Wir leben länger. Prinzipiell eine erfreuliche Errungenschaft modernster Medizin. Doch Zeit ist Geld, speziell für das staatliche Pensionssystem. Die demografische Entwicklung hin zur „Silver Age Society“, also die Alterung der Gesellschaft, stellt die gesetzliche Altersvorsorge auf eine harte Belastungsprobe: Immer weniger Erwerbstätige zahlen für immer mehr Pensionisten ein, die auch noch immer länger leben.
Das drohende Szenario sind Pensionskürzungen. Gesetzlich vorgesehen wäre eine Alterspension von 80 Prozent des durchschnittlichen Lebenseinkommens, was theoretisch eine Lücke von 20 Prozent bedeutet. In der Realität wirkt sich der Pensionsschock aber noch viel heftiger aus. Da die Einkommen aber normalerweise im Lauf eines Arbeitslebens deutlich steigen, ist der Unterschied gegenüber dem letzten Aktivbezug vor Pensionsantritt noch wesentlich größer.
Wer die neue Freizeit zusätzlich aktiver gestalten möchte und nicht oder nur unzureichend vorgesorgt hat, wird sich mit vermindertem Bezügen also besonders schwer tun. Man möchte ja nach Möglichkeit das Leben nach Pensionsantritt ohne Einschnitte weiterführen können.
Streit um Größe
Kontrovers debattiert wird die tatsächlich Größe der Lücke. Einige Versicherungen und Direktbanken warnen vor massiven Ausfällen; Konsumentenschützer sowie die Arbeiterkammer setzen die Zahlen deutlich niedriger an. Online findet man eigene Tools zur Berechnung der Pensionslücke (z.b. von Raiffeisen oder der Arbeiterkammer), die je nach Website-Betreiber unterschiedliche Zahlen ausspucken. Konsumenten sind gut beraten, sich an unabhängigen Berater ihres Vertrauens zu wenden.
Wie groß sie auch ausfallen mag, Lücke bleibt Lücke, und sie will geschlossen werden. Wer seine gesetzliche Pension aufbessern will, hat die Wahl zwischen mehreren Instrumenten. Die wichtigsten werden in der Folge vorgestellt.
Pensions-Lückenfüller
Alle Produkte haben Vor- und Nachteile, Konditionen variieren je nach Anbieter. Konsumenten sollten sich an Berater ihres Vertrauens wenden, und ihren Lebensstandard in späten Jahren nicht auf die leichte Schulter nehmen. Denn in Pension werden wir einen großen Teil unserer Jahre verbringen – der modernen Medizin sei Dank. Wie diese Jahre aussehen werden, gilt es schon jetzt zu entscheiden
1. Freiwillige Höherversicherung:
Wer trotz allem an das staatliche Pensionssystem glaubt, kann freiwillig höhere Pensionsbeitragszahlungen leisten, um später mehr Pension zu bekommen. Anders als bei einer privaten Vorsorge landet das Geld alerdings nicht direkt am eigenen Pensionskonto, sondern es wird ins klassische Umlageverfahren eingespeist. Den Vertrauensbeweis belohnt Vater Staat finanziell: Der Steigerungsbetrag, also der Zuschuss zur Pension, ist zu 75 Prozent steuerbefreit.
2. Private Rentenversicherung:
So bezeichnet man Lebensversicherungen, die regelmäßig Rente zahlen. Man sichert sich sozusagen gegen das „Risiko“ des zu lange Lebens ab. Dabei entscheidet man meist nicht nur selbst, wann man wie viel einzahlt, sondern auch, wann man wie viel zurückbekommt – beispielsweise erst ab einem gewissen Alter nach Pensionsantritt. Konsumenten sollten bei der Produktwahl auf die Kosten achten, damit der tatsächliche Sparanteil nicht von Gebühren gefressen wird. Weitere Kriterien sind Zinsgarantie und Zinssatz.
3. Private fondsgebundene Lebensversicherung:
Fondsgebundene Lebensversicherungen funktionieren ähnlich wie private Rentenversicherungen, nur dass das angelegte Geld am Finanzmarkt investiert wird. Die später ausgeschütteten Leistungen sind abhängig von der Performances der jeweiligen Fonds. Was auch ein Risiko mit sich bringt: Hat das Produkt keine Kapitalgarantie, können Versicherungsnehmer sogar Verluste schreiben. Dafür können die Erträge, je nach Performance, aber auch deutlisch höher sein als bei Rentenversicherungen. Die Empfehlung ist auf jeden Fall, die Kosten genau zu prüfen, denn Fondsmanagement gibt es nicht umsonst.
Eine weitere Option stellen ETF-Sparpläne dar. Sie bestehen sogenannten Exchange Traded Funds (ETFs), die Indizes wie den DAX, den ATX oder EURO STOXX eins zu eins abbilden. Dank hoher Streuung ist das Risiko meist geringer und, als passiv gemanagte Fonds fallen die Gebühren niedriger an.
4. Prämiengeförderte Zukunftsvorsorge:
Der Bausparer ist ein Klassiker unter den Pensions-Aufbesserern: Die prämiengeförderte Zukunftsvorsorge erwirbt man zwar bei privaten Versicherern, doch der Staat steuert bei, und zwar 2,75% fix plus 1,5% bis 4% variabel (entspricht der Bausparprämie). Ein Teil des angelegten Kapitals fließt in Aktien, wie viel, hängt vom Alter der Versicherten ab: Bei unter 50-jährigen zwischen 15 und 60 Prozent, bei Älteren zwischen 5 und 50 Prozent.
.