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Die Nichte von Computerpionier Nixdorf will die Welt verbessern

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Dagmar Nixdorf. Die Gründerin und Hauptaktionärin von Nixdorf Kapital

Dagmar Nixdorf. Die Gründerin und Hauptaktionärin von Nixdorf Kapital zu Besuch beim Impact Investment Forum in Wien.

©Lukas Ilgner
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Dagmar Nixdorf, die Nichte des Computer­pioniers Heinz Nixdorf, will Vermögende für Geld­anlagen begeistern, die die Welt besser machen. Mehrere Fonds ihrer Investmentboutique Nixdorf Kapital werden von Österreichern gemanagt.

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Der opulente Konferenzsaal im Hotel Bristol in Wien ist gut gefüllt, an die 100 Vertreter von Fonds, Family Offices und Hochvermögende haben sich versammelt, um aus erster Hand mehr über das Thema Impact Investing zu erfahren. Dagmar Nixdorf ist an diesem Tag als Ehrengast aus München angereist: „Meine Mission ist, möglichst vielen Menschen Zugang zu Anlagemöglichkeiten zu bieten, die die Welt ein bisschen besser machen“, ergreift sie auf dem Podium das Wort. Kurze Pause, bis sie merkt, dass sie sich zu sehr nach Gutmensch anhören könnte, und mit ernster Miene schnell hinterherschiebt, dass es nicht um Philanthropie gehe. Sondern vielmehr darum, finanzielle mit ökologischer und sozialer Rendite zu verbinden. Dafür stehen der Name ihrer berühmten Familie und sie selbst mit ­ihrem Geld.

Nixdorf ist Gründerin und Hauptaktionärin der auf Impact Investing spezialisierten Münchner Fondsboutique Nixdorf Kapital, die rund eine Viertelmilliarde Euro verwaltet, aber weit größere Pläne verfolgt. Sie will über Veranstaltungen wie die in Wien, exklusive Mittagessen in München, aber insbesondere durch den neuen Partner Commerzbank Impact Investing aus der Nische holen und mehr Vermögende aus Österreich, Deutschland und der Schweiz für das Thema begeistern.

„Noch etwas Sinnvolles tun“

Der Name Nixdorf steht in Deutschland für soziales Unternehmertum. Ihr Onkel Heinz Nixdorf zog vor vielen Jahrzehnten in Paderborn, einer fernab der großen Verkehrsströme gelegenen Bischofsstadt, den ersten bedeutenden Computerkonzern Deutschlands hoch. Bei all dem Erfolg zählte für den Pionier und Ausnahmeunternehmer aber nicht der Gewinn, sondern er legitimierte sich über die Anzahl seiner Mitarbeiter – immerhin zum Ende hin mehr als 23.000. 1986 verstarb Nixdorf unerwartet auf der ersten Cebit.

Das Thema soziale Verantwortung habe sie schon als Kind stark beeindruckt, erzählt seine Nichte bei ihrem Wien-Besuch. Noch sehr genau erinnere sie sich an ein Programm in ihrer konservativen Heimatstadt, das ledige Mütter – damals eigentlich ein No-Go in Paderborn – bei der Geburt des Kindes mit der doppelten Gratifikation unterstützte. Das seien Dinge, die sie geprägt hätten, sagt sie. Für die Schule zog sie ins Rheinland, besuchte in Düsseldorf-Kaiserswerth ein Mädcheninternat. Zurück in Paderborn schloss sie dort später ihre erste Ehe.

Mit ihrem zweiten Mann ging sie dann nach München und startete ins Unternehmertum: Zusammen investierte das Ehepaar in technisch orientierte Firmen mit Nachfolgeproblemen. Nach dem Verkauf der Beteiligungsholding um 2010 herum wollte Nixdorf eigentlich komplett aufhören. „Aber irgendwann haben mein Mann und ich dann beschlossen: Wir starten nochmal etwas Sinnvolles“, sagt sie. 2017 gründeten sie Nixdorf Kapital, einen Spezialisten für Impact Investing.

Plug and Play

Die Boutique verfolgt einen sehr eigenen Ansatz: Man versteht sich nicht als reine Vermögensverwaltung oder als Family Office. Vielmehr bietet Nixdorf Kapital Impact-Unternehmern die rechtliche und organisa­torische Struktur für ihre Fonds unter einem bekannten Namen. Teilweise investiert man auch selbst. Aktuell gibt es sechs Fonds, die sehr unterschiedliche Themen bespielen: „Am Anfang ging es uns hauptsächlich darum, Dealflow zu kreieren. Heute haben wir Fonds im Wert von mehr als 900 Millionen Euro in Planung“, sagt Volker Weber, Vorstand von Nixdorf Kapital. Und der Deal­flow kam – das war reiner Zufall – vielfach von Österreicherinnen und ­Österreichern.

Mit Christin ter Braak-Forstinger managt eine gebürtige Schärdingerin den Burning Issues Impact Fund, der Start-ups finanziert, die die brennenden Probleme dieser Welt lösen wollen, von Klimawandel bis Plastikverschmutzung. Das Portfoliounternehmen Vytal stattete etwa Fanzonen bei der EM und das Crew-Catering während Olympia mit Mehrweggeschirr aus. Erst kürzlich hatte der CEO eine Audienz bei King Charles. Das Start-up Mosa Meat, das kultiviertes Fleisch entwickelt, wird von Leonardo DiCaprio finanziert. Geld fließt mit Investments in neoom (Energiespeicher) und World Data Lab (Datenanalyse) auch nach Österreich. „Nixdorf Kapital war für uns Plug and Play. Wir haben uns einfach an die Struktur drangehängt und sind gestartet“, sagt Braak-Forstinger. Unterstützung beim Fundraising habe man nicht gehabt, die 13 Millionen Euro für den ersten Fonds ­allein eingesammelt. Ein zweiter Fonds im Bereich der Kreislaufwirtschaft sei gerade in Planung. „Den großen Vorteil von ­Nixdorf Kapital sehen wir jetzt in der ­Commerzbank“, sagt sie.

Ein Bild vom neuen Partner konnte sie sich bereits machen. Zusammen mit dem Team von Nixdorf Kapital waren alle Fondsmanager bei der Commerzbank ­eingeladen, um sich den auf Vermögenskunden spezialisierten Beratern vorzu­stellen und sie für den Vertrieb zu briefen. Darunter auch das Team des asc impact forestry fund, der vom Kärntner Karl Kirchmayer gelenkt wird. Die Kirchmayers sind seit Generationen in der Land- und Forstwirtschaft tätig, bewirtschaften in Osteuropa mehrere Tausend Hektar Land. Hierzulande bekannter ist Cousin Christoph Kulterer, Eigentümer des ­Holzverarbeiters Hasslacher.

„Mit unserem Fonds wollen wir auf ­gepachtetem Land in Angola, Äthiopien, Kongo-Brazzaville nachhaltige Aufforstungsprojekte finanzieren. Der Verkauf des Holzes soll an lokale Anbieter erfolgen, mit dem Ziel, Holzimporte zu ersetzen“, sagt Christian Winkler von asc. Bis dato habe man 30 Millionen Euro eingesammelt, hält aber mit Unterstützung durch den Bankvertrieb ein Volumen von 200 Millionen Euro für möglich.

Wer zu den Investoren gehört, will man nicht preisgeben. Das Advisory Board ist jedenfalls mit dem Abkömmling des C&A-Clans Stephan Brenninkmeijer und dem Spross aus der Eigentümerfamilie der Kaufhauskette Breuninger Harald ­Meilicke prominent besetzt. Der dritte von einem Österreicher gemanagte Fonds im Nixdorf-Universum ist der Planet Ocean Fund, der in ausgewählte klimapositive Fonds investiert.

Neue Fonds

Auf die Viertelmilliarde Euro, die Nixdorf Kapital aktuell verwaltet, ist Dagmar Nixdorf eigentlich schon ziemlich stolz. Dass frühere Versuche, in eine andere Größenordnung vorzustoßen, nicht erfolgreich waren, ist Schnee von gestern. Warum auch darüber reden, wenn es mit der Commerzbank seit Kurzem einen Miteigentümer (18 Prozent der Anteile) gibt, der das Potenzial dazu hat, ihre Vision wahr werden zu lassen, Impact Investing aus der Nische zu holen. Darüber hinaus sind etliche neue Fonds in Planung: mit der Commerzbank und Allianz Global Investors, mit der Deutschen Bahn, mit anderen Partnern im Bereich der Immobilienent­wicklung. Das Projektvolumen beziffert der Vorstand von Nixdorf Kapital auf über 900 Millionen Euro.

Auch Dagmar Nixdorf will ihr Netzwerk dafür einspannen. Ab nächstem Jahr plant sie, wieder ihre exklusiven, seit Corona ausgesetzten Mittagessen in ihrer Münchner Villa zu veranstalten. Streng limitiert auf zwölf Personen, weil nicht mehr um ihren ovalen Esstisch passen. Ein eigens engagierter Koch wird die Runde aus Unternehmern, Wissenschaftlern und Investoren mit einem vegetarischen Drei-Gänge-Menü verwöhnen, während Gedanken zur Geldanlage mit positivem Impact ausgetauscht werden können. In der Hoffnung, dass sie bei einigen verfangen – und zu einem Investment bei Nixdorf ­Kapital führen.

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