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OeNB-Gouverneur Holzmann: "Der digitale Euro bringt eine neue Ära der Währungsunion"

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In wenigen Jahren könnte der digitale Euro eine Alternative zu Kreditkarten, Paypal & Co. sein.

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Der digitale Euro könnte in wenigen Jahren EU-weit ein offizielles Zahlungsmittel sein. Die OeNB evaluierte mit Stakeholdern, unter anderem aus dem Bankensektor, dem Handel und Vertretern der Konsumenten die Chancen, Nutzen und Vorbehalte.

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Der digitale Euro

Im Juni 2023 hat die EU-Kommission nach einer zwei Jahre andauernden Prüf-Phase eine Verordnung für die mögliche Ausgabe eines digitalen Euro vorgeschlagen. Damit steht zwar noch nicht fest, ob es auch tatsächlich einmal einen digitalen Euro geben wird – die Entscheidung darüber obliegt dem Europäischen Rat und kann erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.

Die Idee hinter der digitalen Währung ist, den Menschen in der EU eine elektronische Zahlungsmöglichkeit anzubieten, die beim Einkauf im stationären Handel ebenso genutzt werden kann wie beim Online-Shopping oder bei Geschäften zwischen Privatpersonen. Für solche Zahlungen werden aktuell in großem Stil Dienste von Kreditkartenanbietern oder Tech-Unternehmen wie Paypal oder Apple (Apple Pay) genutzt, wobei zusätzliche Gebühren anfallen, was bei einem digitalen Euro nicht der Fall sein sollte.

Für OeNB-Gouverneur Robert Holzmann steht der Nutzen eines digitalen Euros außer Streit. Im Rahmen seines Eröffnungsvortrags der Fachveranstaltung „Digitaler Euro und Zahlungsverkehr“, zu dem die OeNB mit Vertreter aus dem Bankensektor, dem Handel und der Konsumenten geladen hat, erklärte Holzmann: "Mit dem digitalen Euro wird eine neue Ära der Währungsunion eingeleitet. Erstmals werden Privatpersonen einen Zugang zu digitalem Zentralbankgeld erhalten. Der digitale Euro wird sicherstellen, dass auch benachteiligte Menschen mit einem öffentlichen, kostenlosen Zahlungsmittel digital zahlen können.“

Digitaler Euro als Alternative zu Karten-Zahlungssystemen

Derzeit gibt es keine europäische digitale Zahlungsoption, die den gesamten Euroraum abdeckt. In 13 von 20 Ländern sind die Menschen bei Kartenzahlungen auf internationale Kartensysteme angewiesen. Ein digitaler Euro wäre ein europäisches elektronisches Zahlungsmittel, das in allen Ländern des Euroraums zugänglich ist und akzeptiert wird.

Für Petia Niederländer, Direktorin der OeNB-Hauptabteilung Zahlungsverkehr, Risikoüberwachung und Finanzbildung, hat der digitale Euro daher auch aus diesem Gesichtspunkt heraus eine zentrale Bedeutung. Sie betont, dass aktuell zwei Drittel aller elektronischen Zahlungen im Euroraum von nur zwei internationalen Zahlungslösungen abgewickelt werden. Das schränke die Souveränität des europäischen Zahlungsverkehrs massiv ein und begrenze gleichzeitig die Konsumenten in ihrer Wahl.

Niederländer: "Genau hier soll der digitale Euro als digitales Zentralbankgeld eingreifen. Er soll als Alternative zu privaten Zahlungslösungen gerade die Eigenständigkeit des europäischen Zahlungsverkehrs stärken und zu mehr Wettbewerb und Innovation führen. In einer vermehrt digitalen Gesellschaft wäre ein digitaler Euro für unsere gemeinsame Währung ein Schritt nach vorne.“

Akzeptanz bei Konsumenten und Handel entscheidend für den Erfolg

Gemeinsam diskutieren die Stakeholder das Potenzial, die Perspektiven und die Anforderungen an den digitalen Euro. Entscheidend wird jedoch nicht nur sein, einen digitalen Euro einzuführen. Eine Schlüsselrolle kommt dem Handel und den Konsumenten zu: Damit der digitale Euro zu einer Erfolgsstory werden kann, muss er von diesen angenommen und auch genutzt werden.

Ein besonders kritischer Punkt dafür ist die Sicherheit im künftigen digitalen Zahlungsverkehr. Kryptografie und Schutz der Privatsphäre sind dabei unbedingte Voraussetzungen. Um die dafür erforderlichen technischen Rahmenbedingungen zu entwickeln sind laufen europaweit Projekte der Zentralbanken und an Forschungseinrichtungen, darunter auch an der TU Wien. Das Thema ist daher auch ein zentraler Punkt im Rahmen der OeNB-Fachveranstaltung.

Diskutiert werden auch gesetzliche und regulatorische Aspekte, die erwarteten Auswirkungen auf den Bankensektor sowie die Rolle des digitalen Euro als Innovationstreiber und seine Bedeutung für den Handel.

EZB-Informationsseite zum Digitalen Euro

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