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Fachkräftemangel in Handel und Gewerbe bremst Energiewende

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Walter Ochsner

Walter Ochsner, Ochsner Wärmepumpen, kann wie die gesamte Branche der alternativen Heiziungsanbieter die Nachfrage nicht mehr bedienen.

©Trend Wolfgang Wolak
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Die private Nachfrage nach alternativer Strom- und Wärmeversorgung boomt. Doch Handwerk und Gewerbe fehlt es an Rahmengesetzen und Tausenden Fachkräften, um die Nachfrage zu befriedigen und die Energiewende zu ermöglichen.

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Seine Probleme will man als Unternehmer haben. Fast flehentlich bittet Karl Ochsner die Kunden um Geduld: "Jeder, der eine will, bekommt auch eine. Aber derzeit bringen wir die Bestellungen einfach nicht mehr raus."

Sein gleichnamiges oberösterreichisches Familienunternehmen Ochsner Wärmepumpen wird derzeit geradezu überrannt. Man produziert Wärmepumpen, Geräte, die Wärme aus einem Verdichter-Verdampfer-Kreislauf in ein Heizungssystem einspeisen können. Mit Ökostrom betrieben gelten sie als spannender Ausweg aus fossiler Wärmeversorgung. Schon die Klimadiskussion ließ die Nachfrage steigen, seit dem Ukraine- Krieg jedoch kocht die Begeisterung über. Mit einem stolzen Auftragsüberhang (plus 50 Prozent im Vorjahr) muss Ochsner die Erwartungen aber dämpfen: "Wer sich jetzt für eines unserer Geräte interessiert, muss mit einer Wartezeit von mindestens sechs Monaten rechnen."

Sein Dilemma ist symptomatisch für die Haustechnikbranche in Österreich. In Folge üppiger Fördermillionen und explodierender Energiepreise steigt das Interesse der Konsumenten an alternativen Lösungen rund um Strom und Heizung. Doch in der Praxis scheitert die Umsetzung an fehlenden Kapazitäten der Dienstleister und Händler, egal ob Wärmepumpen, Holzöfen oder Photovoltaikanlagen. Weil auch noch Unsicherheiten mit gesetzlichen Rahmenbedingungen und ein undurchsichtiger Förderdschungel dazukommen, geht die private Energiewende weit schleppender voran, als sich das viele wünschen.

Stockende Energiewende

Wie hoch das Interesse derzeit ist, lassen die Förderregistrierungen für einen Heizungstausch im Klimaministerium vermuten: 2.200 Anrufe pro Woche waren es im März, mehr als noch im gesamten Jänner, 40.000 Förderwerber sind bereits registriert, immerhin 267,5 Millionen des auf 1,9 Milliarden Euro aufgestockten Fördertopfes wurden bereits zugesagt.

Doch bereits seit Jahren warnt die Ökobranche, dass das begrenzende Element einer Energiewende nicht das Geld, sondern die fehlenden Arbeitskräfte sind, etwa in der Elektrotechnik, sagt Robert Pfarrwallner, Wirtschaftskammervertreter und CEO von Rexel Austria, dem Marktführer unter den Großhändlern für den Elektrohandel: "Dafür, dass das für die österreichische, aber auch für die EU-weite Politik ein so großes Anliegen ist, gibt es schlicht nicht genug Elektrofachkräfte - die Nachfrage steigt laufend, und es fehlen bereits jetzt allein in Österreich Tausende Handwerker."

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VERA IMMITZER, PHOTVOLTAIC AUSTRIA: "Die gesetzlichen Förderbedingungen werden uns seit zwei Jahren versprochen, sind aber immer noch nicht geklärt."

 © Foto Weinwurm

Bereits vor zwei Jahren hatte er den Mangel alleine im Bereich Elektrik auf 2.000 bis 3.000 Personen geschätzt, sollte das ehrgeizige "1 Million Dächer"-Förderprogramm für Photovoltaikanlagen (PV) auf Hausdächern tatsächlich die Nachfrage erhöhen. Immerhin braucht es für die geplanten zusätzlichen elf Terawattstunden PV-Strom bis 2030 neue Kollektorkapazitäten in der Höhe von rechnerisch 1.650 MW Leistung pro Jahr. Bislang waren die PV-Monteure aber mit jährlich 150 bis 200 MW schon voll ausgelastet.

Auch Vera Immitzer, Sprecherin vom Bundesverband Photovoltaic Austria, weiß nicht, ob sie sich über die große Nachfrage freuen soll oder ärgern darüber, dass bei der Umsetzung nichts weitergeht: "Wir haben eine brutale Nachfrage, derzeit noch mehr, als ohnehin schon da war. Es gibt dafür einfach viel zu wenige Arbeitskräfte." Und sie bringt einen weiteren Aspekt ins Spiel: "Die gesetzlichen Förderbedingungen werden uns seit zwei Jahren versprochen, sind aber immer noch nicht geklärt."

Es geht um die Investitionsförderungen aus dem neuen Ökostrom-Fördergesetz, dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG). Sie würden für Kostensicherheit sorgen und somit den Umbau beschleunigen, hängen aber in der Abstimmung zwischen Wirtschafts- und Klimaministerium fest. Es sind nicht die einzigen vermissten Rahmenbedingungen: Auch ein Wärmegesetz und ein Energieeffizienzgesetz, das die Ausbaupfade über Einsparverpflichtungen absichern würde, fehlen seit Jahren.

Fachkräftemangel bremst

An der Basis ist die Verunsicherung deutlich zu spüren. Etwa in Gerasdorf, Niederösterreich: Energieberater Andreas Niesner und das örtliche Installationsunternehmen Pelz & Holzschuh veranstalten hier regelmäßig Informationsabende im Gemeindezentrum, weil Einzelanfragen überhandnehmen. Neukunden brauchen die beiden eigentlich auf Monate hinaus nicht mehr. Niesner: "Wir haben zwar erst März, sind aber bereits an dem Punkt, dass viele Installateure für heuer keine Kapazitäten mehr haben."

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ZAGHAFTE WENDE. Mit jährlich rund 100.000 neuen Heizkesseln arbeitet die Branche am Anschlag, mehr geht nicht. Wachstumssieger sind dabei erneuerbare Technologien, absolute Spitzenreiter waren aber Gasheizungen.

 © trend

Für kleine Handwerksunternehmen ist es keine Perspektive, mehr Personal einzustellen. Erstens gibt es die notwendigen Spezialisten selten auf dem Arbeitsmarkt. Und mehrjährige Ausbildungsverträge kann sich kein Unternehmen leisten. Was, wenn die Entwicklung doch wieder abreißt wie etwa bei den Pelletsöfen vor zehn Jahren? Damals kam es zum Einbruch, weil der Rohstoff Holz plötzlich teurer wurde.

Wie die Energiewende praktisch umsetzen?

Die bisherige Bilanz der privaten Energiewende ist jedenfalls durchwachsen. Mit Anstrengung konnten 2021 in Summe etwa 100.000 Heizkessel neu installiert werden, ein wenig mehr als die üblichen knapp 90.000 pro Jahr. Wachstumssieger waren Holzheizungen (plus 38 Prozent), gefolgt von Wärmepumpen (plus 23 Prozent).

Doch den großen fossilen Anlagenbestand zu ersetzen, wird sich mit diesem Tempo nicht ausgehen, sagt Elisabeth Berger, Sprecherin des VÖK, der Kessellieferanten Österreichs: "Wir sind bei 100.000 Kesseln schon am Anschlag." Dabei sind die bisherigen Neuinstallationen weit weniger aufwändig als das, was noch bevorsteht: echte Austauscharbeiten, im Zuge derer alte Heizungssysteme rundum erneuert werden müssten.

Die Zahlen zeigen die Dimension der Aufgabe: Alleine 600.000 Ölheizungen gibt es derzeit in Österreich plus fossil betriebene Fernwärmenetze wie in Wien mit weit über 400.000 Haushalten, dazu mehrere Hunderttausend Gasthermen, die sogar mehr werden: plus 49.000 Stück alleine im vergangenen Jahr. Die Vorstellungen der Politik waren blauäugig, so Berger: "Man hat vor lauter Förderungen für Ökostrombetreiber völlig verschlafen, dass es auch jemanden braucht, die Energiewende praktisch umzusetzen."

Und so weiß auch Ochsner, dass das größte Risiko vor allem eines von ausreichend Mitarbeitern ist, wenn er wie geplant seine Produktionskapazitäten durch eine neue, 20 Millionen Euro teure Fertigungshalle verdreifacht. In der Branche macht sich die vage Hoffnung breit, dass etwa Gas- oder Ölheizungsinstallateure, die in Zukunft weniger gebraucht würden, auf neue Technologien umgeschult werden könnten. Immerhin: Das neueste Energiepaket der Regierung sieht zumindest einmal Förderungen für die Ausbildung zum PV-Monteur vor.

Der Artikel ist der trend. EDITION vom März 2022 entnommen.

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