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„Grüne Transformation fordert auch Investoren“

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„Grüne Transformation fordert auch Investoren“
k.A©iStock
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Die Finanzbrache spielt bei der Transformation der Wirtschaft eine wichtige Rolle, sagt Ökonom Paul Pichler.

Die „grüne Transformation“ der Wirtschaft ist eine gewaltige Herausforderung. Wie kann sie bewältigt werden? Welche Rolle spielen dabei Unternehmen, welche der Staat – und welche Funktion hat die Finanzbranche? Um diese Fragen ging es bei einer uniMind Lecture des Postgraduate Center der Universität Wien in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Wien. Im Mittelpunkt stand dabei ein Vortrag von Prof. Paul Pichler vom Institut für Volkswirtschaftslehre. Dessen durchaus provokante Hauptthesen: Der Klimawandel ist die Konsequenz eines erheblichen Marktversagens. Und weil der Markt alleine auch in Zukunft das Klima nicht retten wird, ist die Schaffung einer übernationalen Organisation sinnvoll, die den einzelnen Staaten klare Klimaziele vorgibt – und die das auch kann, weil sie im Gegensatz zu Politikern nicht wiedergewählt werden möchte.

Der Blick in die Geschichte zeigt es deutlich: Seit Ende des 19. Jahrhunderts, dem Beginn der Industrialisierung, steigt das weltweite Wirtschaftswachstum rasant an. Fast parallel dazu steigt auch die Kurve der CO2-Emissionen. „Die enorme Steigerung des Wirtschaftswachstums beruht vor allem auf der Nutzung von Energie aus fossilen Brennstoffen“, erläutert Prof. Pichler. Das Problem: „Die Energie war viel zu billig, weil Umweltkosten wie Luftverschmutzung nicht in den Preis einbezogen waren.“ Für den Ökonomen ein Fall von „klassischem Marktversagen“.

Klassisches Marktversagen

Durch die „grüne Transformation“ der Wirtschaft soll dieses Versagen jetzt korrigiert werden. „Diese Transformation bedeutet einen grundlegenden Wandel“, betont Pichler, „ein bisschen weniger Autofahren wird nicht ausreichen.“ Ohne technische Innovationen sei diese Transformation nicht zu schaffen: Erneuerbare Energien, Kreislaufwirtschaft, Recycling und auch das direkte Filtern von CO2 aus der Luft (Direct Air Capture) sind nur einige Stichworte dazu. Pichler: „Da ist die Wirtschaft gefragt, weil neue, energie- und ressourcensparende Geschäftsmodelle entwickelt werden müssen.“

Und auch die Finanzbranche spielt eine zentrale Rolle: „Green Finance, also die Kanalisierung von finanziellen Mitteln hin zu nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen, ist wichtig und kann die Transformation beflügeln“, so Pichler. Als größter Asset Manager in Europa ist Amundi hier durchaus als Wegbereiter zu sehen. „Wir haben bereits 2010 die Nachhaltigkeit als Firmenphilosophie verankert und in der Folge konkrete Ziele definiert“, betont Alois Steinböck, Chief Investment Officer von Amundi Austria.

Einige Beispiele, was das konkret bedeutet:

  • Alle aktiv verwalteten, offenen Fonds berücksichtigen ESG-Kriterien
  • In Initiativen und Maßnahmen zur Förderung der Energiewende oder des sozialen Zusammenhaltes wurden alleine im Zeitraum 2018 bis 2021 rund 35 Milliarden Euro investiert
  • Ein neuer „Klimaaktionsplan 2022-2025“ von Amundi sieht unter anderem vor, verstärkt offene Fonds mit dem Anlageziel „Net Zero 2050“ anzubieten sowie ein Anlagevolumen von rund 20 Milliarden Euro in Impact-Fonds zu investieren.

Übernationale Behörde

„Es ist wichtig, dass Investoren verstärkt Klimaziele berücksichtigen“, unterstreicht auch Ökonom Pichler. Allerdings: „Der Markt alleine wird die Klimakrise nicht richten“, so Pichler. Und auch den politischen Entscheidungsträgern traut er nicht zu, das Steuer wirkungsvoll herum zu reißen. Sie müssten Entscheidungen treffen, die heute hohe Kosten verursachen, aber erst späteren Generation zugutekommen. Das sei in einem politischen System, in dem die Akteure wieder gewählt werden möchten, schwer umzusetzen. Sein Vorschlag: Eine supranationale, technokratische Institution, die Ländern verbindliche Emissionsziele setzt und diese auch kontrolliert. Schuld an unpopulären Maßnahmen wären dann diese „Technokraten“ und nicht die nationalen Politiker und Politikerinnen.

© Paul Pichler

Zur Person:
Paul Pichler ist seit August 2018 assoziierter Professor am Institut für Volkswirtschaftslehre an der Universität Wien. Davor war er als Makroökonom in der Abteilung für Volkswirtschaftliche Studien der Oesterreichischen Nationalbank tätig. Seine Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen im Bereich der Geld-, Fiskal- und Klimaschutzpolitik.

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