Alexandra Moik und Irina Susan legen als Führungskräfte beim Verpackungs- und Papierunternehmen Mondi großen Wert auf eine diverse und inklusive Belegschaft. Warum sie überzeugt sind, dass das Unternehmen damit die Herausforderungen der Zukunft meistert, erklären sie im Interview.
Die Verpackungs- und Papierindustrie ist historisch männerdominiert. Was macht Mondi anders? Und was macht das Unternehmen für Sie attraktiv?
Mondi ist eines der wenigen global agierenden Industrieunternehmen mit internationaler Unternehmenszentrale in Wien. Beides, die Internationalität und die damit verbundene offene, vielseitige Unternehmenskultur und den Bereich der Industrie mit seinen spannenden, aber auch greifbaren Produkten, fand ich immer schon reizvoll.
Auch mich hat an Mondi in erster Linie das internationale und vielfältige Umfeld gereizt. Darüber hinaus entsprach Mondis Engagement für Nachhaltigkeit und Umweltverantwortung auch meinen persönlichen Überzeugungen und Karrierezielen.
Wie trägt die Integration von mehr Diversität in der Belegschaft dazu bei, die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit und damit auch eine erfolgreiche Zukunftsausrichtung sicherzustellen?
In einem sich schnell verändernden Geschäftsumfeld, wie wir es heute erleben, sind Innovation und Anpassungsfähigkeit der Schlüssel. Eine vielfältige Belegschaft bringt Menschen mit unterschiedlichen Lebenserfahrungen, kulturellen Hintergründen und Perspektiven zusammen. Diese Vielfalt kann zu kreativeren Problemlösungen und innovativen Ideen führen.
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass diverse Teams erfolgreicher sind. Bei Diversität geht es auch darum, für Themen, die unter der Oberfläche des Sichtbaren liegen, Aufmerksamkeit und Bewusstsein zu schaffen, wie zum Beispiel Werte, Erfahrungen und Verhaltensweisen.
Warum Mondi gezielt Karrieren von Frauen fördert
Podcast "Warum Mondi gezielt Karrieren von Frauen fördert"
Markus Gärtner erklärt im trend.Talk, welche kreativen Maßnahmen das Unternehmen dazu bereits erfolgreich umgesetzt hat.Frau Moik, Sie sind für die strategische Ausrichtung des Geschäftsbereichs für Wellpappe-Verpackungen verantwortlich - zu einem Zeitpunkt, an dem Konsumentinnen und Konsumenten sich weniger Verpackung wünschen und mehr auf Nachhaltigkeit achten. Was bedeutet das für Ihre Arbeit?
Die Nachfrage nach nachhaltigen Verpackungen steigt weiter, das Konsumentenverhalten ändert sich. Dazu entwickeln wir Lösungen, die den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft unterstützen Der Fokus muss auf zweckmäßigen, nachhaltigen Verpackungen mit cleverem Design liegen. Faserbasierte Verpackungen, wie zum Beispiel Wellpappe-Materialien, besitzen mit 82 Prozent unter allen Materialien die höchste Recyclingquote in Europa. Und im Vergleich zu anderen Materialien können Fasern ohne Qualitätseinbußen mehr als 5-mal wiederverwendet werden.
Wie gelingt es einem energieintensiven Unternehmen, seinen klaren Nachhaltigkeitsauftrag umzusetzen?
Mit Hilfe eines konzernweiten Nachhaltigkeitsplans, den Mondi-Aktionsplan MAP 2030. Seit 2015 haben wir bei Mondi rund 650 Millionen Euro in energie- und prozessbezogene Effizienzprojekte investiert, um Fortschritte zur Erreichung unserer Netto-Null-Treibhausgasemissionszielen zu erzielen. Wir haben unsere Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 2004 um 44 Prozent reduziert. Energieeffizienz steht im Mittelpunkt unserer Nachhaltigkeitsinitiativen, dazu haben wir zum Beispiel an unserem Standort in Frantschach zuletzt 20 Mio. Euro investiert. Wir sehen uns als Vorreiter in der Bioökonomie, indem wir beispielsweise den Anteil der Nebenprodukte aus der Zellstoffproduktion erhöhen.
Ein weiterer Trend ist natürlich die Digitalisierung. Wie funktioniert Digitalisierung in so einem traditionellen Industriezweig überhaupt? Und wo setzen Sie als Verantwortliche die Schwerpunkte bei dieser technologischen Veränderung in einem Produktionsbetrieb?
In einer traditionellen Branche erfordert die erfolgreiche Digitalisierung einen ganzheitlichen Ansatz. Das bedeutet, wir verbinden die Einführung von Technologien mit dem Fokus auf die Menschen sowie die Prozesse und Strategien. Ich glaube, dass das Management von Menschen und Stakeholdern ein Schlüsselfaktor in jedem digitalen Transformationsprojekt ist. Denn der Erfolg eines digitalen Transformationsprojekts hängt oft davon ab, ob es die Menschen, die davon betroffen sind, einbindet - Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartner.
Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz jetzt schon im Unternehmen? Und wie stark wird sie in Zukunft sein?
Innerhalb von Mondi liegt unser Hauptaugenmerk im Bereich der KI auf zwei Kernbereichen: Maschinelles Lernen und Deep Learning durch neuronale Netze. Vor allem das maschinelle Lernen hat bereits praktische Anwendungen in unserem Produktionsbereich gefunden. In jüngster Zeit haben wir uns auch mit “generativer KI” befasst, bei der es um die Untersuchung potenzieller Anwendungen von großen Sprachmodellen geht, ähnlich wie bei ChatGPT. Ein großer Vorteil von KI ist, dass sie große Datenmengen verarbeiten und analysieren kann, um Erkenntnisse und Trends aufzudecken, die uns helfen, fundiertere Entscheidungen zu treffen. Die erfolgreiche Integration von KI erfordert einen strategischen Ansatz, der die individuellen Bedürfnisse und Ziele des Unternehmens berücksichtigt.
Die Suche nach qualifizierten Fachkräften dominiert Wirtschaft und Industrie. Wie stellen Sie sicher, dass Mondi über die notwendige Workforce verfügen wird? Welche Maßnahmen ergreift das Unternehmen?
Mit unserem Talente-Förderungsprogramm NEXGEN machen wir zum Beispiel gezielt junge Kolleginnen und Kollegen sichtbar Unser Ziel bei Mondi ist es, ein attraktiver und beliebter Arbeitgeber zu sein. Dazu bieten wir ein entsprechendes Umfeld, gerade auch für die Talente der Zukunft. Wir wollen damit auch sicherstellen, dass wir unser Innovationspotential aus der bestehenden Belegschaft heben können und wir haben das ambitionierte Ziel, damit auch bis 2030 unsere Frauenquote im gesamten Unternehmen auf 30 Prozent zu heben.
Ich hatte das Privileg, an NEXGEN teilzunehmen. Im Laufe eines Jahres arbeiteten wir in kleinen Teams an einer Reihe von interdisziplinären Projekten, bei denen wir eng mit Mondi-Projektmentoren aus unserem Senior Management kooperierten. Im Mittelpunkt dieser Projekte steht die Bewältigung von Praxisfällen.
Abschließend noch eine persönliche Frage: Was ist der beste Rat, den Sie je bekommen haben?
Eine Karriere ist keine Leiter, sondern mehr ein Klettergerüst. Das bedeutet für mich, offen zu sein für neue Möglichkeiten. Nicht alles ist immer im Vorhinein planbar, manches ergibt sich, wenn man am wenigsten damit rechnet. Und so mancher Schritt nach rechts oder links entpuppt sich als nächste große Chance.
Der beste Ratschlag, den ich je erhalten habe, lautet, das zu finden, was uns wirklich begeistert, und es zu einem Teil eines größeren Ziels zu machen. Wenn wir mit Leidenschaft bei der Sache sind, wird unsere Arbeit zu einer anregenden und zielgerichteten Beschäftigung. Die Herausforderungen und Hindernisse, auf die wir dabei stoßen, fühlen sich dann eher wie Gelegenheiten für Wachstum an.