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Nachhaltigkeit ist mehr als nur „grün“

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Nachhaltigkeit ist mehr als nur „grün“
k.A©MicroStockHub / iStockphoto
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Für Fondsmanager Jörg Moshuber ist "Öko" alleine zu wenig: In seinem ESG-Portfolio haben auch Microsoft und eine Rohstoffbörse platz – und das ohne schlechtes Gewissen.

Windräder, Solarkollektoren, Biogas – wer an nachhaltige Investments denkt, dem fällt vor allem alternative Energieerzeugung ein. „Viel zu kurz gegriffen“, sagt Jörg Moshuber, „nachhaltiges Investieren geht weit über „grüne“ Endprodukte hinaus.“ Moshuber managt den Amundi Ethik Fonds; mit einem Volumen von über einer Milliarde Euro ein Schwergewicht unter den Fonds, die nach ESG-Kriterien anlegen, also ausschließlich Aktien und Anleihen von Unternehmen kaufen, die ökologisch und gesellschaftlich verantwortlich handeln. „Und dazu gehören neben Umweltaspekten eben auch soziale und Governance-Kriterien“, betont Moshuber.

Ein plakatives Beispiel: Werden Solarzellen in Asien zu Billiglöhnen in Kinderarbeit hergestellt, mit Energie aus Kohlekraftwerken, und dann per mit Schweröl-betrieben Schiffen über tausende Kilometer nach Europa transportiert, lässt sich kaum von einem nachhaltigen Produkt sprechen – obwohl Solarzellen unbestritten grüne Technologie sind. Umgekehrt ist nicht jeder Niedriglohn-Job zwangsläufig pfui, weil dadurch vielleicht Arbeitsplätze geschaffen werden für Menschen mit geringer Qualifikation, die sonst gar keinen Job finden würden. Lieferketten, Energieverbrauch, Umgang mit Beschäftigten, Rechte von Aktionären, Transparenz – „alles muss berücksichtigt werden und bedarf einer differenzierten Betrachtung“, so Moshuber.

ESG-Briefing [Podcast]

ESG-Briefing [Podcast]

Jörg Moshuber, Senior Portfolio Manager von Amundi Austria und leitender Portfolio Manager der Amundi Ethik Fonds, über die Kriterien der nachhaltigen Geldanlage.

Gutes mit guter Rendite

Als Europas größte Fondsgesellschaft und Vorreiter für nachhaltige und verantwortungsvolles Investieren - bereits 2006 wurden die „Principles for Responsable Investment“ (PRI) unterzeichnet - hat Amundi über die Jahre dafür einen klaren Investment-Prozess aufgesetzt. Ein Team von 30 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen hat, unterstützt von externen Research-Anbietern und NGOs, an die 10.000 Unternehmen auf die Einhaltung der ESG-Kriterien überprüft und mit Ratings versehen. Diese Daten werden dann auch noch mit den Finanzanalysten abgeglichen – den schließlich wollen die Anleger mit einem nachhaltigen Investment nicht nur Gutes tun, sondern auch Rendite erzielen.

Dank dieses differenzierten Auswahlprozesses hat Jörg Moshuber dann auch nicht nur grüne Klassiker wie Verbund oder Waste Management im Portfolio, sondern auch Unternehmen wie Microsoft oder die US-Rohstoffbörse Intercontinental Exchange – auf den ersten Blick nicht unbedingt Favoriten für einen Nachhaltigkeits-Fonds. „Es kommt eben auf den zweiten Blick an“, kontert Moshuber. Microsoft zeichne sich etwa dadurch aus, dass für den Betrieb der großen Serverparks erneuerbare Energie verwendet wird, es umfangreiche Weiterbildungsmöglichkeit für die Beschäftigten gibt und die Datensicherheit extrem hoch sei – auch das wichtige ESG-Kriterien. Die Steuervermeidungs-Politik des Unternehmens sei zwar ein Manko, „der aber durch die anderen Punkte überkompensiert wird“, so Moshuber. Und die Rohstoffbörse in Atlanta ist für den Fondsmanager ein absolutes Vorbild, was die Sicherheit und Transparenz des Handels sowie die Kontrollsysteme betrifft – alles wichtige Governance-Kriterien.

Auf Kosten der Rendite gehen die strengen ESG-Kriterien nicht, im Gegenteil. Eine Analyse von Amundi zeigt, dass solche Portfolios auch eine deutliche Mehrrendite erzielen können.

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