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Ken Fisher: Bitcoin hat keinen inneren Wert

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©APA/APA/dpa/Fernando Gutierrez-Juarez
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Wer Kryptos kauft, lässt sich auf ein Investment ohne Fundamentaldaten im regulatorischen Nebel ein.

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Sollten Sie bei einem Einbruch von Kryptos einsteigen? Viele sagen Ja, nachdem sie sahen, wie andere scheinbar sofort profitierten. Im Dezember und Jänner schoss der Bitcoin-Kurs in die Höhe, weil Donald Trump sich „für Kryptos“ aussprach. Seitdem ist der Kurs um etwa zehn Prozent gefallen, was Anhänger als Chance sehen – mit angeblich massiven Gewinnen im Jahr 2025.

Langsam. Falls Sie Kryptos erwägen, sollten Sie wissen, was Sie erwartet. Lassen Sie es mich erklären.

Viele halten die Preise für gerechtfertigt. Kryptofirmen gehörten zu den großen Spendern der Republikaner. Jetzt rechnen sie mit einer gelockerteren Regulierung und kryptofreundlichen Gesetzen. Für viele ist die Einstellung der Ermittlungen der US-Aufsicht gegen Coinbase erst der Anfang. Trump schlug gar eine US-Bundesreserve für Bitcoin vor – einige EU-Beamte folgen dem. Wird es dazu kommen? Unklar.

Es schürt die Krypto-Hoffnung – wie zum Beispiel KuCoins jüngster Antrag bei den österreichischen Regulierern, EU-weite Dienste für Krypto-Investments anzubieten. So positioniert sich Österreich als kryptofreundlicher Hub mit einer Übergangsfrist für Krypto-Firmen zur Anpassung an die neue EU-Verordnung über Märkte für Kryptowerte (MiCA). Und Hongkong, Großbritannien und die Schweiz wetteifern darum, Krypto-Zentralen zu werden.

Aber was spricht für Sie für den Krypto-Besitz? Einige sagen, es sei eine Diversifizierung und schütze vor Risiken für normale Währungen oder Vermögenswerte. Andere sehen Bitcoin als Inflationsabsicherung: Wegen der Angebotsbeschränkung kann es nicht endlos abgewertet werden wie Euro oder Dollar. Dabei wird ignoriert, dass Kryptos insgesamt unendlich sind – siehe Ethereum, XRP, der neue Trump-Coin usw.

Optimisten

Die meisten Optimisten preisen riesige Gewinne an. Von 2010 bis Ende 2024 stieg der Kurs jährlich um 163 Prozent! 2024 stieg er um 136 Prozent, seit den US-Wahlen kletterte er bis 21. Februar um 45 Prozent! Explosiv!

Aber auf enorme Anstiege folgen tiefe Abstürze. In den rollierenden Zwölf-Monats-Zeiträumen dieser Dekade lagen die Bitcoin-Renditen zwischen 2.043 und minus 80 Prozent.

Er boomt und stürzt ab. Im April 2013 überschritt der Bitcoin die 100-Euro-Marke. Nach dem Höchststand am 9. April fiel er um 71 Prozent auf 52 Euro. Später im Jahr 2013 überschritt er die Marke von 800 US-Dollar. In einem Jahr kam es zu mehreren Einbrüchen von über 80 Prozent. Dies wiederholte sich 2018. Der heutige Boom folgt auf den 74-Prozent-Absturz von 2021 bis 2023. Schlechtes Timing ist tödlich.

Diese Schwankungen haben nichts mit Fundamentaldaten zu tun – Kryptowährungen haben keine. Sie haben keinen industriellen Wert und bringen keine Gewinne, Umsätze oder Renditen. Betrug und Diebstahl prägen die Branche – wie der Bybit-Hack im Februar, der größte in der Geschichte der Kryptos, gezeigt hat. Die meisten Coins sind zu volatil, um als Währungen zu dienen. Selbst die an eine Hauptwährung gekoppelten Stablecoins sind nicht immer „stabil“. Es herrscht regulatorischer Nebel, wie die Verwirrung über das Delisting der ESMA von Tether im Januar zeigt.

Inflationsschutz

Absicherung gegen Inflation? Nein. Der Bitcoin-Kurs fiel 2022 um 64 Prozent, während die Inflation in der Eurozone im Jahresvergleich auf 10,6 Prozent und in den USA auf 9,1 Prozent galoppierte. In Österreich erreichte sie im Januar 2023 den Höchststand von 11,6 Prozent im Jahresvergleich – bevor der Bitcoin-Kurs in die Höhe schoss. Er hat nicht einmal den einzigen Test bestanden.

Kursschwankungen

Wie erklären sich also die Schwankungen bei Kryptowährungen? Ganz einfach: die Nachfrage der anderen Anleger.

Kann man ihre Launen genau vorhersagen? Falls nicht, können Sie langfristig durchhalten, wenn Bitcoin erneut um minus 80 Prozent einbricht?

Emotionen bringen nichts. Volatile Vermögenswerte werden von Anlegern oft nach großen Gewinnen gekauft – aus Angst, etwas zu verpassen. Bei fallenden Kursen verkaufen sie aus Angst vor weiteren Verlusten, wenn sie die Position halten.

Das ist die menschliche Seite, die ich seit 50 Jahren bei Anlegern in volatilen Rohstoffen und Aktien immer wieder beobachten konnte. Krypto ist Aktienmarktvolatilität auf Doping. Können Sie das wirklich wegstecken?

Der Artikel ist in der trend.EDITION vom 21. März 2025 erschienen.

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