Zur Person. Jessica Bräu ist Vertriebsdirektorin bei Union Investment Austria.
©Union InvestmentJESSICA BRÄU, Anlageexpertin bei Union Investment Austria, über die verschiedenen Möglichkeiten, mit Anleihen individuelle Investmentziele zu erreichen.
trend: Wie schätzen Sie das Jahr 2024 aus Investorensicht ein?
Jessica Bräu: Wir werden ein Jahr sehen, das durchaus einmal von der einen oder anderen konjunkturellen Eindämmung geprägt sein kann, wobei sich aber besonders die Konjunktur in den USA robuster als erwartet zeigt. Das Jahr hat daher an den Börsen schon sehr gut begonnen. Daraus darf man zwar keine Schlüsse auf die weitere Entwicklung ziehen, ich bin für 2024 aber durchaus positiv.
Wann rechnen Sie mit den ersten Zinsschritten nach unten in den USA und im Euroraum? Im Moment sieht es so aus, als ob die US-Notenbank im Juni das erste Mal mit Zinssenkungen beginnen wird. In der Eurozone entwickelt sich die Konjunktur nicht ganz so stark wie in den USA. Wir rechnen aber damit, dass auch die EZB im Juni mit Zinssenkungen starten könnte. Entscheidend ist in beiden Fällen die Inflationsentwicklung – da zeigt der Trend in die richtige Richtung, auch wenn es noch ein längerer Weg zu den Notenbankzielen von rund zwei Prozent sein dürfte.
Ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um in Anleihen zu investieren? Nachdem es jahrelang keine Zinsen gab, gibt es nun wieder interessante Renditen. Daher macht es Sinn, in Anleihen zu investieren. Vor allem unter dem Aspekt, dass nun wohl der Höhepunkt des Zinsniveaus erreicht ist. So können sich Anleger jetzt das aktuelle Zinsniveau sichern. Natürlich muss man dabei auch in Betracht ziehen, ob man sein Geld länger binden kann oder will.
Welche Anleihesegmente erachten Sie am attraktivsten? Wir halten im Augenblick ausgewählte Pfandbriefe und Unternehmensanleihen für interessant. Die bieten attraktive Renditen, und die Unternehmensdaten sind auf einem soliden Niveau. Unser Hauptaugenmerk liegt dabei auf Unternehmen mit guter Bonität und Bilanzqualität.
Und welche Laufzeiten empfehlen Sie bei Anleihen? Derzeit ist es so, dass in einigen Bereichen kürzere Laufzeiten sogar noch eine etwas attraktivere Verzinsung bieten als längere. Dennoch sollte man auch hier eine gute Mischung finden. Denn für all jene, die ihr Geld länger binden können, bieten längere Laufzeiten sehr wohl attraktive Chancen, auch wenn es auf dem ersten Blick beim Renditevergleich nicht so wirkt. Denn eine um einige Zehntelprozentpunkte geringere Verzinsung im Vergleich zu jener bei kürzeren Laufzeiten sichert langfristig eine attraktive Rendite, wenn die Zinsen schon wieder deutlich niedriger sind.
Welche Vorteile haben Privatanleger beim Kauf eines Rentenfonds im Vergleich zum Kauf von einzelnen Anleihen? Der zentrale Vorteil ist die breite Streuung des Risikos. So kann die Schwäche eines einzelnen Emittenten ausgeglichen werden. Die meisten Anleger haben gar nicht die Möglichkeit, sich 20, 30 verschiedene Unternehmensanleihen ins Depot zu legen. Unsere Fonds sind in mehr als 50 verschiedene Unternehmensanleihen investiert. Einen weiteren Vorteil für Anleger bieten unsere Laufzeitenfonds. Sie verfügen über ein breites Anleihenportfolio, haben aber ein bestimmtes Fälligkeitsdatum. Für Anleger, die länger auf ihr Geld verzichten können, machen Fonds mit längerer Laufzeit Sinn. Für jene, die eine kürzere Bindungsfrist bevorzugen, jene mit kürzerer Laufzeit.
Welche unterschiedlichen Behaltezeiten gibt es bei den Laufzeitenfonds? Wir haben aktuell ein Produkt, das bis 2029 läuft und eine attraktive Rendite bringt. Und für jene, die eine kürzere Behaltefrist bevorzugen, einen Laufzeitenfonds, der 2027 frei wird.
Um eine höhere Rendite zu erzielen, wird man auch 2024 nicht an Aktien vorbeikommen. Welchen Aktienanteil und welche Bereiche empfehlen Sie? Das hängt ganz von der individuellen Situation ab. Beispielsweise, ob man noch jung mit einem längeren Anlagehorizont ist. Oder wie viel Kapital man zur Verfügung hat, um auch höhere Risiken eingehen zu können. Das Wichtigste ist auf jeden Fall, dass das Portfolio immer möglichst breit gestreut ist.
Wie sollten Privatanleger ihren Depot-Mix gestalten? Mit nur einem Mischfonds oder mit einer Auswahl an verschiedenen Aktien- und Anleihenfonds? Das hängt nicht zuletzt vom eigenen Interesse an der Gestaltung der Veranlagung ab. Ein Mischfonds bietet den Vorteil, dass Fondsmanager die Investmententscheidungen treffen und für einen nachvollziehbaren Mix aus Rendite und Risiko sorgen. Wer sich aber gerne selber über Aktien und Anleihen Gedanken macht und sich gründlich über die Entwicklungen an den Kapitalmärkten informiert, kann seine Veranlagung mit Anleihen- und Aktienfonds auf mehreren Säulen aufbauen.
