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Im Jahr 2024 wurden nur wenige Manager börsennotierter Unternehmen durch Aktienverkäufe in Wien zu Millionären.
Mit einem Jahresplus von 6,6 Prozent kann sich die Performance des ATX im abgelaufenen Jahr, jedenfalls verglichen mit anderen Jahren, durchaus sehen lassen. Doch kaum ein Manager eines in Wien börsennotierten Unternehmens zog einen Nutzen aus den Kurshöhenflügen. Die sogenannten Directors’ Dealings, wie Aktientransaktionen von Insidern wie Aufsichtsräten oder Vorständen bezeichnet werden, sind in Österreich eine ausgesprochene Seltenheit und werden sogar von Jahr zu Jahr seltener. Auf knappen 15 Seiten gingen sich alle von der Wiener Börse zusammengefassten Deals im Jahr 2024 aus. In den Jahren davor waren zumindest 20 Seiten vonnöten. Der Großteil davon waren Käufe unternehmenseigener Aktien, lediglich ein geringer Anteil der Manager machte Kasse. Der trend hat die wenigen Erlöse in einer Tabelle zusammengefasst, die von Frauenthal-CEO Hannes Winkler mit einem Erlös von 16,2 Millionen Euro angeführt wird. Winkler hat vom Aktienrückkauf des Unternehmens profitiert, ähnlich wie seine Vorstandskollegin Erika Hochrieser und Frauenthal-Aufsichtsrat Johannes Strohmayer. Der Zeitpunkt für den Verkauf schien auch gut gewählt, denn mit einem Kurs von 23,8 Euro letzten Sommer wurde deutlich mehr erlöst als nach einer Gewinnwarnung, die das Unternehmen Ende des Jahres ausgeben musste. Auf Nummer zwei im Ranking der heimischen Dealmaker landete Nikolaos Lykos, CEO von Austriacard. Er hat im April des Jahres ein großes Paket um sechs Euro je Aktie auf den Markt geworfen, investiert den Erlös seither aber, um Aktien seines Unternehmens günstiger nachzukaufen.
Eine Never Ending Story ist jene des Verkaufs der Wiener Privatbank durch Haupteigentümer und Immobilienmann Günter Kerbler. Anfang 2024 gelang es ihm aber, sich von einem größeren Paket seiner Aktien zu trennen, was ihm einerseits einen Erlös von knapp vier Millionen Euro einbrachte, seinen Anteil andererseits aber unter 25 Prozent rutschen ließ.
Insiderverkäufe in Wien 2024
Manager | Funktion | Unternehmen | Erlös (in Euro) |
---|---|---|---|
Hannes Winkler ¹ | Vorstand | Frauenthal | 16.227.173 |
Nikolaos Lykos | CEO | Austriacard | 13.200.000 |
Günter Kerbler ⁵ | AR | Wiener Privatbank | 3.842.000 |
Stefan Pierer ³ | AR | Oberbank | 3.117.000 |
Johannes Strohmayer ² | AR | Frauenthal | 1.119.000 |
Hubert Trunkenpolz | Vorstand | Pierer Mobility | 582.270 |
Viktor Sigl | Vorstand | Pierer Mobility | 582.270 |
Christoph Raninger ⁴ | Vorstand | Wiener Privatbank | 388.048 |
Gottwald Kranebitter | AR | Wiener Privatbank | 281.072 |
Erika Hochrieser | Vorstand | Frauenthal | 226.718 |
¹ via Tridelta GmbH; ² via Austrian Equities GmbH; ³ via Pierer Industrie AG; ⁴ via Equinox Capital; ⁵ u.a. via K5 oder Kerbler Holding
Manager als Verwalter
Für Florian Beckermann, Aktionärsvertreter beim IVA, ist der Fall klar: „Das rechtliche Umfeld ist schuld, dass wir nicht mehr Director’s Dealings in Österreich sehen“, glaubt er. Viele Unternehmensjuristen würden den Managern davon abraten, um kein Risiko einzugehen. Denn der Fall von Ex-OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer, der letztlich freigesprochen wurde, steckt vielen noch in den Knochen. „Ich vermisse ,Skin in the Game‘, so Beckermann. Ohne persönliches Engagement würden Börsenvorstände nur zu Verwaltern degradiert, fürchtet er. Ein Blick in die Geschäftsberichte der FMA zeigt, dass die Behörde hier ganz genau hinsieht. 2023 wurde in 13 Fällen eine Untersuchung wegen des Verdachts auf Missbrauch einer Insiderinformation und in 64 Fällen eine wegen des Verdachts auf Marktmanipulation eingeleitet. Und das bei einer kleinen Börse wie Wien. Zuletzt gab die FMA auch bekannt, dass sie einen Insiderhandel durch einen ehemaligen Manager eines börsennotierten Unternehmens aufgedeckt habe. Dieser Manager – der Name wurde nicht genannt – habe unrechtmäßig 104.394 Euro erlöst und wurde dafür mit einer Strafe von 704.375 Euro belegt. „Insiderhandel lohnt sich nicht“, ließen die FMA-Vorstände danach umgehend wissen.
Speziell bei der Bawag ließ man sich aber nicht davon abschrecken und kaufte auch letztes Jahr wieder eifrig zu. Allen voran deckte sich CEO Anas Abuzaakouk exzessiv mit Bawag-Aktien im Wert von mehr als 2,6 Millionen Euro ein. Er bewies dabei einen sehr guten Riecher: Seit seinen Zukäufen letzten Sommer ist der Kurs der Aktie um mehr als 20 Prozent angestiegen.
Dieser Artikel ist in der trend.PREMIUM-Ausgabe vom 17. Jänner 2024 erschienen.
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