Trend- und Zukunftsforscher Tristan Horx
©Klaus VyhnalekIn seinem neuen Buch beschäftigt sich Trend- und Zukunftsforscher Tristan Horx mit "Sinnmaximierung" und der Zukunft der Arbeit. Privat investiert er in nachhaltige Aktien. Im trend. Interview erklärt er, was noch auf seiner Wunschliste steht.
In Ihrem aktuellen Buch "Sinnmaximierung" beschäftigen Sie sich mit dem Umbruch in der Arbeitswelt zwischen Fachkräftemangel, Homeoffice, Wertewandel, aber auch Wertschätzung im Sinne gerechter Bezahlung. Wie gut sind Sie denn selbst im Umgang mit Geld?
Das Gute ist, und das liegt vielleicht an meinem Hippievater, ich hab's nicht so mit Status. Ich bin beruflich dermaßen viel unterwegs, dass ich gar keine Zeit habe, Geld auszugeben. Und an freien Wochenenden bin ich fürs Shoppen zu erschöpft.
E-Commerce wäre eine Lösung...
Für mich nicht, ich habe nicht einmal einen Amazon-Account. Aus reinem Selbstschutz. Ich bin ein Suchtmensch, da wäre mein Geld weg. Mit Blick auf die Inflation wahrscheinlich gar keine schlechte Lösung. Aber ich bin seit vier Jahren auf Bühnen als Speaker unterwegs und trage eigentlich immer dasselbe: schwarzer Anzug, schwarzes Hemd. Ich habe so gut wie keine Ausgaben.
Das klingt jetzt aber sehr nach Understatement. Gibt's keine Guilty Pleasures?
Ich liebe kleine Designhotels. Ich schlafe nicht mehr in Hotelzimmern mit Duschvorhängen, die noch nach Zigaretten riechen. Und ich mag zugegebenermaßen dicke, schnelle Elektroautos.
Platz eins auf Ihrer Wunschliste?
Eine Wohnung. Aber bei diesen Preisen am Wohnungsmarkt bin ich nicht gewillt, mitzumachen. Da wartet der Zukunftsforscher, bis die zynische Blase platzt.
Investieren Sie auch in Bitcoins?
Ich habe viele Freunde, die tief in der Kryptoinvestment-Szene verhaftet sind, ich investiere in Aktien, moralisch sowie pragmatisch bedingt in Nachhaltigkeit.
"Sinnvestieren" nennen Sie das in Ihrem Buch, wenn man nicht nur Rendite erzielen, sondern auch etwas Positives für Umwelt und Gesellschaft bewirken will.
Ich würde die Hoffnung auf große Rendite ablegen. Es geht doch mittlerweile vor allem darum, dass das Geld nicht weniger wird, weil die Banken in dieser Rolle versagt haben. Wenn dann auch noch Gutes damit passiert Man wäre ein Vollidiot, wenn man jetzt nicht in erneuerbare Energie anlegt.
Spart die Generation Z überhaupt noch?
Wenn man sich die ökonomische Realität der jüngeren Generation anschaut, ist Sparen kaum noch möglich. Da braucht man schon ein gewisses Einkommen. Geld ist genug da, aber die jüngeren haben es halt nicht. Wenn Sie zwei Drittel Ihres Einkommens für Fixkosten ausgeben, bleibt nur ein bisschen Spielgeld.
Ist finanzielle Absicherung für den Zukunftsforscher ein Thema?
Viele Junge träumen ja davon, sich möglichst früh auf den erarbeiteten Goldbergen auszuruhen. So denke ich überhaupt nicht. Ich arbeite in einem geistigen Beruf und kann arbeiten, bis das Hirn nicht mehr mitmacht. Aber Pensionsmodelle? Vergessen Sie's! Bei den jungen Leuten denkt auch keiner mehr daran, 40 Jahre - noch dazu die besten seines Lebens - herzuschenken. Ein neuer Ansatz wäre, das umzudrehen und bis 40 Vorschusspension zu bekommen und dann bis zum Tod zu arbeiten. Dann hat man die besten Jahre in der Pension verbracht.
Kann man noch mit ehrlicher Arbeit reich werden?
In den jüngeren Generationen kann man nur erben, wenn man wirklich Geld machen will. Oder man versucht sein Glück in der Start-up-Welt. Das ist nicht Faulheit, sondern Demografie. Der Generationenvertrag muss längst überarbeitet werden.
Was haben Sie denn zu Hause im Umgang mit Geld mitbekommen?
Meine Mutter wie mein Vater stammen aus nicht wohlhabenden Verhältnissen und haben sich hochgearbeitet. Daher bin ich als Kind mit Sachen aufgewachsen, die gerade wieder als Wohlstandverlust diskutiert werden: Bei uns war nie über 18 Grad geheizt, und Kartoffel mit Butter haben als volle Mahlzeit gezählt. Weswegen ich bis heute Kartoffel hasse.
Was war das Verrückteste, das Sie sich geleistet haben?
Nach dem letzten Lockdown habe ich mit einem Freund kurzfristig und spontan und daher sauteuer Flüge nach Miami gebucht und wir sind dann dort nur zwei Wochen KFC-essend vorm Fernseher gelegen.
Und wie viel investieren Sie in wertiges Essen?
Ich bin kein Foodie. Wenn man viel unterwegs ist, gewöhnt man sich an Fast Food, Take-away-Salate oder Döner.
Was bedeutet Luxus für Sie?
Zeit für mich zu haben, nicht reisen zu müssen.
Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?
Wenn die Welt untergeht? Ich würde eine brutal teure Hütte irgendwo im Wald mieten, weit weg von der Zivilisation mit den mir liebsten Menschen, und schauen, wie die Raketen runterkommen.
Zur Person
Tristan Horx , geb. 1993, ist Trend- und Zukunftsforscher und Keynote-Speaker beim Zukunftsinstitut, das sein Vater Matthias Horx gegründet hat.
Buchtipp: Tristan Horx - Sinnmaximierung
Das Interview ist der trend. PREMIUM Ausgabe vom 28. Oktober 2022 entnommen.