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Kreative Zerstörung vs. staatliche Interventionen und Regulierung

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Die EU versucht, die Big-Tech-Companies durch Regulierungsmaßnahmen in Zaum zu halten. Ken Fisher meint, dass der Weg falsch und nicht zielführend ist.

©IMAGO / ZUMA Wire
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"Staatliche Interventionen zur Regulierung von Märkten haben selten die erwünschten Auswirkungen. Kapitalismus funktioniert nach eigenen Regeln", meint Investment-Experte Ken Fisher in seinem Gastkommentar. Anleger müssten auf Interventionen nicht reagieren.

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Tech-Schwergewichte im Visier der Politik

Es geht wieder los! Im Vorfeld von US- und Europawahlen wird der politische Ton rauer. Gibt es da eine Besessenheit, die über alle Ideologien und Meere hinweg gemein ist? Lautstark stellen Politiker Techriesen und andere große Unternehmen an den Pranger, die sie für zu dominant halten. Die Regulierer reagieren mit endlosen Eingriffen. Und wie sieht die Realität aus? Mit etwas Geduld lösen sich diese Dilemmata von selbst durch die „kreative Zerstörung“, ein nahezu unsichtbares Lebenselixier des Kapitalismus.

Und so geht’s: Politiker halten die Schwergewichte für übermächtig und rechtfertigen damit hartes Durchgreifen. Der KI-Hype, der boomende Techsektor und andere Erfolgsgeschichten rufen die EU-Wettbewerbshüter auf den Plan. Unter anderem wurden gegen Apple, Google und Meta Untersuchungen wegen angeblicher Dominanz der Märkte für digitale Werbung eingeleitet. Musste man als Anleger deshalb reagieren? Nein!

Staatliche Interventionen sind keine Lösung

Egal, was man von Big Techs hält, staatliche Interventionen sind nicht die Lösung. Sie heißt „kreative Zerstörung“. Dabei handelt es sich um radikale Veränderungen durch „junge Wilde“, die die alten Akteure überholen und ersetzen. So reguliert sich der Kapitalismus selbst. Größe führt zu Riesengewinnen. Aber wenn die Unternehmen zu Goliaths werden, wittern kleinere ihre Chance. Dann werden die alten, fetten Jäger zu den Gejagten. Innovative Unternehmen tauchen auf und machen sich auf Eroberungszug. Das kann zehn, zwanzig Jahre dauern, selten länger! Dominanz ist nicht von Dauer.

Nehmen wir die – gemessen an ihrer Marktkapitalisierung – top 20 Unternehmen von 1970. 1990 zählten davon nur noch sieben zu den top 20. Und wie sieht es 2020 aus? Nur noch vier. Und heute? Keines. Was ist passiert? Unternehmertum und Innovation! Kodak, Polaroid, Sears Roebuck, Xerox – dezimiert, verdrängt von hungrigen Newcomern. Ganz ohne staatliche Eingriffe. Einfach durch kreative Zerstörung. (Die Ausnahme ist Öl; so etwa Royal Dutch Shell, denn am Öl führt kein Weg vorbei.)

Minicomputerfirmen stürzten IBM. PCs stürzten Minicomputer. Smartphones fegten Kodak und Polaroid weg. Alle haben Xerox verdrängt. Wer verdrängt die Riesen von heute? Keine Ahnung! Aber es passiert. Nur fünf der 20 größten Unternehmen von heute standen 2010 auf der Liste. 15 sind in 14 Jahren verschwunden!

Kreative Zerstörung bedeutet aber auch Pleiten. Langfristig profitieren jedoch alle von ihnen. Sie setzen Kapital frei, ebnen den Weg für Start-ups mit besseren Produkten, Dienstleistungen und Jobs sowie höheren Löhnen und bringen die Riesen zu Fall. Pleiten offenbaren, was funktioniert, was nicht und was verbessert werden muss. Fortschritt!

Regierungen, die Pleiten verhindern oder forcieren, vermasseln also ein wichtiges Momentum. Wie Japan mit seinen berüchtigten „Zombiefirmen“. Sie können keine Marktführer sein, ziehen aber Kapital von den Challengern ab, die von Banken und durch Überkreuzbeteiligungen über Wasser gehalten werden. Viele von ihnen wären ohne künstlich niedrige Zinsen lange verschwunden.

Fehlende kreative Zerstörung lähmt die Wirtschaft

Japans Struktur sorgt sicherlich für eine stabile Beschäftigungslage. Aber wie ist die Gesamtsituation? Durch das Fehlen von kreativer Zerstörung lahmt Japans Wirtschaft. Seit 1994, dem Anfang des „verlorenen Jahrzehnts“, ist das japanische BIP bis 2023 annualisiert um 0,7 Prozent gewachsen, gegenüber 2,4 Prozent in den USA. Und wie steht es um den Aktienmarkt? Der japanische Aktienmarkt kletterte in Lokalwährungen um 152 Prozent, der S&P 500 dagegen um 1.694 Prozent. Was davon würden Sie für Österreich und Europa bevorzugen?

Die staatliche Einmischung hat unbeabsichtigte Folgen. Unzählige EU-Untersuchungen, Geldbußen und großangelegte Zerschlagung von Techriesen haben, wie Sie wissen, zu einem winzigen Tech-Sektor in der EU geführt. Der Trend zu privaten Kartellklagen aus Wien ist dabei auch nicht gerade hilfreich. Nur drei der 50 größten Techfirmen sitzen in der Eurozone, aber 36 in Amerika. Keine einzige in Österreich.

Regulierung ist nützlich. Sie setzt Eigentumsrechte durch – eine wichtige Voraussetzung für das Vertrauen von Investoren und Risikobereitschaft. Sicherheitsregeln sind wichtig. Aber um Marktdominanz zu regulieren, darf man getrost auf die kreative Zerstörung vertrauen.

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