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Tauros Capital: Was ein 30-Millionen-Euro-Fonds bewirkt

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Neoh wurde von Tauros Capital unterstützt.

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Die Wiener Finanzierungsgesellschaft Tauros Capital stärkt KMU und Scale-ups in der D-A-CH-Region mit einem zweiten 30-Millionen-Euro-Fonds ‑ ohne Abgabe von Gesellschaftsanteilen.

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Manuel Zeller hat eine ehrgeizige Vision: eine Welt ohne Zucker, wie wir ihn kennen. Mit seinem 2016 in Wien mitgegründeten Start-up Neoh hat er eine einzigartige Formel entwickelt, die zwar wie Zucker schmeckt, den Blutzuckerspiegel aber kaum beeinflusst. Auf dieser Basis produziert das Scale-up Schokoriegel und andere Süßwaren, die in Österreich, Deutschland im Handel und online erhältlich sind. Großbritannien, wo es eine Zuckersteuer auf gesüßte Getränke gibt, ist das nächste Expansionsziel.

Vor zwei Jahren wagte Neoh den Einstieg ins B2B-Geschäft. Mit der eigens entwickelten Formel „ZeroPlus“ beliefert das Unternehmen Ketten wie Anker Brot und Dunkin’ Donuts, Eigenmarkenhersteller und Molkereien, die den innovativen Zuckerersatz direkt in ihre Produkte integrieren. „Als junges, disruptives und stark wachsendes Unternehmen haben wir einen hohen Kapitalbedarf. Diesen sichern wir über einen breiten Finanzierungsmix“, sagt Zeller, Co-Gründer und CEO von Neoh. Neben klassischen Bankkrediten setzt das Unternehmen auf Venture Capital – die letzte Runde gab es 2023 in mittlerer siebenstelliger Millionenhöhe –, Direktbeteiligungen von Testimonials wie Tennisspieler Dominic Thiem und eine in Österreich noch relativ neue Finanzierungsform: umsatzbasierte Finanzierung (Revenue-Based Financing).

Starke Marken

Dieses Modell, das in den USA bereits etabliert ist, wurde vor einigen Jahren von der Wiener Beteiligungsgesellschaft Tauros Capital nach Österreich gebracht und an die Bedürfnisse von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und Scale-ups angepasst. Mit ihrem ersten 30-Millionen-Euro-Fonds unterstützte Tauros rund 20 heimische Unternehmen beim Wachstum, darunter zahlreiche bekannte Marken: den stark wachsenden Salzburger Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln Biogena, den Wellnesshotelbetreiber Loisium, der derzeit die Expansion nach Frankreich und Italien vorantreibt, den alternativen Wiener Mobilfunkanbieter spusu, den Salzburger Hersteller von Sahneersatz QimiQ und eben Neoh.

„Wir haben in den vergangenen Jahren neben etablierten KMU auch viele Anfragen von Scale-ups bekommen, die angesichts der herausfordernden Marktlage und sinkender Bewertungen nach Alternativen zum Venture Capital suchten. Mittlerweile haben wir rund zehn Scaleups beim Wachstum unterstützt“, sagt Werner Edlinger, Co-Geschäftsführer von Tauros Capital mit Sitz in Wien. Das Unternehmen, das von Erste Group, Wiener Städtische Versicherung und mehreren Stiftungen finanziert wird, hat sein Büro am Erste Campus in Wien – strategisch günstig in Bahnhofsnähe und mitten im neuen Bürozentrum der Stadt.

Zweiter Fonds

Ende Jänner lancierte Tauros Capital den zweiten Fonds mit einem Volumen von ebenfalls rund 30 Millionen Euro. Diesmal wurde der regionale Fokus über Österreich hinaus auf den D-A-CH-Raum ausgedehnt. „In Österreich, aber auch in Deutschland und in der Schweiz gibt es noch erheblichen Nachholbedarf. Viele Unternehmen unterschätzen die Bedeutung einer stärkeren Eigenkapitalbasis und setzen fast ausschließlich auf Kredite – ein großer Unterschied zu den USA, wo das umsatzbasierte Wachstumskapital bereits etabliert ist“, sagt Edlinger.

In Österreich richtet sich das Finanzierungsmodell an kleine und mittlere Unternehmen sowie Scale-ups mit einem Mindestumsatz von rund drei Millionen Euro. In der Regel beteiligt sich Tauros Capital über einen Zeitraum von fünf bis acht Jahren an den laufenden Umsätzen – mit der Möglichkeit, eine Obergrenze für die Rückzahlung festzulegen. Die Höhe der Umsatzbeteiligung liegt zwischen zwei und fünf Prozent. Die Finanzierung ist laut Tauros-Management flexibel und wird an die Bedürfnisse der Unternehmen angepasst. „Im Gegensatz zu klassischen Private-Equity-Investments erfordert unser Modell keine Abgabe von Unternehmensanteilen, stärkt aber dennoch die Eigenkapitalbasis“, betont Thomas Bobek, Co-Geschäftsführer von Tauros Capital. Zudem werde es steuerlich wie Fremdkapital behandelt, so dass Unternehmen den Finanzierungsaufwand steuerlich geltend machen können.

Was die Kosten betrifft, erklärt Bobek anschaulich: „Die Kosten für Revenue Based Financing liegen unter denen von Eigenkapital. Allerdings sind sie höher als die Kosten eines besicherten Bankkredits.“

Schneller Prozess

Während klassische Bankfinanzierungen oft Sicherheiten erfordern, die besonders junge Unternehmen vor Herausforderungen stellen, setzt Neoh auf einen breiten Finanzierungsmix. Dieser besteht aus Bankkrediten (zehn Prozent), Eigenkapital (70 Prozent) und alternativen Finanzierungsinstrumenten. Über Tauros Capital sicherte man sich in Summe drei Millionen Euro an Wachstumskapital – zwei Millionen aus dem ersten Fonds im Jahr 2022 und erst kürzlich eine weitere Million Euro aus dem zweiten Fonds.

Von der ersten Kontaktaufnahme bis zur Auszahlung des Gelds vergingen laut Zeller rund drei Monate – ein vergleichsweise schneller Prozess. Die Grundsatzentscheidung fiel bereits nach rund sechs Wochen, daran schloss sich dann die Vertragserstellung an. Als großen Vorteil der umsatzbasierten Finanzierung nennt Zeller: „Man muss keine Gesellschaftsanteile abgeben. Wenn man stark steigende Umsätze hat, dann zahlt man darüber auch gerne eine Finanzierung zurück“, sagt er.

2024 erwirtschaftete das Scale-up rund zehn Millionen Euro, für dieses Jahr strebt man 15 Millionen Euro an – ein Wachstum von 50 Prozent. Zeller betont, dass das Start-up profitabel sein könne, er aber lieber auf Expansion setzt. Die Vision eines Börsengangs bleibe bestehen, sei aber in der aktuellen Marktlage kein Thema. Aktuell geht es ihm in erster Linie darum, die zuckerfreien Riegel in noch mehr Länder zu bringen.

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