Aktive ETFs sind der neueste Trend am Investment-Sektor. Sie versprechen hohe Renditen bei geringen Kosten.
©ShhutterstockAktive ETFs sind der neueste Investmenttrend. Fondsmanager greifen dabei steuernd in die Indexfonds ein. Das bringt höhere Renditen bei niedrigen Kosten.
Der Begriff ETF ist gerade bei einer breiteren Basis von Anlegern angekommen - und schon kommt eine neue Investmentvariante auf sie zu: aktive ETFs. Diese neue Generation der Indexfonds orientiert sich wie klassische ETFs an einem Börsenindex, bietet aber mehr. Anleger, die ihr Geld am Kapitalmarkt anlegen wollen, stehen vor einer grundsätzlichen Entscheidung. Vertrauen sie ihr Geld aktiven Fondsmanagern an oder investieren sie in einen Index? Aktive ETFs wollen diesen Konflikt lösen, indem sie das Beste aus beiden Welten liefern: Während die rein passiven ETFs den Index nur eins zu eins abbilden, weichen aktive ETFs nach von Fondsmanagern gesetzten Parametern davon ab, mit dem Ziel, den Index zu schlagen.
Der Trend kommt von den großen US-Fondsgesellschaften wie JPMorgan, Fidelity, Vanguard oder VanEck. Weltweit sind etwa zehn Billionen US-Dollar in ETFs investiert. Nur knapp sechs Prozent stecken in aktiven ETFs. Doch das Segment wächst rapid. Im Jahr 2022 waren aktive ETFs mit einer Zunahme von 70 Prozent die am stärksten wachsende Anlageklasse. Auch in Europa beträgt die Zunahme rund 40 Prozent. Im vergangenen Jahr wurden erstmals mehr aktiv verwaltete ETFs aufgelegt als traditionelle passive ETFs.
Stefan Kuhn, Fidelity Europa, zu den Gründen: "Nicht nur die Rendite, sondern auch die Kosten eines Investmentprodukts sind für viele Anleger ein wichtiges Entscheidungskriterium. Auch in diesem Wettbewerb können aktive ETFs punkten, denn sie sind relativ günstig." Während die Gesamtkostenquote für aktive Aktienfonds meist zwischen 1,5 bis 2,5 Prozent rangiert, liegt sie bei aktiven ETFs deutlich darunter - zwischen 0,20 Prozent und 0,50 Prozent. Dazu kommt bei Investmentfonds ja noch der einmalige Ausgabeaufschlag in der Höhe von bis zu fünf Prozent, der bei ETFs entfällt. Natürlich gibt es aktive ETFs mit komplexeren Auswahlkriterien wie etwa Volatilität, speziellen Regionen, Technologien oder sogar Biodiversität, bei denen die laufenden Kosten auch bis zu 0,8 Prozent reichen können. Aber generell sind sie preislich deutlich attraktiver als aktive Fonds und nur manchmal leicht teurer als passive ETFs.
Performance-Vergleich
Und wie sieht es mit der Ouptperformance der Indizes tatsächlich aus? Der trend hat in den Bereichen "globale Aktien", "Dividendenwerte" und "Mischfonds" aktive ETFs einem Vergleich unterzogen. Dabei kann jedoch nur eine Zeitspanne von drei Jahren herangezogen werden, weil die Produkte noch relativ kurz auf dem Markt sind (siehe Tabellen). Dabei befindet sich in der dritten Zeile stets der zu vergleichende passive Indexfonds. In der vierten Zeile wird die Performance eines gemanagten Fonds angeführt.
Der iShares Core MSCI World beispielsweise, also ein ETF auf den breiten Weltaktienindex, hat in drei Jahren um knapp 38 Prozent zugelegt. Der aktive ETF von JPMorgan für globale Aktien brachte im gleichen Zeitraum sogar ein Plus von knapp 44 Prozent. Bei JPMorgan gibt es ein 90-köpfiges sogenanntes Research Enhanced Investment Team, das auf sämtliche Analyseergebnisse der Investmentgesellschaft zugreifen kann. Auf Basis dieser Informationen kann das Team entscheiden, bei welchen Positionen es im Vergleich zu einem Index geringe Übergewichtungen bei Titeln, die sie attraktiv finden, und Untergewichtungen bei Werten, die sie weniger überzeugend finden, vornehmen.
Vergleicht man die Performance der aktiven ETFs mit einem der Spitzenfonds der Kategorie, zeigt sich, dass erfahrene Fondsmanager ihr Geld wert sein können. Der Amundi Top World schaffte über drei Jahre ein Plus von mehr als 60 Prozent.
Aktive ETFs, Dividendenwerte und Mischfonds
Bei Dividendenwerten spielen aktive ETFs ihre volle Stärke aus. Der aktive ETF der niederländischen Fondsgesellschaft VanEck beispielsweise erzielte über drei Jahre ein Plus von 64 Prozent - deutlich mehr als ein passiver Dividenden-ETF. Das Ergebnis wurde möglich, indem Morningstar für VanEck eine Auswahllösung kreiert hat, die nicht nur nach Dividendenrenditen filtert, sondern auch Aktien identifiziert, bei denen es weniger wahrscheinlich ist, dass sie ihre Ausschüttung in Zukunft kürzen. Außerdem wird ein zusätzliches Screening der Nachhaltig keit von Dividenden durchgeführt. Die Performance ist so gut, dass sie selbst einen der führenden aktiven Dividendenfonds zumindest in der Dreijahresbetrachtung übertrifft.
Aktive ETFs können auch die Zusammensetzung von Mischfonds nachvollziehen. Und das sogar ziemlich erfolgreich. Der Arero-Weltfonds ist ein aktiver ETF des deutschen Vermögensverwalters DWS. Durch seine kontrollierte Zusammensetzung aus Aktien-, Anleihen-und Rohstoffindizes hat er über drei Jahre ein Plus von mehr als 18 Prozent erzielt. Aber auch die aktiven Misch ETFs von Vanguard oder Xtrackers können sich durchaus sehen lassen. Von den Fondsmanagern der Kepler KAG werden sie aber über drei Jahre leicht übertroffen.
Stellt sich zum Schluss die Frage, warum sich große Fondsgesellschaften mit aktiven ETFs Konkurrenz im eigenen Hause schaffen? Die Vermögensverwalter wollen die vorhandene Expertise ihrer Analyseteams für die aktiven ETFs einsetzen und so neue Kunden gewinnen. Fidelity-Experte Kuhn: "Unser Ziel ist es, mit aktiven ETFs eine Rendite von einem Prozent über dem Index nach Kosten zu erzielen." Und manchmal wird das sogar deutlich übertroffen.
Artikel aus trend. PREMIUM vom 8.9.2023