Einmal tief Luft holen. Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Einschränkungen der Corona-Pandemie haben der Erde eine Atempause verschafft. Fabriken wurden gedrosselt, Autos blieben öfter in der Garage und der Flugverkehr kam überhaupt fast vollständig zum Erliegen. Weltweit ist dadurch der Ausstoß des Treibhausgases CO2 um geschätzte sieben Prozent zurückgegangen. Was den Berechnungen von Umwelt- und Klimaschützern zufolge immer noch zu wenig ist, um dem Klimawandel nachhaltig Einhalt zu bieten. Es wäre aber immerhin ein Anfang markiert, der nun in einen länger anhaltenden Trend münden müsste.
Im Bereich der Geldanlage zeichnet sich ein solcher Trend zur Nachhaltigkeit bereits deutlich ab. Seit Jahren erleben Finanzprodukte und Fonds, die ökologische, soziale und Governance-Aspekte - also ESG-Kriterien - berücksichtigen, einen kontinuierlichen Aufschwung und die Corona-Krise hat diesen Trend massiv verstärkt. Laut Verband Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG) ist das in mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifizierte Investmentfonds angelegte Vermögen im vergangenen Jahr um 64,6 Prozent auf 17,4 Milliarden Euro gestiegen (siehe Grafik).
Entwicklung nachhaltiger Investmentfonds in Österreich
© VÖIG (Verband Österr. Investmentgesellschaften)Gutes Gewissen, gute Performance
Wer in nachhaltige, ESG-zertifizierte Werte investiert hat wurde nicht nur mit einem guten Gewissen belohnt. ESG-Fonds konnten in der Corona-Krise höhere Renditen erzielen als herkömmliche Strategien. Selbst im März 2020, als Anleger panikartig ihre Positionen verkauften und Börsenkurse scheinbar ins Bodenlose fielen, hielten Nachhaltigkeitsfonds dem Sturm weitestgehend Stand.
Der MSCI World Index für Aktien aus Industrieländern mit mittlerer und großer Marktkapitalisierung hat beispielsweise in dieser Zeit 14,5 Prozent eingebüßt. Nachhaltige Werte blieben dagegen vergleichsweise stabil. 62 Prozent der Large Cap-ESG-Fonds konnten den Index abhängen.
Für Marktbeobachter kommt das wenig überraschend. Das Research-Unternehmen Morningstar hat zwischen 2010 und 2019 fast 5.000 europäische Fonds analysiert und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass 59 Prozent der Nachhaltigkeitsfonds mit ihrer Performance herkömmliche Fonds übertreffen konnten.
Die Weichen stellen
Im Bereich der Geldanlage ist jedoch nichts so trügerisch wie der Blick in die Vergangenheit. Ein Blick in die Zukunft lässt aber erahnen dass der Trend in Richtung nachhaltiger Werte gerade erst am Anfang steht und ESG-zertifizierte Finanzprodukte noch über eine längere Periode eine überdurchschnittlich solide Performance erwarten lassen könnten.
Am 23. April haben internationale Staatschefs beim von US-Präsident Joe Biden initiierten Klimagipfel neue ambitionierte Ziele zur Reduktion des CO2-Ausstoßes ausgegeben. Die EU, die USA und China haben nun das Ziel, bis zum Jahr 2050 CO2-neutral zu werden. Eine Marke, die den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, die Umsetzung weiterer klimaschonender Maßnahmen und die gleichzeitige Aufforstung von Wäldern bedingt.
Der Klimaschutz ist aber nur ein Aspekt, der bei der Auswahl von in ESG-Fonds gelisteten Werten relevant ist. Berücksichtigt wird dabei auch, ob Unternehmen ihre soziale Verantwortung übernehmen und sowohl nach außen als auch nach innen tragen. Auch das kommt den Anlegern zugute, denn Unternehmen, die diese Faktoren missachten, etwa durch Verletzung von Menschenrechten, Kinderarbeit oder Korruption haben in der immer transparenteren Gesellschaft ein überdurchschnittliches Rechts- und Reputationsrisiko, laufen häufiger in Gefahr, mit Klagen oder Boykottaufrufen konfrontiert zu werden, Geschäftsmodelle werden infrage gestellt und die Ertragskraft beeinträchtigt.
ESG-Fondsmanager analysieren daher laufend Unternehmensstrategien und überwachen die Einhaltung von ESG-Kriterien. Amundi, Europas größte Fondsgesellschaft, hat dafür ein 35-köpfiges Team aufgebaut, das eine quantitative und qualitative ESG-Analyse durchführt. Jörg Moshuber, Senior Portfolio Manager von Amundi Austria und leitender Portfolio Manager der Amundi Ethik Fonds: "Wir arbeiten dabei auch mit elf Nachhaltigkeitsagenturen und einigen NGOs zusammen, um Unternehmen zu bewerten und setzen bei unseren Investments auf zukunftsorientierte Werte. Auch deshalb haben sich unsere ESG-Fonds in der Corona-Krise überdurchschnittlich gut entwickelt."