Sophie von Kessel
©imagoDie Burgschauspielerin Sophie von Kessel erklärt im Interview für die trend.-Serie "Sprechen Sie Wirtschaft?", warum sie zwar künstlerisch gerne etwas wagt, in finanziellen Angelegenheiten aber lieber ganz pragmatisch und konservativ agiert.
Sie gehen für Ihre Projekte künstlerisch bis ans Äußerste. Ab 7.10. spielen Sie etwa in Nino Haratischwilis neuem Stück „Phädra, in Flammen“ die Titelrolle. Sind Sie wirtschaftlich gesehen ein vorsichtigerer Mensch? Haben Sie Ihren Kontostand immer parat? Wissen Sie am Monatsende, wohin Ihr Geld geflossen
So gerne ich künstlerisch etwas wage und ausprobiere, so kontrolliert und in gewisser Weise konservativ gehe ich mit Geld um. Ich muss immer genau wissen, wie mein Kontostand ist, ich muss wissen, was ich zu tun habe und was noch zu tun ist. Diese Form der Kontrolle gibt mir dann die Ruhe und Sicherheit, mich voll und ganz auf eine Probe oder einen Auftritt konzentrieren zu können.
Was ärgert Sie am aktuellen Wirtschaftssystem?
Ärgern ist vielleicht das falsche Wort. Aber ich bin schon sehr besorgt darüber, dass die Schere zwischen arm und reich immer größer zu werden scheint. Hier entsteht ein Ungleichgewicht in der Gesellschaft, das vielfältige politische Probleme nach sich ziehen kann.
Laut einer Umfrage besitzen 25 Prozent der Österreicher Aktien und Anleihen. Was machen Sie mit Ihrem Geld?
Auch da bin ich eher konservativ. Mit den Kursschwankungen an der Börse kann ich nicht gut umgehen. Ich möchte jederzeit flexibel sein und mich nicht davon abhängig machen müssen, ob der Kurs gerade günstig oder ungünstig ist, um zu kaufen oder zu verkaufen. Deshalb bevorzuge ich persönlich Immobilien und festverzinsliche Anlageformen, auch wenn letztere sicher nicht die lukrativste Art sind, sein Geld zu verwalten. Aber ein ruhiger Schlaf ist mir dann doch wichtiger!
Was hat Sie denn in Sachen Geld geprägt?
Sicherlich meine Eltern. Zum einen gehörten beide der Nachkriegsgeneration an, waren also im Umgang mit Geld eher konservativ geprägt, zum anderen war nie so viel Geld da, dass man sich wirklich Gedanken über Anlagen machen musste.
Und was wollen Sie hinterlassen bzw. vererben?
So viel mir möglich ist. Aber ich weiß, dass meine beiden Kinder so selbstständig und patent sind, dass sie sicher nicht darauf angewiesen sein werden.
Alles ist teurer geworden – was kaufen Sie nicht mehr?
Offen gesagt habe ich auch früher nie viel Geld für Luxusartikel, Autos oder teure Reisen ausgegeben. Für mich ist es wichtig, gute und biologische Produkte zu kaufen. Das konnte und kann ich mir hoffentlich immer leisten.
Alles ist teurer geworden – was kaufen Sie nicht mehr?
Offen gesagt habe ich auch früher nie viel Geld für Luxusartikel, Autos oder teure Reisen ausgegeben. Für mich ist es wichtig, gute und biologische Produkte zu kaufen. Das konnte und kann ich mir hoffentlich immer leisten.
Und wofür geben Sie sonst leichten Herzens viel Geld aus?
Für mich selbst eher weniger, aber sehr gern für meine Kinder.
Was würden Sie auch für viel Geld als Künstlerin nicht machen?
Ich glaube, sagen zu können, dass ich nie ein Projekt „des Geldes wegen“ gemacht habe. Natürlich ist manches nicht so gelaufen, wie man es sich erhofft hat. Aber das kommt vor und war vorher nicht absehbar. Bisher konnte ich es mir glücklicherweise leisten, immer nur die Dinge zu machen, an die ich geglaubt habe. Und ich hoffe, dass das auch so bleibt.
Was halten Sie für Ihren persönlichen Reichtum?
Menschen zu haben, die man liebt. Je älter ich werde, desto wichtiger werden mir meine Familie, meine Beziehung und meine Freundschaften. Das empfinde ich wirklich als großen „Reichtum“!
Als Schauspielerin gehört auch der große Auftritt abseits der Bühne zum Job. Wie viel Geld geben Sie für Mode aus?
Als Schauspielerin wird man quasi den ganzen Tag an- und ausgezogen. Klamotten an und aus für Probe, Vorstellung, Drehtag. Noch dazu die Maske. Ehrlich gesagt genieße ich es, mich privat nicht schick oder teuer anziehen zu müssen, sondern eher pragmatisch. Früher wurden mir Kleidungsstücke für Veranstaltungen gesponsert, und man hat sie danach wieder zurückgegeben. Das finde ich ein perfektes System! Man hat doch ohnehin viel zu viel Kleidung! Ich versuche, mich diesbezüglich eher zu reduzieren.
Was war das Verrückteste, das Sie sich je geleistet haben?
Ich bin nicht der Typ, der sich mit Geld verrückte Sachen leistet. Aber verrückte Sachen habe ich in meinem Leben schon genug gemacht.
Was bedeutet Luxus für Sie?
Freiheit ist für mich der größte Luxus, den ich nicht missen möchte!
Macht Geld Männer sexy?
Geld ist das Letzte, was ich an einem Mann „sexy“ finde!
Und wofür würden Sie Ihren letzten Cent ausgeben?
Natürlich für meine Kinder. Das hat uns meine Mutter vorgelebt, und das gebe ich gerne weiter.
Zur Person:
Sophie von Kessel, 54, ist Tochter eines deutschen Diplomaten. Nach dem Max-Reinhardt- Seminar spielte sie u. a. an den Münchner Kammerspielen wie in TV und Film und war 2008 und 2009 die Buhlschaft bei den Salzburger Festspielen. Ab 2011 war die Mutter zweier Kinder im Ensemble des Residenztheaters München. 2020 wechselte sie mit Martin Kušej, mit dem sie bis 2021 auch liiert war, ans Burgtheater. Seit 7.10.2023 ist sie als Phädra in Nino Haratischwilis neuem Stück „Phädra, in Flammen“ im Akademietheater zu erleben. Regie führt Tina Lanik.
Interview aus der trend. PREMIUM Ausgabe vom 29.09.2023