Kaffee, Mineralwasser, Softdrinks, Nahrungsmittel, Kosmetikprodukte – auch in Krisenzeiten läuft das Geschäft mit
Artikeln des täglichen Bedarfs.
Sie zählen eher zu den Evergreens der Börse als zu den Chartstürmern: Das Thema Basiskonsum zeigt seine Stärke an den Aktienmärkten in Krisenzeiten oder wenn wieder eine Pandemie droht.
Glauben Sie, es wird je eine Welt ohne Coca-Cola geben? Sollten Sie diese Frage mit Nein beantworten, befinden Sie sich in bester Gesellschaft. Der Hersteller des bräunlichen Softdrinks findet sich als Dauerinvestment im Portfolio des Selfmade-Milliardärs Warren Buffett. Coca-Cola ist die vielleicht prominenteste Aktie aus einem Bereich, der sich durch weitgehende Krisenfestigkeit, Resistenz gegen Zinserhöhungen und Widerstandsfähigkeit gegenüber Konjunkturschwankungen auszeichnet: Basiskonsum, „Consumer Staples“, zählt zu den Evergreens in breit gestreuten Portfolios.
Freilich – wie in der Musikbranche, so führen Evergreens auch an den Börsen selten die Charts an. So legte der Weltaktienindex MSCI World heuer gut 16 Prozent zu, der Subindex MSCI World Consumer Staples brachte es auf gerade einmal knapp neun Prozent. Warum also Aktien aus diesem Bereich kaufen? „Der Bereich funktioniert gut, wenn es Krisen gibt, wenn also defensive Sektoren gefragt sind. Während Corona ist dieser Sektor super gelaufen. Und zwar vor allem deshalb, weil die Nahrungsmittelhersteller ihre Preismacht voll ausspielen konnten“, erklärt Leopold Salcher, Seniorfondsmanager bei Raiffeisen Capital Management. Zu seinen Favoriten zählt die Branche nicht gerade – in dem von ihm gemanagten Raiffeisen Global Dividenden-Fonds hat er das Thema Basiskonsum untergewichtet.
Allerdings: „Es gibt natürlich auch hier Qualitätsnamen, etwa L’Oréal, Costco, WalMart oder Procter & Gamble.“ Somit eignet sich der Sektor vor allem für zwei Anlegertypen: Stockpicker, die sich die Rosinen aus dem wenig aufregenden Consumer-Staples-Kuchen suchen wollen, und Pessimisten. Wer an einen Konjunktureinbruch, eine Ausweitung der aktuellen Konfliktherde auf eine globale Krise oder ein neuerliches Auftreten einer Pandemie glaubt, ist bei Basiskonsum gut aufgehoben. Nahrungsmittel, Getränke, Hygieneartikel und deren Vertriebskanäle sind eine sichere Bank in Krisenzeiten.
Markenkönige
Und nicht nur in diesen. Ein gutes Beispiel dafür ist der US-Mischkonzern Procter & Gamble. Kaum ein größeres US-Aktienportfolio, in dem sich „P&G“ nicht findet. Mit Marken wie Ariel, Blendax, Gilette, Head & Shoulders, Braun, Meister Proper, Pampers und Wick bedient P&G mit einer breiten Produktpalette weltweit die verschiedensten, überwiegend krisenresistenten Produktsegmente, die in jedem Drogeriemarkt zu finden sind. Wir erinnern uns: Selbst im strengsten Lockdown durften Drogeriemärkte offenhalten. Dabei liefert die P&G-Aktie (ISIN: US7427181091) mit einer Dividendenrendite von 2,2 Prozent (Schätzung für 2024) einen für amerikanische Verhältnisse recht ordentlichen laufenden Ertrag, mit einer Bewertung mit dem etwa 28-fachen Jahresgewinn liegt die Aktie knapp über dem Durchschnitt des US-Aktienmarkts.
Zu den Dauerbrennern zählt auch Buffetts Liebling Coca-Cola (ISIN: US1912161007). 1988 erwarb das „Orakel von Omaha“ Coca-Cola-Aktien um eine Milliarde Dollar. Es war das damals größte Einzelinvestment von Buffetts Fonds Berkshire Hathaway, in dem sich diese Position auch heute noch als immerhin viertgrößte Position findet. Auch diese Aktie ist vernünftig bewertet. Mit einer Dividendenrendite von 2,7 Prozent und einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 26 liegt der Wert im Marktdurchschnitt. Zum Vergleich: Das KGV von Tesla, einem der „Magnificent Seven“, liegt bei 128, und auf Dividenden müssen die Aktionäre des E-Auto-Pioniers verzichten. Auf kontinuierlich fließende Dividendenzahlungen können Anleger bei Werten wie P&G und Coca-Cola hingegen vertrauen, denn „Wenn einmal die Dividende von Coca-Cola ausfällt, dann steht die Welt ohnedies schon am Abgrund“, konzediert auch Fondsmanager Salcher.
Unsinkbares Schiff
Ähnliches gilt für den Schweizer Nahrungsmittelhersteller Nestlé (ISIN Namensaktie: CH0372071347, ADR: US6410694060). Als größter Konzern der Branche gilt Nestlé als unsinkbares Schiff. Dennoch liegt die Bewertung mit einem KGV von rund 20 und einer Dividendenrendite von 3,5 Prozent im günstigen Bereich. Die breit gestreute Produktpalette umfasst Babynahrung, Frühstücksflocken, Schokolade, Eiscreme, Tiernahrung, Kaffee (unter anderem Nespresso), Molkereiprodukte, Gewürze (u. a. Maggi) und rund 100 Mineralwassermarken.
Auch dieses Unternehmen zählt zu den Favoriten der Basiskonsum-Anbieter. Mit den vier Divisionen Consumer Products (L’Oréal Paris, Garnier), Luxusmarken (Lancome, Helena Rubinstein, Ralph Lauren Parfüm), professionelle Produkte für den Friseurbedarf (Kerastase) und Apothekenkosmetik (Vichy, Heliotrop) ist L’Oréal (ISIN: FR0000120321) in mehreren Vertriebskanälen breit aufgestellt. Die Aktie befindet sich seit Juni im Korrekturmodus, hier lohnt es sich, auf Signale für eine Trendwende zu warten.
Dass Aktien aus dem Bereich Basiskonsum auch für fulminante Kursgewinne gut sind, beweist der US-Einzelhandelskonzern Walmart (ISIN: US9311421039), dessen Marktkapitalisierung im heurigen Jahr um rund die Hälfte zulegen konnte. Mit mehr als zwei Millionen Beschäftigten ist Walmart der größte private Arbeitgeber der Welt. Der international agierende Konzern betreibt in den USA auch etwa 5.000 Apotheken. Auch Walmart zählt zu den Standardinvestments professioneller Vermögensverwalter, doch auf dem jetzigen Kursniveau ist die Aktie schon recht teuer. Defensiv orientierte Anleger sollten auf niedrigere Einstiegskurse warten, Analysten bescheinigen dem Wert aber noch weiteres Kurspotenzial.
Starke Marken sind auch die Stärke des DAX-Unternehmens Henkel (ISIN: DE0006048432). Persil, Pril, Loctite, Pattex, Somat und Schwarzkopf sind in so gut wie jedem Drogeriemarkt zu finden.
Es gibt allerdings ein Problem für Anleger, die auf ESG-Grundsätze achten: Einige dieser Konzerne befanden sich bereits mehrfach im Visier von Umweltschützern und Menschenrechtsorganisationen. Solche Überlegungen können Investoren mit den zahlreichen börsennotierten Fonds (ETFs) auf den MSCI World Consumer Staples umgehen. Der Xtrackers MSCI World Consumer Staples (ISIN: IE00BM67HN09) bildet den Index ab und lockt – siehe Chart – mit einer beharrlichen Aufwärtsbewegung.