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Das Anleihen-Pflänzchen wächst wieder

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Anleihen sind wieder auf Wachstumskurs

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Das Anleihen-Pflänzchen wächst wieder. Sowohl US-Treasury Bills als auch Corporate Bonds werden durch die hohen Renditen bei Privatanlegern immer beliebter.

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Anleiheinvestoren blicken derzeit gebannt auf die USA. Denn die US-Treasury-Bonds geben bei Rentenwerten den Ton an. Eine Staatsanleihe mit einer Laufzeit von zwei Jahren bringt derzeit eine Rendite von 5,2 Prozent. Bei einer Laufzeit von drei Jahren sind es ebenfalls etwas mehr als fünf Prozent. Und zehn-jährige US T-Bills bringen auch noch 4,8 Prozent. Das sind die höchsten Werte, die Papiere von entwickelten westlichen Staaten seit vielen Jahren bringen.

Auch auf dem Sekundärmarkt werden schon länger laufende US Staatsanleihen, die in zwei bis drei Jahren fällig werden, zu Preisen gehandelt, die eine Rendite um die 5,2 Prozent ergeben. So können beispielsweise 1995 mit einer Kuponverzinsung von 7,5 Prozent begebene T-Bills mit einem Aufschlag auf das Nominale von 2,3 Prozent gekauft werden. Was etwa dieselbe Rendite wie bei Neuemissionen bringt.

Comeback für Staatsanleihen

Bei diesen Renditen interessieren sich immer mehr Privatanleger für den Kauf von US-Staatsanleihen. Der Handel der Staatsanleihen ist beispielsweise an der Börse Stuttgart, dem größten Handelsplatz für Rentenpapiere in Europa, möglich. Dafür muss man jedoch das Wechselkursrisiko in Kauf nehmen, denn US-Staatsanleihen notieren in US-Dollar. Faktisch tauscht man also sein Erspartes beim Kauf der Anleihe in Dollar um und wechselt es bei Verkauf oder dem Fälligkeitsdatum zurück. Derzeit entspricht ein Euro 1,06 US-Dollar. Wie das Verhältnis in den kommenden Jahren aussehen wird, kann aber schwer prognostiziert werden. Das Gleiche gilt für die Entwicklung der Zinsen. Obwohl man hier davon ausgeht, dass der Plafond sowohl in den USA als auch in Europa erreicht ist.

Betrachtet man europäische Staatsanleihen, liegt etwa die Rendite für italienische Papiere mit einer Laufzeit von zwei Jahren bei vier Prozent. Um eine Rendite wie jene der US-Rentenpapiere von 5,2 Prozent zu erlangen, muss man dem italienischen Staat sein Geld schon für 20 Jahre zur Verfügung stellen. Die USA zahlt ihren Gläubigern für dieselbe Laufzeit jedenfalls auch nur rund 5,2 Prozent. Natürlich kann man auch ungarische Staatsanleihen zeichnen. Hier liegt die Rendite beinahe unverändert von der Laufzeit bei acht Prozent. Dafür muss man sich aber mit einem Kreditrating von A begnügen, was aber immer noch eine Stufe über jenem von Italien (BBB) liegt. Zum Vergleich: Deutschland, das Land mit der höchsten Bonitätsstufe, AAA, zahlt seinen Geldgebern 3,3 Prozent für eine zweijährige und 2,9 Prozent für eine zehnjährige Anleihe.

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Robert Karas, Bank Gutmann

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Auch wenn all diese Werte durch die weiteren Zinsentscheidungen von Fed und EZB wieder schwanken können, haben Anleihen heuer ein starkes Comeback gefeiert. Robert Karas, CIO der Bank Gutmann, erklärt: "Für Anleihen waren die vergangenen Niedrigzinsjahre natürlich schlecht. Aber jetzt kann man auf unterschiedliche Laufzeiten setzen und eine solide Rendite erzielen." Auch Johann Griener von der Erste Asset Management GmbH rät: "Gerade das Investieren in Anleihen mit kurzer Anlagedauer eignet sich hervorragend, Erfahrungen zu sammeln und zu lernen, Anlageentscheidungen treffen."

Wenig Unternehmensanleihen

So klar die Situation am Rentenmarkt für Staatspapiere ist, so kompliziert wird sie, wenn man in Unternehmensanleihen investieren will. Auf der Plattform der Börse Stuttgart beispielsweise werden rund 10.700 Unternehmensanleihen zum Handel angeboten. Davon sind aber nur 1.700 für Privatanleger investierbar. An der Börse Wien sieht es ähnlich aus. Von den 3.300 hier gelisteten Unternehmensanliehen sind nur etwas mehr als 200 wirklich für Privatanleger interessant. Rund 94 Prozent der hier gelisteten Corporate Bonds wenden sich primär an institutionelle Investoren. Der Grund liegt in der Stückelung. Die meisten Unternehmensanleihen werden zum Nominale von 100.000 Euro begeben. Denn bei dieser Stückelung müssen die Unternehmen weniger aufwändige und damit kostenintensive regulatorische Auflagen erfüllen.

Und bei Anleihen, die für Private geeignet sind, ist die Emissionstätigkeit im Augenblick gering. Ausnahmen sind etwa die im Sommer begebenen Green Bonds der UBM Development AG (sieben Prozent pro Jahr) sowie der S Immo AG (5,5 Prozent pro Jahr), die durch niedrige Stückelungen (500 Euro je Anleihe) extra für Retailinvestoren gedacht waren. Die Nachfrage von Privatanlegern war auch dementsprechend groß. Derzeit können Privatanleger nur bereits begebene Corporate Bonds kaufen, die je nach der Höhe ihrer Kuponverzinsung zu unterschiedlichen Kursen angeboten werden.

Eine andere Möglichkeit sind natürlich Fonds oder ETFs. Wobei ETFs kostengünstiger sind. In den vergangenen Jahren war hier die Wertentwicklung aufgrund der Niedrigzinsen natürlich bescheiden. Doch heuer legen sind die Renditen der ETFs auf Corporate Bonds bereits sehr beachtlich (siehe Tabelle).

ETF

ISIN

Performance in %

5 Jahre

Performance in %

3 Jahre

Performance in %

lauf. Jahre

iShares USD Corporate Bond Interest Rate

IE00BZ173W74

27,9

26,3

8,8

SPDR Refinitiv Global Convertible Bond

IE00BDT6FR16

1,5

7,5

SPDR Bloomberg Euro High Yield Bond

IE00B6YX5M31

5,2

1,2

5,1

Quelle: finanzen.net, onvista.de

Artikel aus trend. PREMIUM vom 27.10.2023

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