It´s showtime! Der sensationellste Vortrag verfehlt seine inhaltliche Wirkung, wenn er nicht durch überzeugende Gestik, Mimik und Körperhaltung unterstrichen wird. Körpersprache richtig einsetzen zu wissen, gehört zu den wichtigsten Soft-Skills erfolgreicher Führungskräfte. Die gute Nachricht: Übung macht den Meister.
Greift sich jemand an die Nase, dann lügt er. Presst er die Lippen aufeinander, ist er „not amused“. Verschränkte Arme bedeuten Ablehnung. Diese und noch viele andere Annahmen kursieren über körpersprachliche Signale. Die jeweilige Interpretation kann durchaus zutreffen, muss aber nicht, sagt Expertin Monika Matschnig: „Die verschränkten Arme sind vielen Menschen einfach bequem. Beim Zuhören nehmen sie deshalb diese Position ein. Tut Ihr Gegenüber dies allerdings plötzlich mitten im Gespräch und verschließt dazu seine Lippen, hat er vermutlich gerade ein Problem mit Ihnen oder Ihren Ausführungen.“
Warum ist Körpersprache wichtig?
Matschnig beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Körpersprache und hat mehrere Bücher zum Thema verfasst. Das jüngste davon trägt den Titel „Körpersprache. Macht. Erfolg.“ und gibt Aufschluss darüber, wie Manager und Politiker ihre nonverbalen Kompetenzen in der Kommunikation einsetzen und damit ihre Wirkung auf andere verbessern können.
Für ihre Klientel hat die gebürtige Kärntnerin eine provokante These parat: Wirkungskompetenz hat Sachkompetenz überholt. Was nota bene nicht heißen soll, dass der Inhalt eines Vortrages oder eines Verhandlungsgespräches irrelevant wäre, doch erst mit den richtig gesetzten Gesten sowie einer stimmige Haltung kommt die Botschaft beim Gegenüber an. Einfaches Beispiel: Eine Führungskraft, die ihre Mitarbeiter motivieren will, darf selbst nicht unmotiviert wirken. Wenn Blicke, Gesten und Bewegungen nicht zum Gesagten passen, entsteht beim Gesprächspartner Irritation, im schlimmsten Fall sogar Vertrauensverlust.
Selbstreflexion und Emotionen
Weil aber Vertrauen eine harte Währung für moderne Leadership ist, sollte jede Führungskraft daran arbeiten, die eigene Körpersprache zu optimieren. Und gleichzeitig Selbstreflexion betreiben sowie sich nicht davor scheuen, Emotionen sichtbar zu machen.
Denn während man von Chefs in grauer Vorzeit vor allem ein autoritäres Auftreten, Ernst und Gediegenheit erwartete, ist heute Lebendigkeit gefragt. Es muss ja nicht jeder gleich ein Steve Balmer werden. Der ehemalige CEO von Microsoft fegte und tobte bei jeder Präsentation über die Bühne wie kein anderer. Aber: Bewegung, eine ausdrucksvolle Körpersprache und Mimik sind nicht nur jedem gestattet, sie sind unverzichtbar, wenn man überzeugend auftreten will.
„Der Körper ist der Handschuh der Seele, seine Sprache das Wort des Herzens. Jede innere Bewegung, Gefühle, Emotionen, Wünsche drücken sich durch unseren Körper aus", sagt der Großmeister der Pantomime Samy Molcho. Er muss es wissen, galt er doch Jahrzehntelang als Top-Berater für Manager, Unternehmer und Politiker in Sachen Körpersprache. Unter anderem hatte er einst Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer unter der Fittiche.
Wie können Leader ihre Körpersprache verbessern?
Leader aus Wirtschaft und Politik zählen auch zu Monika Matschnigs Kundenkreis. Jeder, sogar ein sehr introvertierter Mensch, könne gesteigerte Aufmerksamkeit erzeugen, wenn er die zu ihm passende Körpersprache erlernt, sagt sie. Denn man kann Verhalten ab- und antrainieren: „Ich habe schon echte Metamorphosen erlebt“, so die Fachfrau. Um ein stimmiges Ergebnis zu erzielen, braucht es aber Geduld und Zeit. Was sich am Ende immer lohnt, denn wer an seiner Körpersprache arbeitet, gewinnt Sicherheit, Souveränität und Überzeugungskraft – nicht nur im Berufsleben. Matschnig wählt bei Einzeltrainings zwei verschiedene Methoden:
Bei der „Bottom up“-Methode wird – bildlich gesprochen – „von außen nach innen“ gearbeitet. Die Trainerin beobachtet das Verhalten und gibt Tipps, wie man daraus optimale Gesten und eine gute Körperhaltung entwickelt.
Die „Top down“-Methode hat zunächst das Ziel, die innere Einstellung zu ändern, indem man mit Vorstellungen arbeitet. Dies wirkt also „von innen nach außen“. So kann man sich etwa ausmalen, „König“ oder „Königin“ zu sein und schon bekommt in der Regel die Körperhaltung mehr Spannung. Oft sind es Frauen, so die Expertin, die mit dieser Methode rasch lernen.
Welche Gesten wirken positiv?
Die Sprache des Körpers ist freilich nicht nur eine der Haltung, sondern auch der Gesten und der Mimik. Wer etwa breit lächelt, kurz bevor eine Videokonferenz beginnt, wird einen freundlichen Gesichtsausdruck zum Start derselben haben, was in Bruchteilen von Sekunden bei den anderen Teilnehmern ein angenehmes Gefühl erzeugt. Oder: Ein bei einer Veranstaltung in die Menge gerufenes „Herzlich willkommen, schön, dass Sie hier sind!“ ist ausgesprochen wirkungsvoll, wenn man dabei die Arme ausbreitet und in dieser Bewegung kurz innehält. Achtung: Die Arme sollen stets oberhalb der Hüften sein.
Generell sind Arme und Hände die wichtigste Verbindung zum Gehirn, weshalb ihr Einsatz gut geübt werden muss, damit Gesten automatisch passieren und natürlich wirken. Innehalten gilt auch für das Hin- und Hergehen auf einer Bühne. Man suche sich immer wieder einen festen Standpunkt, wenn man sich nach vorne, rechts und links bewegt. „Sonst wirkt es fahrig“, sagt Matschnig. Nicht minder wichtig: ein fester Blickkontakt. Unsere Augen gelten nicht zufällig als „das Tor zur Seele“ und schaffen eine Verbindung zwischen zwei Gesprächspartnern.
Vor einem großen Auditorium sollte man den Blick nicht umherschweifen lassen, sondern sich zunächst kurz auf eine einzelne Person konzentrieren, die einem positiv auffällt. Das hält nicht nur Nervosität und Lampenfieber in Schach, sondern kommt einfach gut an. Im nächsten Schritt kann man die sogenannte M-Regel anwenden, indem den Blick von vorne links nach hinten, danach nach vorne in die Mitte und dann nach hinten rechts und wieder nach vorne rechts bewegt und stets einzelne Zuhörer anblickt.
Trainings für Körpersprache
Die Perfektionierung der eigenen Körpersprache zieht zunächst einen enormen persönlichen „Profit“ nach sich. Zusätzlich erwirbt man aber auch das nötige Know-how, um nonverbale Signale des Vis-á-Vis besser einschätzen zu können. Das Heben der Augenbrauen steht für Aufmerksamkeit, eine unwillkürlich geöffnete Handfläche für Ehrlichkeit und – siehe oben – verschränkte Arme sind nicht immer ein Zeichen für Ablehnung, um bloß drei Beispiele von vielen zu nennen. Weil Körpersprache so essentiell geworden ist, gibt es ein breites Angebot von seriösen Unternehmensberatern und Experten, die Seminare und Einzelcoachings zum Thema anbieten. Wer sich vorab informieren will, kann das im Netz tun:
YouTube wirft unter dem Begriff fast 700 000 Ergebnisse aus
Auf Amazon erscheinen mehr als 3000 Vorschläge an Büchern
Nimmt man das Internet als Gradmesser, ist die Bedeutung des Themas Körpersprache somit evident – für Leader und solche, die es werden wollen.
Buchtipps zum Thema Körpersprache
Monika Matschnig: Körpersprache. Macht. Erfolg.
Ein sympathisches, souveränes und vor allem überzeugendes Auftreten ist lernbar. Wie Sie die Wirkungskraft Ihrer individuellen Persönlichkeit im Job steigern, zeigt Körpersprache-Expertin Monika Matschnig in diesem Praxisratgeber: Von Vorstellungsgesprächen, über Präsentationen und Verkaufsgespräche bis hin zu der Frage nach der Wirkung von Führungskräften oder im interkulturellen Kontext gibt sie anhand von konkreten Beispielen wertvolle Praxistipps, die Ihre Wirkungskompetenz erhöhen, und zeigt Stolperfallen auf. Zahlreiche Fotos veranschaulichen den Inhalt und erleichtern das Verständnis.
Gabal Verlag
ISBN 978-3-86936-906-8
Samy Molcho: ABC der Körpersprache
Die wichtigsten Stichworte zum Thema Körpersprache von A - Z Sie möchten einen guten Eindruck beim Bewerbungsgespräch hinterlassen? Sie würden die Flirtsignale des anderen Geschlechts gern besser deuten? Dieser Ratgeber des Erfolgsautors und Körpersprache-Experten Samy Molcho versammelt die wichtigsten Stichworte zum Thema Körpersprache und hilft Ihnen, Ihre Gesprächspartner in Zukunft auch ohne Worte zu verstehen.
Heinrich Hugendubel Verlag
ISBN 978-3-7205-2841-2