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EURO-Leadership 2024: Warum Österreich das Zeug zum Europameister hat

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©Elke Mayr/Midjourney
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Jonas Puck, wissenschaftlicher Leiter des Executive MBA Energy Management, analysiert, wie sich die Vorbereitung des ÖFB-Teams aus einer Management-Perspektive betrachten lässt, was sich Führungskräfte für ihre eigenen Teams davon abschauen können und weshalb Österreich Europameister wird – zumindest vielleicht.

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Nach 2016 und (Corona bedingt) 2021 hat sich die österreichische Fußball-Nationalmannschaft unter Ralf Rangnick 2024 zum dritten Mal in Folge für die Fußball- Europameisterschaft qualifiziert. Ein beachtlicher Erfolg, auf den die österreichische National-Elf zurecht stolz sein kann. Aber die Vorbereitung auf das prestigeträchtige Turnier war nicht nur von Erfolgen, sondern auch von (persönlichen) Rückschlägen gezeichnet. Aber ist das vielleicht sogar ein Vorteil?

Jonas Puck, wissenschaftlicher Leiter des Executive MBA Energy Management, hat sich das Team und sein Umfeld genauer angesehen. Der leidenschaftliche Fußballfan beschäftigt sich in seiner Forschung seit vielen Jahren mit den Parallelen zwischen Profi-Fußball und Business. Im Folgenden analysiert er, wie sich die Vorbereitung des Teams aus einer Management-Perspektive betrachten lässt, was sich Führungskräfte für ihre eigenen Teams davon abschauen können und weshalb Österreich Europameister wird – zumindest vielleicht.

In den letzten Wochen und Monaten ist im Umfeld sowie im Nationalteam selbst viel passiert. Beide Dimensionen, die interne und die externe, haben aber nicht nur in Unternehmen einen erheblichen Einfluss auf die Prozesse und den Erfolg von Teams, sondern auch im Fußball. Daher unterscheidet Jonas Puck bei seiner Analyse zwei Bereiche, nämlich Themen, die die österreichische Nationalmannschaft selbst (A) betreffen, und solche, die mit dem Umfeld der österreichischen National-Elf (B) zu tun haben.

A: Die österreichische Nationalmannschaft

Alaba, Schlager und Kalajdzic: wenn Leistungsträger ausfallen

Gemeinsam sind wir stark! Ralf Rangnick hat während der Euro 2024-Qualifikation aus den Einzelstars der österreichischen National-Elf ein echtes Team geformt. Er kennt die Stärken und Schwächen jedes einzelnen Spielers und vereint die Mannschaft für ein gemeinsames Ziel. Spitzenleistungen erfordern mehr als die Summe der Einzelleistungen – was es braucht, ist ein Umfeld, in dem sich die Stärken potenzieren. Was aber, wenn kurz vor dem wichtigen Turnier einige der Top-Start, der Leistungsträger der Mannschaft ausfallen?

Leadership-Learning: Wenn zentrale Spieler oder Schlüssel-Mitarbeiter ausfallen, schwächt das natürlich eine Mannschaft. Gleichzeitig kann es aber auch die Kohäsion innerhalb des Teams verbessern, weil alle näher zusammenrücken müssen. In einer derartigen Situation können sich auch bis dato unauffällige Mitarbeiter zu echten Leistungsträgern entwickeln. Ein guter Manager weiß das und begleitet diesen Prozess aktiv. Das Ergebnis: Ein Ausfall zentraler Leistungsträger erschüttert ein Team – wenn es ein guter Manager aber schafft die Steine wieder richtig zusammenzusetzen, kann so der Zusammenhalt in der Mannschaft gestärkt werden.

Ralf Rangnick entscheidet sich für Österreich (und lehnt das Bayern München Angebot ab)

Das kam dann doch unerwartet: Nachdem er schon seit einigen Wochen in Fachmedien als möglicher Nachfolger von Thomas Tuchel gehandelt wurde, entschied sich Rangnick Anfang Mai 2024 dazu, nicht zum deutschen Rekordmeister FC-Bayern München zu wechseln, sondern Teamchef des österreichischen Nationalteams zu bleiben.

Leadership-Learning: Ein wahrhaft starkes Statement, wenn das Team spürt, dass sich der Chef trotz attraktiver Angebote im Unternehmen bleibt. Diese besondere Art des Commitment schafft Vertrauen und Sicherheit und motiviert die Mitarbeiter zusätzlich, jeden Tag aufs Neue die extra Meile zu gehen und ihre Leistung zu verbessern.

Diversität als USP: warum internationale Erfahrung so viel wert ist

Voneinander lernen ist auch im Fußball ein echtes Erfolgsrezept. Und in dieser Beziehung hat die österreichische National-Elf einiges zu bieten: zahlreiche Spieler spielen wie in den letzten Jahren in der deutschen Bundesliga, nun gibt es aber zahlreiche weitere Erfahrungen. Trauner spielt in den Niederlanden, Danso in der französischen Ligue 1, Arnautovic und Posch in der Serie A in Italien, Pentz in der dänischen Superliga, Lindner in der belgischen Ersten Division, Trauner in der niederländischen Eredivisie und nicht zuletzt Alaba in der spanischen Primera División.

Leadership-Learning: Die österreichische Nationalmannschaft profitiert enorm von der Erfahrung und den verschiedenen Spielstilen, die ihre Spieler aus den internationalen Ligen mitbringen. Dies führt nicht nur zu einem besseren Verständnis der Spielstile möglicher Gegner, sondern hilft auch dabei, kreative Lösungen zu finden und innovative Ansätze zu entwickeln. Ein Aspekt, der auch in Unternehmen einen echten Unterscheid machen kann.

Mit Niederlagen richtig umgehen – aber auch mit Erfolgen!

Ralf Rangnick hat es geschafft: Souverän hat er sich mit der österreichischen Nationalmannschaft für die EURO 24 qualifiziert. In der Vorbereitung ist sein Team seit dem 2:1 Erfolg über Serbien und dem Remis gegen die Schweiz bereits sechs Spiele in Folge ungeschlagen.

Leadership-Learning: Doch Rangnick weiß: Kein Grund, sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen. Das ist auch genau das, was er seinen Spielern jetzt Gebetsmühlenartig predigt: „Wir dürfen uns von diesem Erfolg nicht blenden lassen. Wir hatten jetzt einen Run, haben Spiele gegen vermeintlich übermächtige Gegner gewonnen, aber auch Partien verloren, wo wir eigentlich als Sieger hätten vom Platz gehen müssen.“ Rangnicks Herangehensweise zeigt deutlich, dass sowohl Siege als auch Niederlagen wertvolle Lernchancen bieten. Erfolgreiche Führungskräfte analysieren deshalb nicht nur die Erfolge, sondern schaffen gleichzeitig auch eine Kultur, in der Fehler OK sind. Ganz nach dem Motto: Errungenschaften gemeinsam feiern, aber gleichzeitig Fehler nicht verteufeln, sondern sie aktiv als Lernchancen nutzen. So können sich alles verbessern und erfolgreicher werden – gemeinsam als Team!

B: Das Umfeld der österreichischen Nationalmannschaft

Sturm Graz beendet die Dominanz von Red Bull Salzburg

In der abgelaufenen Saison hat der steirische Traditionsclub Sturm Graz nicht nur Red Bull Salzburg nach 10-jähriger Dominanz als österreichischer Fußball-Meister entthront, sondern mit dem Gewinn des ÖFB-Cups auch den Pokal geholt - und damit das erste Double der Vereinsgeschichte seit 25 Jahren gewonnen. Damit ist den Schwarz-Weißen etwas gelungen, womit zu Beginn der Saison nur wenige gerechnet hatten.

Leadership-Learning: Sich auf den ersten Blick übergroße Ziele zu stecken, ist nicht nur etwas für Träumer und Phantasten. Wer es schafft, mit Beständigkeit und harter Arbeit seine Leute zu begeistern, mit dem eigenen Elan mitzureißen und ihre Stärken zu fördern, wird erleben, wie alle im Team über ihre Grenzen hinausgehen und vermeintlich Unerreichbares möglich machen. Teamarbeit und Zusammenhalt machen’s möglich! Dies gilt im Nationalteam wie auch im Unternehmen.

Warum die Spieler von Red Bull Salzburg und Bayern München trotzdem Gewinner sein können

Wer oben ist, möchte auch oben bleiben. Zweiter sein ist keine Option, denn der zweite ist ja bekanntlich schon der erste Verlierer. Noch schlimmer wird es für erfolgsverwöhnte Teams, wie etwas Red Bull Salzburg oder den FC-Bayern München. Die Österreicher haben bis 2024 zehn Mal ununterbrochen den Meistertitel geholt. Die Bayern haben sogar noch Größeres geleistet: elf Mal deutscher Meister (bis 2024), 2019 Gewinner der UEFA-Champions League und des so seltenen „Sextuple“ durch den Gewinn aller möglichen Titel in einer Saison. Für beide Teams hat der Erfolg 2024 aber ein jähes Ende genommen: Sie sind in der abgelaufenen Saison völlig titellos geblieben.

Leadership-Learning: Was aber bedeutet ein solcher Misserfolg aus psychologischer Sicht? Und wie kann man trotzdem Kraft aus der Niederlage schöpfen? Akzeptanz heißt hier das Zauberwort. Misserfolge und Rückschläge gehören zum (Berufs-)Leben wie Wolken zum Himmel. Wer es schafft, so an die Dinge heranzugehen (und sich nicht zu sehr an den Misserfolgen zu reiben), hat bereits einen großen Schritt in eine erfolgreiche Zukunft geschafft: Zumindest in den Medien scheint es so als hätten die Spieler von Bayern München und Red Bull Salzburg – mit Unterstützung ihrer Vereine - diese Saison gut verarbeitet. Es scheint sogar so, als wollten sie nun die Chance für einen Titel in diesem Jahr unbedingt noch nutzen, und motivieren dazu auch ihre Mitspieler im Nationalteam. So können nicht nur die Titelträger der letzten Saison positiv in die Europameisterschaft gehen – auch die Verlierer können von ihren Erfahrungen profitieren.

Und wie sieht es punkto Europameister aus?

Sowohl im Team selbst als auch in deren Umfeld finden sich also Entwicklungen, die sich positiv auf das Team auswirken können. Nicht zuletzt erleben wir in Österreich aktuell etwas, das Jonas Puck als realistische und zugleich positive Perspektive auf das Nationalteam einschätzt. Die Fans freuen sich zurecht über die positive Entwicklung und die zuletzt sehr guten Ergebnisse, gleichzeitig wirkt es so, als wäre die Erwartungshaltung an das Team nicht überhöht. Und wer weiß, vielleicht sind ja genau das die Bausteine aus denen zukünftige Europameister genau werden!

Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. trend.at macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.

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