
Die geplante milliardenschwere Übernahme von Versace durch Prada zeigt den Beginn einer Erholung europäischer Luxuswerte an.
Das Bekanntwerden der vermutlich 1,5 Milliarden Euro schweren Übernahme von Versace (Michael Kors, Jimmy Choo) durch seinen italienischen Konkurrenten Prada (Miu Miu, Church’s) wirft ein neues Licht auf die Luxusbranche. Nach einer Analyse des Beratungsunternehmens McKinsey steht die Branche am Wendepunkt vor einer kommenden Erholung. Der im Familienbesitz stehende Prada-Konzern plant die Übernahme des im Eigentum des Equity Unternehmens Capri Holding stehenden Unternehmens zu einem richtigen Zeitpunkt. Denn laut einer von der Erste Asset Managementgesellschaft aktuellen Prognose soll der globale Luxusgütermarkt bis 2027 im Schnitt wieder um bis zu vier Prozent wachsen. Vor allem Europas Luxusgüterriesen hielten sich 2024 teilweise besser als gedacht. Und einige der Aktien stehen vor einem glänzenden Comeback.
Hermes und Richemont glänzen
„Nach der Flaute in China bringt der US-Markt wieder Hoffnung auf einen Aufschwung“, heißt es bei der Fondsgesellschaft der Erste Bank. So hat etwa der französische Hermes-Konzern 2024 entgegen dem Branchentrend einen überraschend großen Umsatzsprung hingelegt. Der Handtaschen-Hersteller meldete für sein jüngstes Quartal einen währungsbereinigten Umsatzanstieg von knapp 18 Prozent auf vier Milliarden Euro. Analysten hatten einen deutlich geringeren Zuwachs erwartet. Der Nettogewinn wuchs um 6,7 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro. An der Börse wurden die Zahlen euphorisch aufgenommen.
Die Hermes-Aktie stieg wieder auf ein neues Rekordhoch. Im Einjahresvergleich hat sie zuletzt rund 17 Prozent zugelegt. Auf Zehnjahressicht hat sich der Hermes-Kurs sogar in etwa verzehnfacht. An der Börse war das Unternehmen zuletzt 284 Milliarden Euro wert und liegt damit im Branchenvergleich auf Platz zwei hinter LVMH. Auch die Schweizer Großbank UBS ist wieder optimistisch für den Luxussektor und empfiehlt Hermes und Richemont.
Auch der Schweizer Uhrenhersteller Richemont (IWC, Jaeger-LeCoultre, Piaget) konnte zuletzt mit seinen Zahlen überzeugen. So wuchs der Umsatz im wichtigen Weihnachtsquartal überraschend stark um zehn Prozent auf den Rekordwert von 6,2 Milliarden Euro. Der wichtigste Wachstumsreiber für die Schweizer war Amerika, aber auch in Europa und Japan legte Richemont zu. Im Großraum China schrumpfte der Umsatz hingegen um 18 Prozent.
LVMH und Kering mit Potential
Gemischt sind die Zahlen des französischen Branchenriesen LVMH (Louis Vuitton, Moët Hennessy, Kenzo, TAG Heuer, Ebel) ausgefallen. Der Konzern hat im abgelaufenen Jahr zwar überraschend ein kleines Umsatzplus von einem Prozent auf 84,7 Milliarden Euro eingefahren, der operative Gewinn sank allerdings stärker als erwartet um 14 Prozent auf 19,6 Milliarden. Euro. Unterm Strich fiel der Nettogewinn um 17 Prozent auf 12,6 Mrd. Euro. LVMH ist gemessen an der Marktkapitalisierung von 350 Milliarden Euro das wertvollste Unternehmen unter den europäischen Luxusgüterkonzernen.
Der Umsatz des Luxusgüterkonzerns Kering (Gucci, Brioni) sank 2024 um zwölf Prozent auf 17,2 Milliarden Euro. Die Erlöse brachen um 23 Prozent ein.
Vor allem bei LVMH sehen Analysten wieder Potenzial zum Aufholen. Zum einen ist der Konzern die unangefochtene Nummer eins in der Luxusbranche. Zum anderen hat LVMH-Boss Bernard Arnault Anfang März ein Aktienrückkaufprogramm in der Höhe von einer Milliarde Euro gestartet. Der aktuell fünftreichste Mann der Welt kauft die eigenen Aktien billig ein. Mit dem Ausblick auf eine Kurssteigerung.