
Die Börsen sind auf Talfahrt. Anleger:innen fragen sich, wann es zu einer Bodenbildung kommt. Flossbach von Storch, der größte private Vermögensverwalter Deutschlands, gibt eine Einschätzung.
Die Bosse der US-Großbanken haben von US-Präsident Donald Trump massiv eine Umkehr seiner Zoll-Politik gefordert. Ohne Erfolg. Die Börsen befinden sich weltweit weiter auf Talfahrt. Für Anleger stellt sich die Frage, ab wann es zu einer Bodenbildung kommen kann und wann die Talfahrt ein Ende hat. Flossbach von Storch, der größte private Vermögensverwalter Deutschlands, hat versucht, darauf Antworten zu finden. Bert Flossbach, Mitgründer von Flossbach von Storch: „Die Frage bewegt die Finanzwelt weltweit. Ab wann ist Trump gezwungen, aufgrund der Reaktionen an den Finanzmärkten seine Zollmaßnahmen zurückzuziehen, eventuell sogar eine 180-Grad-Wende zu machen?“
Bodenbildung
Die Vermögensverwalter haben versucht, jene Bewertung der Aktien im S&P 500 auszuloten, die Trump zum Umdenken bringen könnte. Ihr Ergebnis: Der Punkt liegt definitiv tiefer, als Investoren zuletzt erwartet haben. Bert Flossbach: „Bisher hat man gehofft, bei zehn, 15 Prozent Minus bekommt Trump kalte Füße und rudert zurück. Doch zuletzt wurde von der Regierung Trump klar signalisiert, man soll sich darauf keine Hoffnung machen.“ Der S&P 500 ist seit seinem Höchststand im Jänner um 20 Prozent eingebrochen. Und die Vermögensverwalter rechnen damit, dass er noch einmal um zehn Prozentpunkte absacken könnte. Das wäre ein Minus von 30 Prozent. Flossbach: „Ein durchschnittliches KGV von 16 könnte eine Bewertungsschwelle sein, bei der ein Tiefpunkt erreicht sein könnte. Aber selbst das ist nicht sicher.“ Bei dieser Bewertung würde der S&P 500 bei 4.320 Punkten stehen. Aktuell liegt der Index bei 4.960 Punkten. Kommt es zu diesem weiteren Absturz, wären die Kursgewinne von vier Jahren ausradiert.
Rezession
Aber noch eine weitere Bedrohung steht für Flossbach von Storch im Raum. Sollte Trump alle von ihm bislang angekündigten Tarifanhebungen umsetzen, läge der durchschnittliche Zollsatz auf alle in die USA eingeführten Waren und Dienstleistungen knapp über 30 Prozent. Der höchste Wert in der jüngeren Geschichte der USA. Bert Flossbach: „Im Jahr 1930 wurden durch den Smoot-Hawley-Act die Zölle auf 20 Prozent angehoben. Das war der Auslöser für die Depression, der Beginn der großen Weltwirtschaftskrise. Kommt es tatsächlich zu Trumps Zollmaßnahmen, wäre eine weltweite Rezession zu erwarten.“