Sechs Versicherungsverträge hat in Deutschland jeder Bürger im Durchschnitt. In Österreich ist die Zahl ähnlich hoch. Insgesamt kosten diese Verträge durchschnittlich 2.000 Euro pro Jahr. Bei einem solchen Betrag sollte man meinen, dass die meisten Verbraucher gut, sinnvoll und ausreichend versichert sind. „Das ist leider ein Irrtum“, so Bianca Boss vom Bund der Versicherten (BdV): „Nach unserer Erfahrung haben 90 Prozent aller Haushalte entweder überflüssige Verträge, zu teure Versicherungen oder es fehlt wichtiger Versicherungsschutz.“
Glasbruchversicherungen zählt der BdV zu den verzichtbaren Versicherungen - weil die Reparatur einer kaputten Scheibe niemanden in den Ruin stürzen dürfte. Auch von einer Insassenunfallversicherung rät die Verbraucherorganisation ab, da Unfallfolgen durch die Kfz-Versicherung abgedeckt sind. Eine solche Versicherung zahlt sich höchstens bei einem Wintergarten oder sehr teurer Spezialverglasung aus.
Die unnötigsten Versicherungen:
Je weniger man diese Versicherung braucht, desto weiter vorne der Platz im Ranking, sind diese angeführt.
Glasbruchversicherung - Platz 9
Die finanzielle Belastung für die Reparatur einer kaputten Scheibe dürfte niemanden in den Ruin stürzen. Deshalb braucht wohl kaum jemand eine Glasbruchversicherung. Deren Beiträge wären im Verhältnis zu möglichen Schadenshöhen einfach zu teuer. Lohnen kann sie sich allenfalls, wenn Sie einen Wintergarten oder eine sehr teure Spezialverglasung an Ihrem Haus haben.
Brillenversicherung – Platz 8
Kaum einem Brillenträger wurde sie nicht angeboten: Die Brillenversicherung. Dabei glauben viele, dass die Brille bei Verlust, Bruch oder Beschädigung vollständig ersetzt würde.Von wegen: Ein neues Brillengestell gibt es allenfalls, wenn Ihre Brille gebrochen oder beschädigt oder mindestens zwei Jahre alt ist. Einfache Gläser bekommen Sie lediglich bei Beschädigung oder einer deutlichen Sehstärkenveränderung (mindestens 0,5 Dioptrien). Und: Wollen Sie eine besondere Fassung oder höherwertige Gläser, kommen Sie um eine kräftige Zuzahlung nicht herum. Auch wenn man die Brille schon nach kurzer Zeit verliert und beispielsweise mehr als die Hälfte der neuen Brille ersetzt bekommt, ist das auch nicht schlecht.
Krankenhaustagegeldversicherung - Platz 7
Wer ins Krankenhaus muss, kriegt für jeden Tag den er darin verbringt, ein fixes Taggeld, wenn er davor in eine Krankenhaustagegeldversicherung eingezahlt hat. Auch vollstationäre Heilbehandlung etwa nach eines Unfalls werden abgegolten. Ob eine finanzielle Rücklage für diese Fälle tatsächlich nötig ist, bezweifeln die Versicherungsprofis des BdVs. Man könnte mit dem Geld Fahrtkosten für Familienmitglieder oder eigene Zusatzwünsche im Krankenhaus abdecken. Aber ob das wirklich notwendig ist, sich dafür abzusichern, sei fraglich. Der Verein rät, für solche Fälle lieber etwas aufs Sparbuch zu legen.
Reisegepäckversicherung – Platz 6
„Haben Sie Ihren Koffer im Flughafen oder im Bahnhof immer in der Hand oder zwischen die Beine geklemmt? Das müssten Sie, wenn Sie Leistungen aus der Reisegepäckversicherung haben wollen“, so die etwas spöttisch der deutsche Bund der Versicherten. Denn die Reisegepäckversicherer zahlen oft nur anteilig oder gar nicht, weil sie Ihnen grob fahrlässiges Verhalten im Umgang mit Ihrem Gepäck vorwerfen, so der BdV weiter. Zudem sind Wertsachen wie Schmuck, aber auch wertvolle Sachen beispielsweise Film- und Fotoapparate nur unzureichend mitversichert. Hinzu kommt, dass unter bestimmten Voraussetzungen das Gepäck ohnehin in der Hausratversicherung versichert ist.
Handyversicherung – Platz 5
Handyversicherungen zahlen sich nach Einschätzung des BdV ebenfalls nicht aus. Nur in den wenigsten Fällen ist der Abschluss eines solchen Vertrages sinnvoll. In den Verträgen sind die Bedingungen und Gründe für einen Ausschluss häufig nicht eindeutig formuliert und bieten so einen Interpretationsspielraum. In der Regel sind die Tarife zu teuer und beinhalten häufig eine ganze Reihe von Ausschlüssen wie Diebstahl oder Schäden durch Witterungseinflüsse. „Lassen Sie sich vom Verkäufer nicht zum Abschluss einer Versicherung überreden“, warnt Martin Oetzmann vom Bund der Versicherten. Denn entschädigt wird nur der Zeitwert des Handys, und obendrein müssen Versicherte eine Selbstbeteiligung zahlen. Zudem sei eine Entschädigung bei Diebstahl oder Witterungsschäden oft ausgeschlossen. Unter bestimmten Bedingungen sind Handys, Tablets und Notebooks ohnehin in der Hausratversicherung mitversichert. Informieren Sie sich bei Ihrem Versicherer, welche Risiken und Schäden im Vertrag abgedeckt sind.
Versicherung gegen „häusliche Notfälle“ – Platz 4
Sie haben sich ausgesperrt? Ihre Heizung ist ausgefallen? In solchen und anderen Fällen werden Sie vermutlich einen Notdienst rufen. Zwar kostet das mehr als der Handwerker üblicherweise, aber in finanzielle Not geraten Sie damit sicherlich nicht. Deshalb wird sich eine Versicherung gegen „häusliche Notfälle“ kaum für Sie auszahlen. Denn die träte auch nur begrenzt ein. Mieter müssen ohnehin nicht für Schäden an Mietsachen aufkommen, die sie nicht selbst verursacht haben.
Unfallversicherung mit Prämienrückgewähr - Platz 3
Diese Police ist eine „Milchmädchen-Rechnung“: Denn sie zahlt sich keineswegs aus: Den Betrag, den Sie nachher zurückbekommen, haben Sie vorher zusätzlich einbezahlt. Obendrein wird die Erstattungssumme nur mäßig verzinst. Wenn Sie genau hinschauen, sind auch die Versicherungsleistungen meistens nicht ausreichend.
Insassenunfallversicherung – Platz 2
Verursachen Sie einen Unfall und werden Ihre Fahrgäste verletzt, tritt Ihre eigene Kfz-Haftpflicht ein. Trägt ein anderer Verkehrsteilnehmer die Schuld, zahlt dessen Versicherung. Auf eine zusätzliche Insassenunfallversicherung können Sie also verzichten.
Sterbegeldversicherung – Platz 1
Die Sterbegeldversicherung ist eine Kapitallebensversicherung, die ganz schön ins Geld gehen kann. Wer sie abschließt, zahlt bei langer Laufzeit am Ende häufig mehr ein als die Hinterbliebenen herausbekommen. Wenn Sie Ihre Angehörigen entlasten wollen, ist eine rechtzeitige Geldanlage die bessere Alternative.
Der Hauptgrund für die Kritik des BdV an diesen Policen ist, dass das Prämiengeld besser für andere, wesentlich wichtigere Versicherungen wie eine Rentenpolice, eine Haushalts- eine Haushaltsversicherung, eine Rechtsschutzversicherung, Pflegeversicherung oder eine Berufsunfähigkeitsversicherung eingesetzt werden sollten. Gerade in diesem Bereich herrscht eine Unterversicherung, wie laut dem Bund der Versicherten mehrere Umfragen wiederholt zeigen. Daher sollten sich Vermittler nach Meinung von Experten auf diese Produkte konzentrieren, und keine unsinnigen Policen vertreiben.