GEPFLEGTER UMGANG. Andrea Kapounek (M.) ist Geschäftsführerin für die Wiener Standorte beim privaten Non-Profit-Sozialträger Haus der Barmherzigkeit.
©trend / Lukas IlgnerIm HAUS DER BARMHERZIGKEIT zählt der Mensch. Der Sozialträger hat erkannt, dass gute Pflege gute Pflegekräfte braucht. Und die brauchen gute Rahmenbedingungen für ihren Beruf.
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Die Kranken- und Altenpflege ist ein hochsensibler Bereich. Wie fragil dieser ist und was er den Beschäftigten psychisch und physisch abverlangt, wurde in den letzten Jahren vermehrt diskutiert – nicht zuletzt befeuert durch die Coronapandemie, die Probleme und Schwachstellen im Pflegebereich sichtbar machte. Auch was die Arbeitsbedingungen betrifft. Insofern ist es eine großartige Leistung, dass sich das Haus der Barmherzigkeit auf der Liste der besten Arbeitgeber im Bereich Gesundheit wiederfindet.
Die private Non-Profit-Organisation, die sich über öffentliche Mittel und Spenden finanziert, betreibt in Wien und Niederösterreich sieben Pflegekrankenhäuser und -heime mit rund 1.250 Bewohner:innen. „Darüber hinaus betreut unser ,Haus der Barmherzigkeit Integrationsteam‘ auch rund 400 Kundinnen und Kunden mit komplexen Behinderungen in WGs, Tageszentren oder durch die mobile Begleitung“, fasst Andrea Kapounek, die als Geschäftsführerin den Bereich Wien verantwortet, zusammen.
Etwa 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt das Unternehmen zurzeit. „Rund 1.400 Mitarbeitende sind in der direkten Pflege beschäftigt, und 75 Prozent davon sind weiblich“, legt Kapounek ein paar Fakten auf den Tisch. Das Personal ist übrigens sehr international und kommt aus 70 verschiedenen Nationen. „Wie andere Sozialträger auch setzen wir unter anderem auf Relocation-Projekte, um den Fachkräftemangel auszugleichen“, erklärt Kapounek.
Anfang des Jahres traf etwa Pflegepersonal aus Kolumbien und den Philippinen in Wien ein. „Es ist uns eine große Herzensangelegenheit, neuen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen den Einstieg in den Job in einem völlig neuen Land so unkompliziert wie möglich zu bereiten. Wir vernetzen sie daher sofort mit Native Speakern, die sie einschulen, aber auch mit den bestehenden Communitys in der Stadt“, so Kapounek.
Zudem wechselten die Wiener Häuser 2022 in den Kollektivvertrag der Sozialwirtschaft, der als besonders dienstnehmerfreundlich gilt. „Was uns aber vor allem auszeichnet, ist, dass wir für unsere Angestellten Rahmenbedingungen schaffen, in denen sie ihren Beruf mit Freude ausführen können. Bei uns steht nicht nur der Bewohner im Mittelpunkt, sondern auch der Mitarbeiter“, so Kapounek, die selbst aus der Pflege kommt: „Bei einem Beruf wie unserem muss der Dienstgeber dafür sorgen, dass Belastungen abgeschwächt werden.“
Konkret bedeutet dies, dass man im Haus der Barmherzigkeit unterschiedliche Arbeitszeitmodelle anbietet und bei der Dienstplanerstellung sehr flexibel agiert.
Man bietet Modelle und Lösungen für Alleinerziehende ebenso an wie Fort- und Weiterbildungsprogramme, es kann kurzfristig auf Sabbaticals gegangen werden, und man achtet allgemein auf ein sehr gutes Betriebsklima: „Es muss für jeden die Möglichkeit geben, ohne schlechtes Gewissen sagen zu können, wenn man einen Dienst nicht übernehmen kann.“ Der Aufwand lässt sich übrigens auch in Zahlen messen – und zwar mit einer niedrigen Fluktuationsrate.
HAUS DER BARMHERZIGKEIT
HAUPTSITZ: | Wien |
---|---|
UMSATZ: | 150 Mio. € |
BESCHÄFTIGTE: | ca. 2.000 |
GESCHÄFTSFÜHRUNG: | Andrea Kapounek (Wien) |
GESAMTRANKING: | 213 |
Der Artikel ist der trend. EDITION vom März 2024 entnommen.
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