Warren Buffett, legendärer Investor, Berkshire Hathaway Chef und einer der reichsten Menschen der Welt.
©2015 Getty ImagesAltmeister WARREN BUFFETT deckt sich mit Staatsanleihen ein und kauft Aktien von US-Häuserbauunternehmen und Ölkonzernen.
Marktglaube
Warren Buffett ist für seinen unerschütterlichen Glauben an die Märkte und die USA bekannt. Die Nachricht, dass die Ratingagentur Fitch die USA wegen einer drohenden Rezession aufgrund des nun länger erhöhten Zinsniveaus von AAA auf AA+ herabgestuft hat, kommentierte er mit "lächerlich". Und seine Zuversicht, dass die US-Wirtschaft die Rezession abschütteln und der Dollar stark bleiben wird, zeigte er mit einem besonderen Akt: Er kaufte US-Staatsanleihen im Wert von zehn Milliarden US-Dollar. Bei einer Laufzeit von sechs Monaten bringt das immerhin eine Rendite von 5,76 Prozent und eine solide Absicherung des Berkshire-Hathaway-Portfolios. Buffett gab auch bekannt, dass er weiter US-Staatsanleihen in Tranchen von zehn Milliarden US-Dollar kaufen werde. Mit dem Nachsatz, dass er schon der Meinung sei, "dass die Fed im Augenblick nicht alles richtig mache".
Der Altmeister nutzt also auch die hohen Anleiherenditen, um Kurseinbrüche bei seinem Aktienportfolio abzufedern. Denn auch die Berkshire-Hathaway-Aktie ist durch die jüngsten Turbulenzen um fast zehn Prozent eingebrochen. Buffett hat zum Gegensteuern aber nicht nur T-Bills gekauft, sondern auch Aktien im Wert von acht Milliarden US-Dollar verkauft. Hauptsächlich jene des Druckerherstellers HP, weil er offensichtlich weitere Verluste befürchtet. Das Papier ist zuletzt um fast 20 Prozent eingebrochen. An Apple, die ebenfalls um rund 15 Prozent nachgeben musste, hält er jedoch eisern fest. Der iPhone-Hersteller macht immer noch fast die Hälfte seines Portfolios aus und ist für ihn "die beste Aktie der Welt".
Zwischen Vorsicht und Mut
Und Buffett befolgt auch seine eigenen Ratschläge. Nämlich sich zurückzuhalten, wenn die Kurse steigen, aber einzusteigen, wenn sie fallen. Um zumindest eine Milliarde US-Dollar stockte er sein Portfolio mit drei neuen Werten auf. Das interessante dabei: Zwei davon sind aus dem Real-Estate-Bereich, also jenem Sektor, dem in den USA sogar eine Crash-Gefahr droht.
Die eine Aktie ist Lennar, ein Bauunternehmen für die typischen amerikanischen Einfamilienhäuser, das in fast allen Bundesstaaten aktiv ist. Die Aktie stieg heuer bereits massiv an, musste wie alle Titel dann einen Rückschlag hinnehmen, ist aber auf zwölf Monate immer noch mit 36 Prozent im Plus. Und mit D. R. Horton ist Buffett nun auch beim größten Hausbauunternehmen der Vereinigten Staaten eingestiegen. Die Aktie zeigt fast das gleiche Bild wie jene von Lennar. Nach einem steilen Anstieg folgte ein Einbruch, das Jahresplus liegt aber immer noch bei 45 Prozent. Und das bei einem KGV von 7,5.
Natürlich haben Buffett hier die niedrigen KGVs gereizt, aber er hat sich gezielt auf Wohnimmobilien konzentriert. Und er lässt sich auch nicht von den kurzzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen beeinflussen. Der Starinvestor ist seit jeher für seinen langfristigen Investment-Ansatz bekannt. In den USA herrscht, ähnlich wie in Österreich und Deutschland, ein starker Mangel an Wohnraum. Laut einer Analyse des in den USA führenden Online-Immobilienmarktplatzes Zillow gibt es in den Vereinigten Staaten ein Defizit von 4,3 Millionen Häusern. Das dürfte den Hausbauern entsprechend langfristig Aufträge verschaffen und den Aktien Potenzial geben.
Zukunftspotenzial
Ganz gewaltiges Zukunftspotenzial wird dem dritten Titel von Buffetts Neuerwerbungen zugesprochen. Die brasilianische NuBank zählt bereits 36 Prozent der Brasilianer zu ihren Kunden und expandiert weiter nach Mexiko und Kolumbien. Der Titel der Onlinebank ist wohl ein Spezialfall, der sich kaum zum Nachahmen eignet, dafür aber zwei Aktien, bei denen Buffett seine Beteiligung gerade signifikant erhöht hat. Die eine ist Occidential Petroleum, der Lieblingstitel des Starinvestors im Bereich fossiler Energie. Oxy, so der Kurzname, profitiert zwar einerseits von den gestiegenen Ölpreisen - von dem derzeitigen Konjunkturrückgang wird aber auch der Energieversorger nicht verschont bleiben.
Anders ist das bei Markel, einem international tätigen Versicherungsunternehmen aus Richmont, USA. Markel wird oft als daskleinere, aber weniger bekannte Berkshire Hathaway bezeichnet, manchmal auch als das bessere. Denn das Unternehmen besitzt genauso wie Berkshire Hathaway eine gut diversifizierte Beteiligungsholding.
Versicherungen in den USA unterliegen weniger restriktiven Vorschriften, wie sie die Prämieneinnahmen veranlagen müssen. Und können so höhere Gewinne erzielen. Deshalb sind die Aktien von US-Versicherungsgesellschaften auch an den Börsen höchst erfolgreich. Markel schaffte mit einem Jahresplus von 27 Prozent sogar ein leicht besseres Ergebnis als Berkshire Hathaway mit 23 Prozent.
Zur Person
WARREN BUFFETT. Der mittlerweile 93-jährige Altmeister der Wall Street kauft US-Staatsanleihen zur Absicherung seines Portfolios. Buffett kauft in der Krise aber auch günstige Aktien mit langfristigem Potenzial für seine Investmentholding Berkshire Hathaway zu.
Der Artikel ist in der trend. PREMIUM Ausgabe vom 13.10. 2023 erschienen.