In der Corona-Pandemie wurde Homeoffice zum Muss, danach beinahe zur Selbstverständlichkeit. Mittlerweile hat sich das Blatt jedoch gewendet. In Unternehmen wird Homeoffice wieder zur Ausnahme. Aktuell wird es nur noch bei 17 Prozent der offenen Stellen eine Homeoffice-Option angeboten.
Der März 2020 war in vieler Hinsicht eine Zäsur. In diesem Monat begann sich das COVID-19-Virus rapide in Europa auszubreiten. Aus Einzelfällen wurde ein Flächenbrand, der die Wirtschaft vor ungeahnte Herausforderungen stellte. Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen und staatlich verordnete Schließungen zwangen Unternehmen zu noch nie dagewesenen Maßnahmen.
"Homeoffice" war eine dieser Maßnahmen, mit denen versucht wurde, in einer ganz und gar nicht normalen Zeit, das Werkl irgendwie am Laufen zu halten. Mit Laptops und Internet-Zugang ausgestattet wurden in vielen Unternehmen Mitarbeiter:innen in Bausch und Bogen nach Hause geschickt, um ihre Arbeit von dort aus zu erledigen.
Das Experiment kann durchaus als geglückt bezeichnet werden. In der pandemischen Ausnahmesituation gelang es dadurch vielen Unternehmen, großteils ohne größere Schwierigkeiten den Betrieb aufrecht zu halten; zumindest soweit das unter den allgemein vorherrschenden Umständen möglich war.
Das neue Normal?
Die Pandemie wurde in mehreren Wellen überdauert, Schutzmaßnahmen wieder aufgehoben. Doch in vielen nicht-produzierenden Unternehmen und Dienstleistungsbetrieben, die mit keinem direkten Kundenkontakt verbunden waren, blieben die Mitarbeiter:innen ihren angestammten Arbeitsplätzen in großer Zahl weiterhin fern. Das "Homeoffice" hatte sich derart etabliert, dass viele Büros auch nach Ende der Pandemie weiterhin dünn besetzt blieben und Jobs von zuhause aus erledigt wurden.
"Homeoffice" wurde als Teil des "neuen Normal", des "New Work" gesehen und propagiert, geprägt vom Vertrauen der Führungskräfte in die Selbstbestimmtheit der Mitarbeiter:innen, ihre Aufgaben orts- und zeitunabhängig zu erfüllen. Besonders für die Jüngeren aus der Generation Z wurde "Homeoffice" rasch zu einer Selbstverständlichkeit und zu einer sine-qua-non Bedingung, einen Job überhaupt in Erwägung zu ziehen.
Viele Unternehmen spielten das Spiel zu Beginn generös mit und gaben - besonders den neuen Mitarbeiter:innen zum Teil auch völlig freie Hand, nach eigenem Gutdünken zu entscheiden, von wo aus sie ihre Arbeit verrichten. Was mitunter auch zur Folge hatte, dass manche Mitarbeiter:innen die 100-Prozent-Homeoffice-Option zogen und nur noch virtuell angedockt waren und auch an Meetings ausschließlich remote teilnahmen.
Kehrtwende: Homeoffice von der Regel zur Ausnahme
Unternehmen bemerkten bald, dass es zusehends schwierig wurde, Homeoffice-Mitarbeiter:innen auf Dauer in die unternehmerischen Prozesse einzubinden. Immer häufiger wurden Rückgänge in der Produktivität beklagt und besonders schwerwiegend wurden auch das Schwinden der Team-Effekte, der Verlust sozialer Kontakte und damit einhergehend auch die generelle Gefährdung des Teams gesehen.
Die Devise hieß daher auch bald: "Zurück an den Arbeitsplatz!" Und in der andauernden Rezession wurde diese Devise auch Zug um Zug weiter umgesetzt, "Homeoffice" zusehends wieder zur Ausnahme.
Eine im März 2024 von der Onlineplattform Xing durchgeführte Umfrage ergab bereits, dass der Anteil der Mitarbeiter:innen mit Homeoffice-Option bereits auf 35 Prozent zurückgegangen war. Für 13 Prozent der Beschäftigten aus Jobs, bei denen Homeoffice grundsätzlich möglich wäre, herrschte bereits wieder eine generelle Anwesenheitspflicht in den jeweiligen Unternehmen.
Seither wurden die Zügel noch mehr angezogen. Eine Mitte Juli 2024 vom Jobportal "karriere.at" durchgeführte Analyse ergab, dass die Möglichkeit zum remote Arbeiten über alle Branchen gesehen nur noch in 17 Prozent der aktuell ausgeschriebenen Stellen vorhanden war. "2024 ist Homeoffice in Österreich ganz und gar keine Selbstverständlichkeit. Es ist nicht die Regel, sondern die Ausnahme, von zuhause aus arbeiten zu können", schließt Georg Konjovic, CEO bei karriere.at. Am weitesten verbreitet ist diese Option noch in der IT-Branche, wo immerhin noch bei jedem dritten freien Job eine Homeoffice-Option angeführt ist.
Dennoch ist Konjovic überzeugt, dass sich auf Dauer zumindest eine hybride Arbeitsweise etablieren wird: "Das ermöglicht, die Vorteile des Büros – soziale Interaktion, kurze Wege für Besprechungen etc. – mit den Vorteilen des Arbeitens im Homeoffice zu kombinieren, etwa weniger Ablenkung für konzentriertes Arbeiten." Er sieht "Homeoffice" auch weiterhin als Asset, das es Unternehmen ermöglicht, am schwierigen, vom Fachkräftemangel geprägten Jobmarkt zu reüssieren. "Sonst verliert der Arbeitgeber schnell an Attraktivität oder ein Job wird gar nicht in Erwägung gezogen."