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All-in-Vertrag: Immer mehr Arbeit in Freizeit und Urlaub

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All-in-Vertrag: Immer mehr Arbeit in Freizeit und Urlaub
Laptop und Smartphone gepaart mit einem All-in-Vertrag führen zu mehr Überstunden in Freizeit und Urlaub.©istock
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Allzeit bereit: Emails checken nach Büroschluss und Anrufe am Wochenende vom Chef oder von Kunden sind für viele Österreicher Normalität. Die ständige Verfügbarkeit durch Diensthandys, Laptops und All-in-Verträge finden vor allem Jüngere problematisch.

Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit waren wohl noch nie so fließend wie heutzutage: Mehr als jeder dritte Beschäftigte in Österreich arbeitet bereits in der Freizeit, fast jeder Fünfte im Urlaub. 17 Prozent können sogar im Krankenstand nicht abschalten, ergab eine Befragung im Auftrag der Arbeiterkammer Oberösterreich (AK OÖ).

Vor allem Wiener nehmen Arbeit mit nach Hause

Schlecht abschalten im doppelten Sinn können insbesondere Lehrer, Trainer oder andere Beschäftigte im Unterrichtswesen, Banker und Versicherungsangestellte sowie Personen in der Baubranche. Als Gründe, die Arbeit mit nach Hause zu nehmen, wurden in erster Linie "Ich mache es gerne" sowie "Das Erfüllen des Arbeitspensums in der Arbeitszeit war nicht möglich" genannt. Beschäftigte in Wien nehmen ihre Arbeit deutlich häufiger mit heim als jene in der Steiermark, Kärnten oder im Burgenland. Selbst im Krankenstand können 14 Prozent
nicht loslassen. Auch das trifft in stärkerem Ausmaß auf Männer, ältere Beschäftigte und höher Gebildete zu: Fast 30 Prozent der Menschen mit Matura arbeiten im Krankenstand.

Neben der steigenden Smartphone-Nutzung verstärkten vor allem immer mehr All-in-Verträge diesen Trend, sagte AK-OÖ-Präsident Johann Kalliauer. Ende 2015 hatte fast jeder fünfte Befragte (24 Prozent) einen All-in-Vertrag. "Hochgerechnet sind das über 800.000 Menschen in Österreich", so Reinhard Raml vom Forschungsinstitut IFES. Bei der letzten Befragung im Jahr 2013 seien es erst 18 Prozent gewesen.

"Ettikettenschwindel" All-in-Vertrag

Kalliauer bezeichnete All-in-Verträge heute als "Etikettenschwindel", wo man bei genauerem nachrechnen oft bemerke, dass man eigentlich weniger verdiene als man sollte. Einen Schritt Richtung mehr Transparenz brachte eine Änderung im Arbeitsrecht. Seit 1. Jänner 2016 muss das Bruttogehalt für die Normalarbeitszeit im Arbeitsvertrag bzw. am Dienstzettel ausgewiesen werden.

Ursprünglich für Führungskräfte eingeführt, hätten inzwischen nämlich keineswegs nur Beschäftigte in höheren Positionen einen All-in-Vertrag. Unter einfachen Angestellten und Hilfsarbeitern habe bereits jeder Fünfte so einen Pauschalvertrag. Unter leitenden Angestellten sind es bis zu 45 Prozent. Insgesamt sind eher jüngere als ältere Beschäftigte, mehr Männer wie Frauen betroffen. Diese Arbeitnehmer müssen meist mehr Überstunden machen als vereinbart wurde – oftmals ohne finanzielle oder zeitliche Abgeltung. Ähnliches gilt für jene 16 Prozent, die eine Überstundenpauschale haben.

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All-in-Verträge und Überstundenpauschalen knapsen an der Freizeit. © AK OÖ

Die Wirtschaftskammer sieht das naturgemäß etwas anders und verwies in einer Aussendung auf in Summe 38 zur Verfügung stehende arbeitsfreie Tage im Jahr, womit Österreich EU-weit im Spitzenfeld liege. Hinzu komme, dass laut einer IMAS-Umfrage bereits 25 Prozent der bezahlten Arbeitszeit wegen Urlaubs- und Feiertagen, Krankenständen, Arztbesuchen, Behördengängen und Internetsurfen nicht produktiv gearbeitet werde. "Es ist richtig, dass heutzutage Arbeit und Freizeit immer mehr ineinanderfließen, wobei das aber in beide Richtungen stattfindet", meinte der Präsident der Wirtschaftskammer Oberösterreich, Rudolf Trauner. All-in-Verträge könnten jedenfalls nicht das große Problem sein. Sie ermöglichten Beschäftigten einen hohen Pauschallohn und würden auch dann gebühren, wenn keine oder weniger Überstunden geleistet werden, so der Kammer-Chef.

Prekäre Verhältnisse: Keine Aufstiegschancen für Junge

Ein schlechtes Bild lieferte der Arbeitsklima-Index, den die AK seit Jahren durchführt und der die Einschätzung der heimischen Arbeitnehmer bezüglich Arbeit, Betrieb, und Erwartungen untersucht. Im Fokus waren diesmal junge Beschäftigte bis 26 Jahre. Das Ergebnis: Die Zufriedenheit mit dem Job, Chef, der Arbeitszeitregelung, den Gestaltungsmöglichkeiten sowie den Mitbestimmungsmöglichkeiten ist im Vergleich zu 2014 stark zurückgegangen. Einer der Gründe ist die demografische Entwicklung und der steigende Anteil älterer Arbeitnehmer in den Betrieben. Diese verbauen den Jugendlichen den Aufstieg auf der Karriereleiter.

Immer mehr befinden sich zudem in atypischen Beschäftigungsformen, sprich arbeiten befristet, geringfügig oder Teilzeit. Aufstiegschancen sehen die Jungen kaum - dieser Wert ist seit dem Jahr 2008 rückläufig. Eine Folge: 15 Prozent aller jungen Erwachsenen, die keiner Ausbildung mehr nachgehen, kommen mit ihrem Gehalt gar nicht aus, für mehr als die Hälfte reicht es nur knapp. Eine weitere Folge: 23 Prozent der jungen Beschäftigten wollen in Zukunft die Firma wechseln, 25 Prozent sogar den Beruf. Bei Jugendlichen in Ausbildung streben 24 Prozent später einen neuen Beruf an und 18 Prozent wollen ihre Situation durch einen Firmenwechsel verbessern.

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