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Europäische Rüstungsaktien: Investieren in unsere Sicherheit

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Eurofighter über Wien: Die Verteidigungsbudgets Europas werden künftig dramatisch erhöht werden müssen.

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Spätes Erwachen in Europa: Die Verteidigung muss auf eigene Beine gestellt werden. Welche Rüstungsaktien in den nächsten Jahren von den erhöhten Verteidigungsbudgets profitieren werden.

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Der Vergleich macht sicher: Meta, die beste unter den „Magnificent 7“ Aktien, liegt seit Jahresbeginn mit drei Prozent im Minus. Der deutsche Panzerbauer Rheinmetall ist hingegen in den ersten zweieinhalb Monaten des Jahres um 113 Prozent gestiegen. Beim französischen Militär-Sicherheitskonzern Thales beträgt das Plus 75 Prozent. Und der italienische Weltraum- und Rüstungskonzern Leonardo hat seit Jahresbeginn um 70 Prozent zugelegt.

Europas Rüstungsaktien sind derzeit nicht zu bremsen. Donald Trump, US-Präsident und oberster Deal-Maker der Vereinigten Staaten, lässt keinen Augenblick ungenutzt, um Brüssel klarzumachen, dass es sich selbst um seine Sicherheitsagenda kümmern muss. Und Russlands Vladimir Putin macht klar, dass sein Eroberungsdrang noch nicht zu Ende sei. Die USA ziehen aber nicht nur bei der militärischen Unterstützung Europas zurück, sogar bei Militärausgaben für das eigene Land stehen sie erstmals auf der Bremse. Nach einem Bericht der Washington Post soll das Pentagon einen Plan zur Kürzung des Verteidigungshaushalts für die nächsten fünf Jahre ausarbeiten. Acht Prozent jährlich. Das würde beim aktuellen Budget von 895 Milliarden Dollar, eine Gesamtkürzung von etwa 300 Milliarden Dollar bedeuten.

Finanzierung

Die Europäische Union setzt alle Hebel in Bewegung, um so rasch wie möglich aufzurüsten und die Verteidigungsausgaben zu erhöhen. Gemeinsam mit privatem Kapital und zusätzlichen Mitteln für die Europäische Investitionsbank (EIB) sollen so fast 800 Milliarden Euro für die Verteidigung mobilisiert werden. Eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben um durchschnittlich 1,5 Prozent des BIP könnte über einen Zeitraum von vier Jahren einen finanziellen Spielraum von fast 650 Milliarden Euro schaffen. Sonderregelungen sollen dafür höhere Verschuldungsquoten der Länder ermöglichen.

Das späte Erwachen Europas in Sachen militärischer Verteidigung bedeutet aber, dass die Kursphantasien von Rheinmetall, ThyssenKrupp und Co. nicht so leicht verpuffen werden. Gerhard Winzer, Chefvolkswirt der Erste Asset Management meint daher: „Der Rückenwind für Unternehmen im Verteidigungssektor hat weiter zugenommen.“

Wer also in die Sicherheit Europas investieren möchte, kann das zunächst über ETFs, etwa den VanEck Defense ETF oder HANetf Future of Defense. Sie beinhalten die größten internationalen Rüstungskonzerne. Aber auch Cybersecurity-Unternehmen wie Palo Alto Networks oder Crowd Strike findet man in den Portfolios. Und auch das US-Datenanalyse-Unternehmen Palantir, dessen Kurs zuletzt unter der Ankündigung der US-Regierung von Einsparungen stark gelitten hat, steht meist an vorderster Stelle. Die Performance der ETFs ist gut, kann aber mit den aktuellen Ergebnissen europäischer Rüstungsaktien nicht mithalten.

Top-Aktien

In Europa steht Rheinmetall an vorderster Front der Rüstungsaktien. Der Hersteller des Panzers Leopard 2 hat in einem Jahr um 200 Prozent zugelegt und notiert bereits bei 1.266 Euro. Dementsprechend hoch ist das KGV von 60. Die Umsätze sollen sich aber aufgrund der Aufrüstung Europas von zwölf Milliarden im Jahr 2025 auf knapp 20 Milliarden Euro im Jahr 2027 beinahe verdoppeln. Das Unternehmen plant zivile Werke auf Rüstungsproduktion umzustellen. Die Mehrzahl der Analysten ist dennoch vorsichtig und empfiehlt die Aktie derzeit zu halten.

Ein anderer deutscher Industrie- und Rüstungskonzern stand bislang nicht so stark im Fokus der Investoren: ThyssenKrupp. Das Unternehmen hatte in der Vergangenheit mit hohen Kosten zu kämpfen, schrieb Verluste. Doch seit September vergangenen Jahres ist der Kurs nicht mehr zu halten. Die Aktie hat sich von 2,7 Euro auf 9 Euro verdreifacht. Das Kursziel der ThyssenKrupp-Aktie liegt zwischen neun und zwölf Euro. Und das bei einem KGV von rund elf. Große Fantasie hat der Titel durch die mögliche Abspaltung des U-Boot-Bereichs und einem eigenen Börsengang des Marinesektors. Für die meisten Analysten ist die Aktie ein klarer Kauf.

Auch der italienische Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzern Leonardo ist noch nicht so stark ins Visier der Anleger geraten. Dabei hat die Aktie in einem Jahr um 110 Prozent zugelegt und ist mit einem KGV von 22 noch immer fair bewertet. Leonardo-Konzernboss Roberto Cingolani hat sich schon im vergangenen Jahr für eine Zusammenarbeit europäischer Rüstungskonzerne stark gemacht. Mit Rheinmetall wurde ein 50:50 Joint Venture im Panzerbau gegründet. Beim Eurofighter Typhoon ist man für die Bordelektronik und vieles mehr verantwortlich. Nach Meldungen des Wall Street Journal soll der Staatsfonds von Saudi-Arabien an einem Einstieg in der Größenordnung von fünf Prozent bei dem italienischen Rüstungskonzern interessiert sein.

Da es beim Aufrüsten Europas weniger um Angriffswaffen, sondern vermehrt um Sicherheits- und Abwehrsysteme geht, stehen auch der französische Elektronikkonzern Thales oder die spanischen Indra Systemas im Mittelpunkt des Interesses. Das spanische Unternehmen beispielsweise plant gerade den Kauf der Militärsparte des Satellitenbetreibers Hipasat um 650 Millionen Euro. Beide Aktien sind preiswert und bieten viel Potential.

Dennoch stellt sich bei Rüstungsaktien die Frage nach der Moral. Darf man damit Gewinne machen? Auch wenn es der Verteidigung dient? Seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine hat es bei der Frage ein starkes Umdenken gegeben. Bei einer Erhebung des britischen Vermögensverwalters HANetf haben 97 Prozent mit ja geantwortet.

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