Dividendenaktien helfen, das Risiko aus dem Portfolio zu nehmen und ein Depot zu diversifizieren
©Elke MayrNachhaltiger Vermögensaufbau durch eine kluge Dividendenstrategien. Diversifikation und Portfolio-Management, Steuerliche Aspekte und Trends.
von
- Was sind Dividenden?
- Auswahl der richtigen Dividendenaktien
- Diversifikation und Portfolio-Management
- Fallbeispiele erfolgreicher Dividendenstrategien
- Steuerliche Aspekte von Dividenden: Überblick über die steuerlichen Implikationen von Dividendenerträgen und deren Behandlung in verschiedenen Jurisdikationen
- Nachhaltigkeit und Qualität der Dividenden
- Dividendenstrategien in verschiedenen Marktphasen
- Zukünftige Trends und Innovationen in Dividendenstrategien
Was sind Dividenden?
Dividenden sind ein Kapitalertrag. Sie stammen aus den Gewinnen von Unternehmen, die an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Dabei wird in der Regel nicht der gesamte Jahresüberschuss ausgekehrt, sondern nur ein Teil. In diesem Zusammenhang wird von der Ausschüttungsquote gesprochen, die sich erfahrungsgemäß zwischen 20 und 80 Prozent des Überschusses bewegt. Es gibt freilich Sonderfälle, in denen beispielsweise mehr als der Jahresüberschuss ausgeschüttet wird.
Bedeutung von Dividenden für Anleger
Dividenden spielen eine wichtige Rolle bei der Erzielung einer Gesamtrendite. Dividenden sind eine Möglichkeit für Einkommensinvestoren, regelmäßig passive Einkünfte zu erhalten und gleichzeitig ein Vermögen langfristig auszubauen. Dividenden können zeigen, wie gesund ein Unternehmen ist. Wer regelmäßig Dividenden ausschüttet, signalisiert, dass man zur Ausschüttung in der Lage ist. Steigen Dividenden kontinuierlich, spricht das für ein stabiles, wachsendes Geschäftsmodell.
Dividendenaktien helfen, das Risiko aus dem Portfolio zu nehmen und ein Depot zu diversifizieren. Gewöhnlich sind Unternehmen, die regelmäßig bedeutende Dividenden ausschütten, nicht so volatil an der Börse als Unternehmen, die keine Ausschüttungen vornehmen. Folglich schwankt ein Depot mit vielen soliden Dividendenzahlern nicht so stark als beispielsweise eines, das mit zahlreichen Technologie- der Wachstumswerten bestückt ist. Anleger können folglich durch stetige Dividendenflüsse und geringere Schwankungen das Risiko reduzieren. Es gibt aber auch Nachteile. So besteht keine Garantie für stetige Dividenden, diese können eingestellt oder reduziert werden. Durch die Ausschüttung kann einem Unternehmen möglicherweise Kapital für Innovationen, Akquisitionen oder andere sinnvolle Investitionen fehlen. Außerdem ist ein Nachteil die stetige Besteuerung der Dividende.
Historische Performance von Dividendenaktien
Dividenden haben in den letzten 50 Jahren eine bedeutende Rolle bei der Gesamtrendite gespielt. Dabei besteht ein Vorteil, wenn man seine Dividenden gleich wieder in Aktien reinvestiert. Wer beispielsweise am 1. Januar 1990 1.000 Dollar in einen S&P 500-ETF Index investiert, die Dividenden aber nicht reinvestiert hat, hat bis September 2022 daraus 11.687 Dollar erzielt. Wer dagegen die Dividenden reinvestierte, hat knapp über 20.000 Dollar im Depot, also fast das Doppelte.
Noch deutlicher wirkt der Hebel, wenn man die Strategie langfristig fährt. Wer seit 1960 Aktien hielt und die Dividenden zurück in den S&P 500 gesteckt hat, dessen Gesamtrendite geht zu 69 % auf die wieder angelegten Dividenden zurück. Es liegt an der Kraft der Aufzinsung beziehungsweise des Zinseszinses. Das hat Hartford Funds in der Studie „The Power of Dividends: Past, Present, and Future“ festgestellt. Auf Basis einzelner Dekaden entfallen seit den 1940er Jahren zwischen 17 und 67 % der Gesamtrendite auf Dividenden.
Laut einer Auswertung von S&P Global trugen Dividenden seit 1926 rund 32 % zur Gesamtrendite des S&P 500 bei, während auf die Kapitalzuwächse 68 % entfallen. Langfristig erzielt der S&P 500 Dividend Aristocrats im Vergleich zum S&P 500 höhere Renditen bei geringerer Volatilität, was zu höheren risikobereinigten Renditen führt. Ein Aristokrat ist ein Unternehmen aus dem S&P 500, das seit mindestens 25 Jahren in Folge die Dividende erhöht hat. Im Jahr 2023 umfasste der S&P 500 Dividend Aristocrats 66 Wertpapiere, die aus über 10 Sektoren waren.
Auswahl der richtigen Dividendenaktien
Kriterien für die Auswahl: Diskussion über Bewertungskriterien wie Dividendenrendite, Dividendenwachstum, Unternehmensstabilität und -profitabilität.
Einkommensanleger konzentrieren sich auf stabile Dividendenzahler. Hier hilft ein Blick auf Qualitätsmaßstäbe. So bieten sich Unternehmen mit guten Cashflows, einem niedrigem Verhältnis von Schulden zu Eigenkapital, guten Erträgen und hoher Rentabilität an. Zudem ist ein gesundes wachsendes Geschäftsmodell mit einem positiven Image von Vorteil. Nicht zuletzt ist ein günstiges bis moderates Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) empfehlenswert. Zu finden sind diese Aktien insbesondere in defensiven Sektoren.
Wer überzeugende Dividendenaktien sucht, geht so vor:
Das reine Streben nach einer möglichst hohen Dividendenrendite kann ein Fallstrick sein. Die Dividendenrendite wird berechnet, indem die jährlichen Dividendenausschüttungen einer Aktie durch ihren aktuellen Aktienkurs dividiert werden. Wenn eine sehr hohe Dividendenrendite auf einen stark sinkenden Aktienkurs trifft, ist das oft ein schlechtes Zeichen. Es kann ein Hinweise darauf sein, dass eine Dividendenkürzung bevorsteht oder anderweitige Probleme bestehen.
Wird eine solide Dividendenrendite von steigenden Gewinnen und einem stabilen bis positiven Kursverlauf begleitet, ist das in der Regel ein gutes Zeichen. Steigt der Nettogewinn, folgen meist auch die Dividenden. Der Gewinnanstieg sollte nicht auf einmaligen Sondereffekten, sondern auf dem Kerngeschäft beruhen.
Die Ausschüttungsquote sollte ausgewogen sein. Diese Kennzahl wird berechnet, indem die Dividende durch den Gewinn je Aktie dividiert wird. Sie drückt aus, wie viel vom Gewinn eines Unternehmens in die Dividende fließt. Eine Quote von mehr als 100 % bedeutet, dass das Unternehmen mehr an seine Aktionäre ausschüttet, als es verdient. In solchen Fällen ist das Management womöglich in der Lage, seine Dividenden aus Barmitteln zu decken, aber das kann nur eine begrenzte Zeit so weiter gehen. Besser ist eine ausgewogene Ausschüttungquote zwischen 20 und 80% zu haben.
Macht ein Unternehmen Verluste, zahlt aber eine Dividende, ist das auf Dauer kein gutes Signal. Dividendenzahler in finanziellen Schwierigkeiten versuchen manchmal, eine Dividendenkürzung abzuwenden, indem sie die Ausschüttungen mit Krediten oder schwindenden Barreserven finanzieren. Das ist natürlich keine dauerhafte Lösung.
Eine hohe Verschuldung ist eine Gefahr. Zuerst wird das Unternehmen seine Gläubiger bezahlen, bevor es eine Dividenden auszahlt.
Wachsen die Dividenden stetig, ist das ein gutes Signal, etwa einmal im Jahr in den letzten fünf oder zehn Jahren.
Diversifikation und Portfolio-Management
Einige Sektoren bieten eine attraktive Kombination aus Dividenden und Wachstum. Die Branchen Banken, Basiskonsumgüter und Versorger sind für stabile Dividenden und geringere Volatilität bekannt, bieten aber tendenziell wenig Wachstum. Dividendenzahlende Technologieunternehmen wie Apple oder Microsoft bieten relativ gesehen kleinere Dividendenrenditen, gleichzeitig aber die Chance auf größere Kursgewinne. Tech-Aktien neigen dazu, deutlich volatiler zu sein. Langfristinvestoren können die höhere Volatilität dieser Aktien ertragen und dafür von den positiven Wachstums- und Ertragsprognosen profitieren. Daneben bieten sich reife Unternehmen zur Diversifikation im Portfolio-Management an. Wer indes kurz vor dem Ruhestand steht oder im Ruhestand ist, bevorzugt vermutlich überwiegend Dividendenzahler aus schwankungsarmen Branchen.
Fallbeispiele erfolgreicher Dividendenstrategien
Die Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway schüttet selbst keine Dividenden aus, doch besteht ihr Portfolio an Aktiengesellschaften hauptsächlich aus Dividendenzahlern, viele sind sogar Dividendenaristokraten oder Dividendenkönige, die seit mindestens 25 bzw. 50 Jahren in Folge ihre Ausschüttung erhöht haben. Berkshire hat den S&P 500 seit mehr als 50 Jahren outperformt. Lange Zeit hielt Berkshire-Chef Warren Buffett die beiden Dividendenkönige Johnson & Johnson sowie Procter & Gamble.
Buffett beteiligte sich im vierten Quartal 2020 an Chevron, als die Dividendenrendite nach einem Kurseinbruch 8% erreicht hatte. Der Ölkonzern hat eine starke Bilanz. Anfang 2022 stieg Buffett bei Citigroup ein. Die Bank notiert mit einem hohen Rabatt auf den Buchwert, ist günstiger als vergleichbare Banken. Außerdem ist die Dividendenrendite attraktiv, allerdings hat Citigroup Schwächen im Kerngeschäft.
Ein anderes seiner Investments ist der Lebensmittelkonzern Kraft-Heinz. Dieser leidet zwar unter schwankenden Gewinnmargen, hohem Wettbewerb und dem Gesundheitstrend. Doch ist die Dividende vergleichsweise hoch. Andererseits ist die Verschuldung hoch.
Steuerliche Aspekte von Dividenden: Überblick über die steuerlichen Implikationen von Dividendenerträgen und deren Behandlung in verschiedenen Jurisdikationen
Dividenden sind in Österreich kapitalertragssteuerpflichtig. Auf Dividenden werden 27,5 Prozent fällig. Hinzu kommt eine mögliche Quellensteuer, wenn Österreicher:innen Aktien aus dem Ausland besitzen, die das Quellenland erhebt. Österreicher können allerdings vom Doppelbesteuerungsabkommen beispielsweise mit den USA Gebrauch machen und einen Teil der Steuern zurückerhalten. Man muss aber als Anleger selbst aktiv werden, um die Steuer zurückzuerhalten.
Um eine zu hohe Besteuerung auf Anlegerebene zu verhindern, bieten sich Konzerne an, die keine Dividenden auskehren und die Gewinne zurück ins Geschäft investieren bzw. vom Aktienrückkaufprogramm Gebrauch machen. Dazu zählen Holdinggesellschaften wie Berkshire Hathaway, Amazon, Alphabet oder Meta Platforms. Hier sind auch mittelgroße Konzerne wie Markel erwägenswert, die auch als Mini-Berkshire bezeichnet wird oder Constellation Software, die allerdings eine kleine Dividende zahlt. Diese hohen Eigenkapitalrenditen lassen sich wunderbar als Zinseszinshebel nutzen, so hohe Zinssätze lassen sich selten finden. Meta und Alphabet erwirtschaften zum Beispiel eine Eigenkapitalrendite von 22% bzw. 25%
Eine andere Möglichkeit, um steuerlich den Finanzbehörden ein Schnippchen zu schlagen, sind Real Estate Investment Trusts, kurz REITs. Diese haben den Vorteil, dass sie selbst in den meisten Fällen keine Steuern auf ihre Gewinne abführen müssen. Die Steuerpflicht entsteht erst auf Ebene des Aktionärs. REITs müssen ihre Gewinne zu 90 % an ihre Anteilseigner ausschütten. Zu den größten REITs in den USA zählen, gemessen am Börsenwert, Prologis, American Tower, Equinix und Public Storage.
Nachhaltigkeit und Qualität der Dividenden
Einkommensinvestoren achten einerseits auf attraktive Dividendenrenditen, andererseits auf hohe und stabile Dividendenzuwächse. Hier bieten sich Dividendenaristokraten oder Dividendenkönige an. Wichtig ist ferner die Nachhaltigkeit der Ausschüttung: Kann sich ein Unternehmen die Ausschüttungen überhaupt leisten? Und ist es dazu auch bereit? Dazu sollten Anleger auf Aussagen des Managements achten.
Unternehmen, die überraschend ihre Dividenden kürzen, leiden oft unter einem hohen Anteilsverkauf und in der Folge sinkenden Kursen.
Dividendenstrategien in verschiedenen Marktphasen
In Aufschwungphasen, in der die Wirtschaft wächst, bieten sich Aktien mit einer relativ hohen Dividendenrendite an. In Abschwungphasen, in denen die Konjunktur Kraft verliert, sind Unternehmen mit stabilen Dividenden zu bevorzugen - das gilt auch für Rezessionen. Zu den typischen defensiven Branchen zählen Konsumgüter, Versicherungen und Gesundheit. Beispiele sind Procter & Gamble, PepsiCo, Allianz, Münchener Rück oder Johnson & Johnson.
Es bieten sich antizyklische Chancen. Technologie, Kryptowährungen, Digitalisierung, KI und erneuerbare Energien sind derzeit allseits gefragt. Unter technologieaffinen Anlegern gelten daher altbackene Dividendentitel als langweilig. Doch dieser Blick ist verengt. So wie damals die bewährten Geschäftsmodelle nach dem Platzen der Dotcom-Blase (Stichwort Neuer Markt) gestärkt hervorgingen, kann das wieder passieren.
Dividenden in Niedrigzinsphasen
In Niedrigzinsphasen sind Dividendentitel eine attraktive Möglichkeit, um Rendite zu erzielen. Sie bieten einen besseren Schutz vor Inflation als Anleihen. Dividendenaktien sind auch eine Alternative zu Anleihen, weil sie mehr Rendite liefern. Dividendenaktien können jedoch risikoreicher als bonitätsstarke Anleihen sein.
Zukünftige Trends und Innovationen in Dividendenstrategien
Ein Trend ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Auswahl von Aktien. So lassen sich Unternehmen finden, die ihre Ausschüttungen stark ausbauen werden. Die KI kann zudem prognostizieren, wie sich Rezessionen auf Unternehmen auswirken können. KI kann Branchen und Firmen identifizieren, die von Sondereffekten profitieren können.
Abschwünge und Rezessionen werden dazu führen, dass Unternehmen ihre Dividenden kürzen oder gar aussetzen werden, um die Liquidität zu schonen. Ein Aufschwung kann wiederum zu Erhöhungen der Dividenden führen.
Durch eine ausreichende Streuung kann man sich vor Risiken absichern. Dazu hat der Gründer der modernen Portfoliotheorie Harry Markowitz geraten. Anders ausgedrückt legen umsichtige Anleger nicht alle Eier in einen Korb. Bricht ein Krieg aus, profitieren in der Regel Rüstungs- und Ölkonzerne. Demgegenüber leidet der Tourismus. Folglich ist es nach Markowitz empfehlenswert, beide Bereiche im Depot abzudecken, um eine Absicherung zu haben. Verliert die eine Kategorie, gewinnt die andere. So kann es Sinn machen, Shell, Total, BP, Statoil, Exxon Mobil und Chevron zu erwägen und gleichzeitig Hotelriesen wie Marriott oder Hilton zu halten. Die Streuung kann noch weitergehen, indem man neben Mineralölkonzerne Anbieter aus regenerativen Energien streut wie die amerikanische NextEra oder österreichische Verbund AG, die regelmässige Dividendenzahler sind.
Innovative Ansätze und Produkte
Mit Hilfe von günstigen Dividenden-ETFs und Themen-ETFs lassen sich effizient Depots strukturieren. Die Gefahr bei Themen-ETFs ist allerdings, dass man Trends hinterherläuft, die schon hoch bewertet sind. Im Bereich der Halbleiter gibt es mehr ausschüttende Konzerne wie etwa Broadcom.
Es gibt mehrere Plattformen, auf denen sich Dividendenaktien filtern lassen. Dazu gehören Onvista, Morningstar oder Aktienfinder.
Der ETF iShares Euro STOXX Select Dividenden 30 UCITS (ISIN: DE0002635281, Symbol: EXSG, Währung: EUR) investiert in 30 Aktien mit den höchsten Dividendenrenditen aus der Eurozone. Mit dem SPDR S&P Global Dividend Aristocrats ETF (ISIN: IE00B9CQXS71, Symbol: ZPRG, Währung: EUR) investiert man in weltweit lukrative Dividendentitel, der Fonds schüttet quartalsweise aus. Der passive Fonds ist auf Xetra und an der Frankfurter sowie der Stuttgarter Börse handelbar.