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„Wir sind für Aktionäre ein stabiler Partner“

In Kooperation mit Vienna Insurance Group
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Hartwig Löger. Der CEO der Vienna Insurance Group hat eine klare Dividendenstrategie festgelegt. Die Ausschüttungen je Aktie sollen kontinuierlich steigen.

©VIG/Ian Ehm
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Am 17. Oktober 1994 ging die VIENNA INSURANCE GROUP erstmals an die Wiener Börse. Wie Hartwig Löger, CEO der mittlerweile größten Versicherungsgruppe in Zentral- und Osteuropa, die 30-jährige Präsenz am Kapitalmarkt beurteilt.

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Trend: Seit der Erstnotiz an der Wiener Börse sind drei Jahrzehnte vergangen. Wie stark hat die Börsenpräsenz die Entwicklung der VIG beeinflusst?

Löger: Unsere Präsenz hat wesentlich zur Positionierung der Gruppe in CEE beigetragen. Anfang der 1990er-Jahre wurde die Expansionsphase gestartet, wozu wir uns die Unterstützung des Kapitalmarkts geholt haben. Mit den Kapitalerhöhungen in den Jahren 2005 und 2008 konnten wir maßgeblich unsere Expansion in die CEE-Region forcieren. Zum Beispiel haben wir mit dem Erlös der Kapitalerhöhung 2008 von rund 1,14 Milliarden Euro den Erwerb der Versicherungsaktivitäten der Erste Group in CEE finanziert und eine wechselseitige Vertriebspartnerschaft abgeschlossen. Die Kooperation mit der Erste Group besteht bis heute und ist bis ins Jahr 2033 vertraglich gesichert. Mit diesem Kaufabschluss erreichten wir bereits 2008 die Marktführerschaft in CEE. Eine Position, die wir seither innehaben und stetig ausbauen.

Aktionäre wollen sich am Erfolg so eines Unternehmens beteiligt sehen. Wie lautet Ihre Botschaft an diese Zielgruppe?

Wir haben den Anspruch, unseren Aktionär:innen ein stabiler und verlässlicher Partner zu sein. Wir konnten seit unserer Erstnotiz 1994 in jedem Jahr und ohne eine einzige Unterbrechung Dividenden ausschütten, auch in he­rausfordernden Zeiten und selbst im Jahr der Pandemie. In Summe belaufen sich die Dividendenzahlungen bisher auf rund 2,8 Milliarden Euro. Damit sehe ich unseren Anspruch deutlich ­bestätigt.

Die VIG hat im Vorjahr ihre Dividendenpolitik neu festgelegt. Auch ein Zeichen für Stabilität und Verlässlichkeit?

Ja, ganz bewusst, um die Resilienz ­unseres Geschäftsmodells auch bei der Dividende zum Ausdruck zu bringen. Seit dem Jahr 2023 gilt die jeweilige Vorjahresdividende als Minimum für die Ausschüttung des Folgejahres. Das heißt die Dividende je Aktie kann nicht geringer werden und soll abhängig von der operativen Ergebnissituation kon­tinuierlich steigen.

Die VIG verfügt über ein sehr gutes Rating von Standard & Poor’s. Wie hat sich das Rating entwickelt?

Wir haben uns zur Vorbereitung auf die erste Kapitalerhöhung 2004 erstmals freiwillig einem aktiven Rating durch Standard & Poor’s unterzogen. Wir verpflichten uns seitdem auch zur Einhaltung des Österreichischen Corporate Governance Kodex. Als Erstrating haben wir A mit stabilem Ausblick erhalten, dieses wurde bereits ein Jahr später auf A+ mit sta­bilem Ausblick angehoben und ist bis heute aktuell. Wir gehören damit zu den Unternehmen mit dem besten Rating im ATX. Das ist nicht nur ein sehr wichtiges Kriterium für Investor:innen, wir positionieren uns damit als Top­adresse für Debt-Investments.

Wie wichtig sind Ratings und generell Transparenz- und Qualitätskriterien für den Investorenmarkt?

Ratings sind für Investor:innen in den verschiedensten Bereichen eine überaus relevante Zusatzinformation. Nicht nur, aber insbesondere bei der Begebung von Anleihen, ist ein starkes Rating wie von Standard & Poor’s essenziell, weil es hilft, die Kapitalkosten gering zu halten. Analyst:innen erstellen ihre Bewertungen für Investor:innen und bilden bei den Beurteilungskriterien ziemlich genau die Markterwartung ab.

Inwieweit hat die Bedeutung von Nachhaltigkeitsbewertungen in diesem Zusammenhang zugenommen?

Für ein börsennotiertes Unternehmen ist es heutzutage unerlässlich, sich intensiv dem Thema Nachhaltigkeit zu widmen. Nachhaltigkeitskriterien sind nicht nur aus regulatorischer Sicht und für Ratings enorm wichtig. Unsere Zielgruppen, egal, ob jene des Kapitalmarkts, Kund:innen oder Geschäftsparter:innen, sie alle achten zunehmend, ob ein Unternehmen sich diesem Thema nachweislich widmet. Das tun wir unter anderem als Mitglied des United Nations Global Compact. Wir bekennen uns zu deren zehn universellen Prinzipien in den Bereichen Umweltschutz, Arbeitsnormen, Menschenrechte und Korruptionsbekämpfung und setzen hier auch aktiv Maßnahmen. Wir haben in unseren Deklarationen zu „Verantwortungsvolles Investieren und Versichern“ klare Annahme- und Ausschlusskriterien definiert, wir lassen uns von unterschiedlichen ESG-Ratinganbietern bewerten und sind im österreichischen Nachhaltigkeitsindex Vönix gelistet, um hier nur ein paar Beispiele unseres Nachhaltigkeitsengagements zu nennen.

Die VIG-Aktie ist seit 2005 im Prime Market und seitdem auch kontinuierlich im ATX der Wiener Börse gelistet. Wie beurteilen Sie die aktuelle Kurs­entwicklung der Aktie?

Wir konnten für das erste Halbjahr 2024 mit einem Plus von 15,1 Prozent und einem Kurs von 30,50 Euro eine sehr positive Bilanz ziehen und liegen aktuell nur leicht da­runter. Die Stimmung am nationalen Börsenparkett blieb im heurigen Jahr eher verhalten, die Researchberichte weisen uns aber ein klares Kurssteigerungspotenzial aus. Gesamt betrachtet war das bisherige Aktienjahr nach der Börsenrallye des Vorjahrs erneut ein positives. Abzuwarten bleibt nun, wie die anhaltend geopolitischen Konflikte, noch zu erwartende globale geldpolitische Entscheidungen, der Ausgang der verbleibenden Wahlen im Superwahljahr und das konjunkturelle Umfeld die weitere Kursentwicklung beeinflussen.

Die VIG hat einen Haupteigentümer, der rund 72 Prozent Aktienanteil besitzt. Ist der geringe Streubesitz ein Hemmschuh für Investor:innen bei der VIG einzusteigen?

Der Streubesitz lag zum Zeitpunkt der Erstnotiz bei elf und beträgt mittlerweile rund 28 Prozent. Hinter der VIG steht mit dem Wiener Städtischen Versicherungsverein ein starker Hauptaktionär, der auf eine 200-jährige Geschichte zurückblickt. Unser Haupteigentümer hat eine klar auf Stabilität und Langfristigkeit orientierte Investitionsstrategie und unterstützt auch die verfolgte Langzeitstrategie der Gruppe in ihren Märkten. Das gibt auch den Aktionär:innen hohe ­Sicherheit für ihr Investment.

Was sind aus Ihrer Sicht die wesentlichsten Kriterien, die für ein Investment in die VIG sprechen?

Mit unserem Fokus auf die CEE-Region operieren wir in einem eindeutigen Wachstumsmarkt mit enormen Potenzialen, wovon langfristig auch unsere Aktionär:innen profitieren. Die VIG ist stark kapitalisiert und weist eine sehr hohe finan­zielle Stabilität auf, die uns auch im aktuellen Ratingbericht von Standard & Poor’s bestätigt wird. Als Stärke sehe ich ebenso unsere disziplinierte Risikostrategie und konservative Rückversicherungsstrategie, welche zum Beispiel die Naturkatastrophenschäden der Gruppe aus diversen Unwetterereignissen begrenzt. Wir verfügen über eine sehr breite Diversifikation an Versicherungsprodukten, an Märkten und Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen. Diese hohe Diversität stärkt unsere Resilienz und ermöglicht es uns, eventuelle Schwankungen in einzelnen Märkten leichter auszugleichen. Mit unserem Strategie- und Nachhaltigkeitsprogramm VIG 25 widmen wir uns jenen Themen, die uns zukunftsfit und wettbewerbsorientiert halten.

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