzen."

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